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Testbericht

Stefan Grundhoff, 31. Mai 2012
Toyota hat Mut. Die elektrisierenden Japaner bringen die Hybridtechnik in die preissensible Kleinwagenklasse.

Wenn Corsa, Polo, Fiesta oder Rio gegeneinander antreten, weht ein harter Wind. In der Klasse der Kleinen geht es um jeden Cent. Nicht zuletzt Sondermodelle und günstige Tageszulassungen bringen hier das Geschäft. Der Kleinwagen von heute muss günstig, schick und praktisch sein. Teure Dieselversionen stehen sich auf den Händlerhöfen die Reifen platt. Ihr Marktanteil liegt je nach Hersteller bei kaum mehr als fünf Prozent - wenn überhaupt. Doch die Japaner wollen das sensitive Segment nun auf eine andere Art aufmischen: der Yaris mit Hybridantrieb soll bei Toyota einen Verkaufsanteil von 20 Prozent erreichen - wenn möglich noch mehr.

16.950 Euro kostet der Einstieg in das neue Kleinwagen-Hybridzeitalter. Der bessere Yaris Hybrid Life kostet sogar 17.900 Euro. Alles andere als günstig, denn viele Konkurrenzmodelle sind bereits für 12.000 Euro oder weniger zu bekommen. Doch die Hybridtechnik hat eben ihren Preis, der auch in der Liga der kleinsten bezahlt sein will. Trotzdem will Toyota vom Yaris Hybrid in diesem Jahr deutschlandweit 5.000 Autos loswerden. "Nächstes Jahr sind 7.500 Fahrzeuge geplant", so Hakim Halimi, Produktmanager des Toyota Yaris Hybrid, "und wir haben aktuell bereits 1.000 Vorbestellungen."

Der größte Vorteil am Yaris Hybrid könnte jedoch eine Errungenschaft sein, mit der Toyota in der Vergangenheit bisher allzu selten punkten konnte. Denn das Design des Hybridmodells unterscheidet sich deutlich von dem des normalen Yaris. Die sehenswerte Front mit markigen LED-Tagfahrlichtern gefällt und auch das Heck präsentiert sich betont eigenständig. Noch größer sind jedoch die Unterschiede im Fahrbetrieb - leider nicht immer zum Guten. Denn auch wenn sich eine Gesamtleistung von 74 kW / 100 PS in dieser Klasse ordentlich lesen lässt, ist der Yaris Hybrid im Fahrbetrieb ein müder Krieger. Der 1,5 Liter große Benziner mit 55 kW / 75 PS mit seinen 111 Nm Drehmoment tut sich im Zusammenspiel mit dem immerhin 44 kW / 60 PS und 169 Nm starken Elektromotor schwer, den knapp 1,2 Tonnen schweren Fronttriebler flott zu bewegen.

Einmal mehr liegt das Trägheitsproblem weniger in der Motorensymbiose, als vielmehr in dem wenig überzeugenden Automatikgetriebe. Bei spontanen Beschleunigungsversuchen gibt es ein lautes Aufheulen des Motors gepaart mit einem alles andere als nennenswerten Vortrieb. Das Fahrgefühl ist synthetisch und minimiert den Fahrspaß selbst in der City auf ein Minimum. Noch schwieriger sieht es aus, wenn man sich für den am Mitteltunnel zuschaltbaren Eco-Modus entscheidet. Dann ist beim sehenswerten Yaris Hybrid völlig tote Hose. Überholvorgänge auf der Landstraße werden beinahe zu einem Himmelfahrtskommando und schneller als gewünscht entscheidet man sich besser für den normalen Fahrbetrieb. Das Gesamtsystem aus zwei Motoren, Getriebe, Nebenaggregaten und Akkupaket wiegt 201 Kilogramm - 42 Kilogramm leichter als im Toyota Auris. "Der thermische Wirkungsgrad des Motors wurde im Vergleich zum 1,8 Liter großen Triebwerk des Prius nochmals um sechs Prozent verbessert", so Hakim Halimi.

Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h kann man bei vollem Akku maximal zwei Kilometer rein elektrisch fahren. Bei Temperaturen von 25 Grad Celsius und bei eingeschalteter Klimaautomatik allerdings ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar geht der Motor an den Ampel weich aus, doch beim Ampelstart schaltet sich nach wenigen Metern der Verbrenner zu. Stattdessen bietet der 3,90 Meter lange Toyota Yaris Hybrid einen guten Realverbrauch. Zwar lassen sich die in Aussicht gestellten 3,5 Liter Super auf 100 Kilometern kaum erreichen, doch ein Verbrauch von unter fünf Litern ist selbst in der wenig autofreundlichen City immer drin. Das dürfte viele Kunden auch über die trägen Fahrleistungen hinwegbringen. Denn 0 auf 100 km/h in 11,8 Sekunden sind angesichts von 100 PS Gesamtleistung ebenso wenig beeindruckend wie eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h.

Bei der Akkutechnik setzt Toyota nach wie vor auf bewährtes. So wurde das Nickel-Metall-Hybridakkupaket aus Prius und Auris abgespeckt unter die Rückbank des kleinen Yaris verfrachtet. So bleibt der Laderaum mit einem Volumen von 286 bis 786 Liter auf dem Niveau der Verbrennermodelle. Das Fahrwerk ist ordentlich abgestimmt, doch die Lenkung ist eine glatte Fehlbesetzung. Sie ist viel zu leichtgängig und alles andere als präzise. Immer wieder muss bei der Kurvenfahrt nachkorrigiert werden. Das können andere - auch Toyota - sonst besser.

Unter dem Strich entscheidet der Kunde, ob sich die Hybridtechnik in dem Kleinwagensegment durchsetzen kann. Angesichts von Technik und Serienausstattung mit Navigationssystem, Klimaautomatik und Rückfahrkamera ist der Preis von 17.900 Euro für die sinnvolle Ausstattungsvariante Yaris Life nachvollziehbar, doch alles andere als ein Schnäppchen. Zumindest den nach wie vor ebenfalls verfügbaren Toyota Yaris Diesel kann man sich bei diesem Verbrauch sparen. Stören würde es keinen. Auch sein Verkaufsanteil liegt wie klassenüblich nur bei rund fünf Prozent.

Quelle: Autoplenum, 2012-05-31

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