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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 17. Juli 2016

Sie war so schön, dass ihr die ganze Welt zu Füßen – pardon - zu Rädern lag. Die vor 60 Jahren als Nachfolger des Heckmotor-Mini Renault 4 CV vorgestellte „La Dauphine“, also die Thronfolgerin, sollte nicht nur die Gallier begeistern, sondern den ganzen Globus erobern und so Devisen für Frankreich erwirtschaften.
 
Eine Mission, die der Heckmotor-Viertürer zeitweise sogar erfolgreicher durchführte als sein ewiger Gegner aus Wolfsburg. Immerhin brachte die staatliche Régie Renault Ende der 1950er Jahre in Amerika mehr Autos unter das Volk als Volkswagen. Auch auf dem Heimatmarkt des Käfers konnte die verführerische französische Prinzessin sich mit einem Preis von 4.750 Mark in die Herzen der Deutschen schmeicheln. Dazu trug der französische Fahrkomfort ebenso bei wie der bequeme Einstieg durch vier Türen und die Vorteile des wassergekühlten, kultivierten 0,85-Liter-Vierzylinders gegenüber dem vergleichsweise lärmigen, luftgekühlten VW-Boxer. Andererseits war der Käfer konstruktiv langlebiger und zuverlässiger. Als die Dauphine im Heimatland ihren Abschied gab, war sie mit über 2,1 Millionen Einheiten das bis dahin meistgebaute französische Auto aller Zeiten.
 
Mit fast schon coupéhafter Erscheinung war die nur 3,95 Meter lange Renault Dauphine bei ihrem Debüt im Jahr 1956 eine elegante und fortschrittliche Alternative zu Konkurrenten, die teils sogar noch auf Vorkriegskonstruktionen zurückgingen wie VW Käfer, DKW und Morris Minor. Vor allem verfügte die Dauphine serienmäßig über vier Türen. Hinzu kam: Die moderne Pontonform der Dauphine war prestigeträchtig und verkörperte die damals weltweit gefragte optische französische Leichtigkeit. Fast federleicht waren auch die 600 Kilogramm, die der Fünfsitzer auf die Waage brachte. So genügten der Limousine bescheidene 19 kW/26,5 PS für eine autobahntaugliche Vmax von 115 km/h.
 
Alles lief bestens für Renault Ende der 1950er Jahre und mit dem Werbeslogan „Le Monde dit oui à Renault“ („Die Welt sagt ja zu Renault“) feierten sich die Franzosen nicht zu Unrecht selbst. In Europa beteiligte sich die Dauphine an der spanischen Volksmotorisierung durch eine Produktion bei Fasa. Außerdem entstanden Rechtslenker in Irland und Großbritannien, wo sogar Königin Elisabeth ein Exemplar der französischen Thronfolgerin übernahm. Alfa Romeo baute derweil die schöne Gallierin bei Mailand als Dauphine-Alfa Romeo und lieferte zum Ausgleich Alfa-Modelle an den französischen Renault-Vertrieb. Auch in Südamerika, Afrika und Australien bereicherte die Dauphine das Straßenbild und in Japan entstand sie bei Hino. Allein der Start in Indien wollte nicht gelingen.
 
Trotzdem ähnelte die Erfolgskurve der Dauphine kurzzeitig der des ebenso weltgewandten VW Käfer. Mit der fast unkaputtbaren Mechanik des Wolfsburger Krabbeltieres konnte sich der kompakte Renault allerdings nicht ganz messen, wie sich auf den endlos langen amerikanischen Highways zeigte. Letztlich waren es keine wirklich schlimmen Pannen, aber die US-Autolobby nutzte ihre Chance zu propagandistischen Gegenschlägen, die den Ruf der kleinen Renault in den USA ruinierten. Die Folge waren zehntausende unverkaufte Renault Dauphine, die ungeschützt auf Halde standen und teils in Häfen zu rostigen Ruinen mutierten. Im Stammwerk Flins mussten daraufhin über 1.200 Arbeiter entlassen werden. Eine Kette katastrophaler Nachrichten, aus denen sich Renault jedoch glücklich befreien konnte. Möglich machten das der neue Renault 4 – und frische Erfolge der Dauphine außerhalb der USA.
 
 
Die 1,5 Millionen-Marke in der Produktionsstatistik passierte die Dauphine 1961, davon waren rund 60 Prozent in den Export gegangen. Ein Ende fand die französische Fertigung der Dauphine erst im Dezember 1967 und in anderen Ländern lief die Montage sogar noch bis 1971. Fast hätte es die ewig jugendliche wirkende Thronfolgerin so geschafft, ihren Nachfolger zu überleben, den bereits 1962 lancierten Renault 8.
 

Die ebenso bezaubernde wie bezahlbare Dauphine eroberte ab Mitte der 1950er Jahre nicht nur die Herzen der Franzosen, sondern auch Amerika, als Alfa Romeo Italien und bei Hino sogar Japan.

Fazit
Die ebenso bezaubernde wie bezahlbare Dauphine eroberte ab Mitte der 1950er Jahre nicht nur die Herzen der Franzosen, sondern auch Amerika, als Alfa Romeo Italien und bei Hino sogar Japan.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-07-17

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