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Testbericht

Stefan Grundhoff, 27. Januar 2008
Der Range Rover Sport bietet mit seinem V8-Benziner Sound und Leistung im Überfluss. Der VW Touareg setzt mit seinem V10-TDI-Aggregat auf brachiale Wutausbrüche. Range oder Touareg – Benzin oder Diesel?

Die Kosten spielen in der SUV-Edel-Klasse nur eine untergeordnete Rolle. Die mächtigen Kaufpreisen jenseits der 50.000-Euro-Marke folgen ebenso üppige Unterhaltskosten. Die beiden PS-Protze aus Deutschland und England verbrauchen auf 100 Kilometern so um die 20 Liter – einzeln, nicht zusammen. Kein Wunder bei rund 300 PS und einem zu bewegenden Lebendgewichte von jeweils mehr als 2,5 Tonnen.

Mit dem Range Rover Sport wollen die Briten neue Kundengruppen erschließen. Nicht allein der elitäre Range Rover mit seinem Landlord-Charme soll es mehr richten. Der Sport ist eine Spur jünger, dynamischer - und günstiger zugleich. Damit spielt er in einer Liga mit dem VW Touareg. Der macht seit seiner Markteinführung besonders durch seinen omnipotenten Zehnzylinderdiesel von sich reden - und ist einer der meistverkauften SUVs ist Deutschland. Die Motorenwertung kann der Brite für sich entscheiden. Acht Zylinder, 220 kW/299 PS und 425 Nm Drehmoment verabschieden sich beim Kavalierstart mit einem lauten Donnergrollen um die Ecke. Wie eine aufgezogene Feder setzt sich der 2,5-Tonnen-Koloss mit nur kurzer Verzögerung in Bewegung. Der variable Allradantrieb sorgt dafür, dass sich die pure Leistung auch in Beschleunigung umsetzt und die Reifen geschont werden. Dabei ist die Sechsgang-Automatik von ZF prächtig auf den bulligen Sauger abgestimmt. Von 0 bis Tempo 100 vergehen gerade mal 9,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 215 km/h - doch über 190 km/h hält sich der Spaß in Grenzen. Zu groß sind Stirnfläche, Durst und Wankbewegungen. Der Durchschnittsverbrauch lag im Praxistest bei 19,1 Litern Super auf 100 Kilometern. Bei flotter Gangart oder in der City sind es gerne auch deutlich über 23 Liter. Also: Lieber Fuß vom Gas.

In Fahrleistungen und Verbrauch steht der VW Touareg dem Range in nichts nach. Zwei Zylinder und 800 Kubik mehr sowie der in kaltem Zustand laut polternde TDI-Motor lassen die Beschleunigung ganz im Gegenteil deutlich brachialer erscheinen. 313 PS und 750 Nm maximales Drehmoment bei 2.000 Umdrehungen sind für Allradantrieb und Sechsgang-Automatik kein Zuckerschlecken sondern Zwangsarbeit. 0 auf 100 in 7,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 229 km/h sind angesichts von 2,6 Tonnen Gewicht jedes Mal aufs neue beeindruckend - ebenso wie der Verbrauch von 17,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Immerhin gibt es einen 100-Liter-Tank. Bleibt abzuwarten, ob der V10-TDI mittelfristig von dem 4,2-TDI des Audi abgelöst wird.

Im Gegensatz zum solide gezeichneten Touareg macht der Range den deutlich bulligeren Eindruck, liegt optisch satter auf der Straße und macht einfach Lust auf mehr. In den mächtigen Radhäusern wirkt der 20-Zoll-Radsatz respekteinflößend. Dazu kommen die breite Front und die abgeflachte Dachlinie. So sportlich präsentiert sich kein anderer Geländekönner. Mit so einem kann man problemlos beim abendlichen Leichtathletik-Training vorfahren. Die meisten Touareg-Kunden entscheiden sich für die schwächeren Dieselversionen R5 und V6 mit 175 bzw. 225 PS. Optisch präsentiert sich das Topmodell V10 TDI nahezu identisch. Für ein Kraftpaket mit 313 PS steht der Wolfsburger ungewöhnlich staksig in der Landschaft. Im Gelände und auf der Straße bieten beide Modelle eine eindrucksvolle Vorstellung. Range Rover und VW Touareg verfügen über variantenreiche Luftfederungen. Besonders einfach macht es einem der Brite: Hier stellt der Fahrer nur den gewünschten Untergrund ein - den Rest erledigt die Elektronik.

Vor der Einfahrt in die Tiefgarage lässt er sich in Sekundenschnelle absenken – wie der deutsche Klettermaxe aus Wolfsburg. Im unwegsamen Terrain, auf Schotter, Sand oder Schnee sind die beiden kaum zu bremsen. Allein die Masse zeigt den beiden ihre physikalischen Grenzen auf. Jeweils mehr als 2,5 Tonnen graben sich nun einmal flotter ein als gedacht. Und wenn sie einmal rutschen gibt es kaum noch ein Halten. Überraschend, wie stark sich beide in flottem Trab über kurvenreiche Straßen jagen lassen. Hier verrichten Lenkung, Fahrwerk, Regelsysteme und Bremsen Schwerstarbeit. Der Fahrer merkt von alledem wenig und hat keine Mühe Range und Touareg zu bewegen. Der 4,79 Meter lange Range Rover Sport fährt sich Dank Dynamic Response eine Spur straffer als der 4,75 Meter lange VW, der in Kurven durch stärkere Nick- und Wankbewegungen auffällt. Dafür kann man beim VW die Stoßdämpfer straffer einstellen – eine Wohltat auf kurvigen Bergstraßen. Beide Konkurrenten bieten jede Menge Platz im Innenraum. Längere Touren mit vier oder gar fünf Personen werden da zur Wohltat. Doch der Touareg ist dann doch der bessere der beiden. Die Sitze bieten vorne zwar weniger Seitenhalt. Doch die Verstellmöglichkeiten und das Leder wirken bei ihm hochwertiger als bei dem 4x4-Vehikel von der Insel. Der ist im Innenraum zwar übersichtlich - aber arg rustikal. Besonders die Instrumente und die Mittelkonsole haben keinerlei Charme und wirken wie unbearbeitet aus dem Ford-Regal gezogen.

Hier schlägt nun die große Stunde des Volkswagen. Er setzt in Verarbeitung und Anmutung Maßstäbe. Perfekt platzierte und illuminierte Bedienelemente verbreiten den Charme der Luxuslimousine Phaeton. So wie es sich gehört, lassen sich alle Funktionen des Navigationsgerätes auch während der Fahrt bedienen. Range Sport und Touareg sind beide beliebte Zugfahrzeuge - kein Wunder: Sie ziehen Anhängelasten von bis zu 3,5 Tonnen. In den Gepäckabteilen gibt es genug Platz für Segelzeug, Pferdesättel oder einen halben Kinderspielplatz. Wer die zu schrägen Rückbanke umklappt, kann 2.045 Liter (Range) bzw. 1.525 Liter (VW) nutzen. Die schweren Heckklappen haben jedoch gerade für klein gewachsene Personen so ihre Tücken. Nur der Wolfsburger bietet optional eine elektrische Heckklappe. Beim Range muss man kräftig strecken und Schwung holen wie beim Bankdrücken. In dieser Klasse und bei diesen Preisen kann man umfangreiche Sicherheits- und Serienausstattungen erwarten - wird aber nicht wunschlos glücklich gemacht. Beim Thema Sicherheit gibt es noch keinen Makel. Xenonlicht, ABS, ESP, elektronische Differentialsperren werden hier wie da von einem kompletten Airbag-Konglomerat ergänzt.

Überhaupt überraschend, dass das Touareg-Topmodell bereits am Werk überaus komfortabel ausgestattet ist. So gibt es unter anderem elektrische Ledersitze, Keyless-Go und ein ordentliches Soundsystem. Ärgerlich allerdings, dass einige Selbstverständlichkeiten wie anklappbare Außenspiegel, Einparkhilfe oder ein Skisack separat bestellt werden müssen. Das gleiche gilt beim Range. Der Range Rover Sport V8 HSE kostet ab 67.800 Euro und macht den 91 PS stärkeren Supercharged nahezu bedeutungslos. Doch wir vermissen nette Details wie Dynamic Response und Kurvenlicht – das kostet extra.

Wer ist nun das bessere Auto – Range oder VW? Und kann der kraftvolle Benziner den bärenstarken V10-TDI schlagen? Kommt darauf an: Die beiden liefern sich am Ende ein totes Rennen. Schnell und bärenstark sind beide. Der Range bietet den harmonischeren Antrieb. Die Kraftentfaltung des Benziners – ein Genuss. Das Zusammenspiel mit Allradantrieb, Dynamic Response und der exzellenten Automatik ist besser als das Brutalo-Paket des Touareg. Der gewinnt dafür die Innenraumwertung und überzeugt mit der Liebe zum Detail, die dem Briten fehlt. Was Serienausstattung, Sicherheitsdetails und Fahrwerk angeht, liegen die beiden auf Augenhöhe. Jeder muss daher wissen, was er mag. Benziner oder Diesel, Volumenmodell oder Außenseiter.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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