Gebrauchtwagen-Check: Opel Astra J - Solides Schwergewicht
Zu schwer, zu groß, zu eng: Dass der Opel Astra der Generation J (2009 bis 2015) kein Kompaktklasse-Primus ist, weiß man nicht erst seit dem Erscheinen des deutlich besseren Nachfolgers. In Sachen Haltbarkeit kann der zehnte kompakte Opel seit Kadett-Start jedoch mit den Klassenbesten mithalten.
Karosserie und Innenraum: Allein von der Größe eines Autos lässt sich nicht auf das Platzangebot schließen. Der Astra tangiert mit 4,42 Metern Länge zwar schon die Mittelklasse, ist innen aber fast schon näher am Kleinwagen. Der Knieraum vor den Rücksitzen ist knapp und das Kofferraumvolumen bleibt im Vergleich zur Konkurrenz zurück. Auch der alternativ zum Fünftürer angeboten Kombi „Sports Tourer“ ist alles andere als ein Raumwunder, unterbietet aufgrund seines dynamisch schlanken Hecks sogar den deutlich kürzeren Vorgänger noch um 40 Liter. Weniger ins Gewicht fällt der enge Hinterwagen beim Dreitürer GTC (seit 2012), der dritten Karosserieversion des J. Der sportliche Ableger ist flott geschnitten und verfügt auch über ein aufwendig aufgerüstetes Fahrwerk, das für agileres Handling sorgt.
Als vierte Karosserieversion ist das bis heute das 2013 eingeführte Cabrio Cascada zu haben. Allen Modellen gemein ist das überladen wirkende Cockpit mit seinem wenig intuitiven Bediensystem. Positiv fallen vor allem die rückenfreundlichen Sitze und eine gute Verarbeitung auf.
Motoren: Das Triebwerkprogramm des Opel Astra J ist umfassend und führt über die Jahre knapp 20 verschiedene Motoren und Motorversionen auf. Wer einen Benziner wünscht, sollte jedoch nicht unterhalb von 88 kW/120 PS suchen, denn die schwächeren Varianten fallen durch ihre Durchzugsschwäche auf.
Oberhalb dieser Marke beginnt der Spaßbereich, den der wenig verbreitete OPC nach oben abschließt. Sehr breit gefächert ist das Diesel-Angebot, beginnend mit dem agilen und sparsamen 1,3-Liter Aggregat aus Fiat-Produktion. Weit verbreitet sind die etwas rauen 1,7-Liter-Diesel, darüber rangieren die Zweiliter mit 118 kW/160 bis 143 kW/195 PS.
Ausstattung und Sicherheit: Beim Euro-NCAP-Crashtest schnitt das Modell 2009 in Sachen Insassenschutz hervorragend ab, auch die Kindersicherheit überzeugte. Serienmäßig an Bord sind immer sechs Airbags und der Schleuderschutz ESP. Aufpreis kosteten moderne Assistenten wie der auf Kamerasensoren basierende Auffahrwarner und Spurhaltehelfer. Verzichten lässt sich auf die wenig zuverlässige Verkehrszeichenerkennung. Interessanter sind für Vielfahrer etwa das adaptive Xenon-Kurvenlicht oder die in den höheren Ausstattungslinien serienmäßigen „Ergonomiesitze“. Freizeitnutzer könnten an einem in der Heckstoßstange integrierten Fahrradträger Gefallen finden („Flex-Fix“).
Qualität: Die Qualitätsprobleme hat Opel beim Astra J längst überwunden. In der HU-Statistik des TÜV schneidet der Kompakte unterm Strich gut ab. Typisch sind jedoch Mängel an Federn oder Schwingungsdämpfern, die bei ihm nahezu doppelt so oft auftreten wie beim Durchschnitt. Vor allem bei Dienstwagen mit hoher Kilometerleistung ist Vorsicht geboten. Und generell sind neben vielen ordentlichen Exemplaren auch zahlreiche ungepflegte Exemplare des Astra auf dem Markt zu finden – das Schicksal eines Bestsellers.
Fazit: Kein perfektes Kompaktauto, aber ein zuverlässiger Begleiter. Wenn Übergewicht und relative Enge hinten nicht stören, hat eine große Auswahl und entsprechend moderate Preise. Wer ein gut gepflegtes Exemplar mit akzeptablem Kilometerstand und ohne die bekannten Mängel findet, macht in der Regel mit einem Kauf keinen Fehler. Die Preise starten aktuell bei rund 7.000 Euro.
Der Astra J ist sicher nicht der beste Astra, den Opel je gebaut hat. Konzeptionelle Schwächen werden aber durch gute Langzeit-Qualität ausgeglichen.
Quelle: Autoplenum, 2016-07-12
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