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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 16. März 2017
Bei der Modellpflege der Mercedes S-Klasse macht das Flaggschiff des Autobauers einen weiteren Schritt beim autonomen Fahren und lässt die Konkurrenz alt aussehen.

Bei Mercedes ist nichts mehr, wie es einmal war. Früher war die S-Klasse der Technologieträger und die anderen Modellreihen mussten warten, bis sie an der Reihe waren. Mit der aktuellen E-Klasse veränderte sich die Gewichtung: Jetzt hatte auf einmal die Business-Limousine bei den Assistenzsystemen den Hut auf und lieferte auch beim autonomen Fahren eine mehr als überzeugende Vorstellung ab, die die Konkurrenz aus München und Ingolstadt um die Nase bleich werden ließ. Mit der Modellpflege der S-Klasse, die im Herbst auf den Markt kommt, ist die Daimler-Welt wieder in Ordnung. Das Flaggschiff segelt technologisch wieder voran und macht einen weiteren Schritt hin zum autonomen Fahren. Wer jetzt eine bahnbrechende augenfällige Innovation erwartet, wird enttäuscht. Die Mercedes-Ingenieure haben das Thema der Sensoren-Fusion auf ein neues Niveau gehoben. Jetzt unterstützen das Navigationssystem, die dazugehörigen Kartendaten und das GPS Sensoren, wie Radar und Stereokamera. "Wir wollen das Fahrverhalten naturalisieren", sagt Christoph von Hugo, Leiter aktive Sicherheit. Um die wichtigste Frage gleich vorneweg zu beantworten: bis zu 30 Sekunden kann die S-Klasse autonom fahren. Offiziell. Wer schon mal ein E-Klasse Coupé von der Leine ließ, weiß, dass es auf der Autobahn im echten Leben auch deutlich länger geht. Zumal das Geheimnis hinter der autonom agierenden S-Klasse die identische Hardware, aber mit einer neuen Software ist.

Das Resultat des neuen Gehirns: Die neue S-Klasse verlässt den angestammten Lebensraum von Tempomat Co. Jetzt klappt das autonome Fahren auch auf der Landstraße. Bei den Probefahrten macht das System einen ausgereiften Eindruck. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Radar, Stereokamera und GPS-Navigation imponiert und hängt die Latte für die Premium-Konkurrenz noch ein Stück höher. Auffällig ist vor allem, wie geschmeidig der Robo-Fahrer auch auf schmalen Asphaltbändern agiert. Das Nicken auf dem Beifahrersitz gehört der Vergangenheit an. Bei aktivierter Tempomaten ist auch das ruckartige Entlanghangeln an Kurvenbegrenzungen passé. Der Auto-Pilot zieht eine perfekte Linie durch die Biegungen, hält rund einen halben Meter Abstand zu den Markierungen. Wenn die Kurve zu eng ist, muss der Fahrer richtig ins Volant greifen. Allerdings reduziert der Autopilot schon in weißer Voraussicht die Geschwindigkeit, wenn sich das Fahrzeug der Richtungsänderung nähert. Auch ein Resultat der Verknüpfung von Kartendaten und GPS. "Wir haben bei Versuchsfahrten ohne aktiviertem System rund 1000 Spurverletzungen festgestellt, mit aktiviertem Assistenten waren es etwa 30", sagt Ingenieur Frank-Werner Mohn.

Auch vor Kreisverkehren oder T-Kreuzungen verlangsamt die S-Klasse und reduziert auch die Geschwindigkeit ohne Zutun des Fahrers, wenn es auf eine Stadtgrenze zu geht. Außerdem werden auch Geschwindigkeitsbegrenzungen, die die Kamera anhand von Verkehrsschildern erkennt, befolgt und die Geschwindigkeit angepasst. Der adaptive Tempomat kommt auch mit 30 Sekunden-Stillstand im Stop-and-go-Verkehr klar. Die verbesserte Geschmeidigkeit beim Kolonnenverkehr ist das Ergebnis aus eines gut "dirigierten Zusammenspiels" (Christoph von Hugo) aus Kamera und -Radarsensor, der unter dem Vorder-Auto durchschaut und auf die Reaktion des vorherfahrenden Verkehrs reagiert. Die Vernetzung der Systeme geht sogar so weit, dass sich der gewählte Fahrmodus auf das Agieren des Autopiloten auswirkt: Bei Eco agiert das Auto sehr zurückhaltend, bei Sport spürbar engagierter, tritt schneller an, beschleunigt mehr und lässt in den Kurven auch eine höhere Geschwindigkeit zu.

Bei perfekten Bedingen laufen solche Testfahrten immer ganz prima ab, aber die Nagelprobe kommt, wenn unvorhergesehene Situationen eintreten. Wenn zum Beispiel die Fahrbahnmarkierungen fehlen oder nur schwer zu erkennen sind. Bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h soll sich die S-Klasse am vorausfahrenden Fahrzeigen oder eindeutigen Strukturen, wie Leitplanken oder Markierungspfosten orientieren. Bei unseren Testfahrten funktionierte das noch nicht fehlerfrei. Grundsätzlich ist der adaptive Tempomat bis 210 km/h aktiv. Die Systeme sollen, dank des LED-Lichts auch bei Nacht vernünftig funktionieren. Allerdings saßen wir bei Tageslicht auf dem Beifahrersitz.

Die Automatisierung auf der Langstrecke steigert sich ebenfalls: Beim Spurwechsel auf der Autobahn reicht es jetzt, den Blinkerhebel anzutippen und das Auto legt los. Natürlich nicht ohne den toten Winkel zu überprüfen, wenn Gefahr droht, wird der Vorgang abgebrochen. Wenn der Fahrer nicht mehr auf die Aufforderung nicht nachkommt, die Hände wieder ans Lenkrad zu legen. Dann bremst die S-Klasse langsam ab, aktiviert unter 60 km/h die Alarmblinker, entriegelt die Türen und sendet einen Notruf. Unter Strich verwandelt sich die S-Klasse so zunehmend in eine Chauffeurlimousine, bei der der Fahrer oft nur noch lenken muss. Noch.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-03-16

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