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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 28. Juni 2017

Neue Automodelle sollen Eroberer sein, der Konkurrenz die Käufer abwerben, die eigene Zielgruppe erweitern. Der Subaru Levorg will das nicht: Er geht renitent seinen eigenen Weg. Deswegen kann man ihn mögen. Oder eben komplett ignorieren.

Das mit dem Ignorieren fällt bei Subarus Kompakt-Kombi allerdings schwerer als bei vielen anderen Modellen der japanischen Traditionsmarke. Allein schon wegen der auffälligen Lufthutze auf der Motorhaube. Zusammen mit den vorgeschobenen Lippen an der Front und den in Tuning-Silber gehaltenen Außenspiegeln erinnert der Levorg mehr an den WRX STi als an graue Mäuse wie Impreza, XV oder Forester. Von dem Spoiler-bewehrten Rallye-Ungetüm trennen den Fünftürer allerdings gute 130 PS Leistung, denn unter der markanten Motorhaube arbeitet – immer und alternativlos - ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit kräftigen, aber alles andere als überbordenden 125 kW/170 PS. Statt als Sportler geben sich die vier in Boxerbauweise angeordneten Zylinder als souveräne Allrounder. Auffallend ist, wie leise und kultiviert sie ihrer Arbeit nachgehen, selbst bei höheren Drehzahlen bleiben sie akustisch komplett unauffällig.

Der dezente Sound ist auch einer der Gründe, warum das ansonsten hierzulande unbeliebte CVT-Getriebe im Levorg weit weniger nervt als in einigen Konkurrenzmodellen. Denn der ebenso typische wie gefürchtete Gummibandeffekt ist kaum zu hören – wenn er denn überhaupt noch auftritt. Denn das stufenlose Getriebe des Levorg simuliert bei beherztem Tritt aufs Gaspedal die Drehzahlcharakteristik einer konventionellen Automatik. Anstatt unvermittelt auf hohe Touren zu springen und dann dort zu verharren, bis die Fahrzeug- der Motorgeschwindigkeit hinterher geeilt ist, springt das CVT durchs Drehzahlband. Noch stärker gilt das, wenn die Sporttaste am Lenkrad gedrückt wird, die das ganze Auto spontaner und wacher wirken lässt. Dann entwickelt der Motor direkt mehr Zug, die martialische Optik passt plötzlich viel besser zum Fahrgefühl. Im Standardmodus hingegen wirkt der Levorg eher gehemmt, beim Beschleunigen nimmt er sich regelmäßig eine Gedenksekunde, um dann eher widerwillig anzutreten.

Von dem regelmäßigen Druck auf die S-Taste hält einen allerdings der generell recht hohe Durst des Motors ab. Schon in der Standardeinstellung lässt er sich kaum unter acht Liter bringen, der sowieso mäßige Normverbrauchswert von 6,9 Litern ist nur unter besten Bedingungen zu erreichen. Kein Problem hingegen ist ein zweistelliger Wert – eben bei gedrückter Sport-Taste.

In Japan gibt es den kleinen Boxer für den Levorg gar nicht, dort ist ein 2,0-Liter-Vierzylinderboxer mit 221 kW/300 PS das Triebwerk vom Dienst. Gut vorstellbar, dass das passt. Denn in Sachen Fahrverhalten zeigt der Subaru durchaus dynamische Qualitäten. Der tiefe Schwerpunkt von Motor und Allradtechnik lassen ihn flach über die Straße fegen und sicher durch die Kurve fliegen, wobei auch die feinfühlig abgestimmte Lenkung hilft. Der Komfort kommt dabei trotz des generell straffen Charakters nicht zu kurz.

Unterm Strich ist der Antrieb die Schwachstelle des Levorg. Nicht nur aus subjektiver Europäer-Sicht würde eine konventionelle Automatik oder auch eine Handschaltung die Attraktivität des kultivierten Boxermotors deutlich besser unterstreichen. Vor allem, da das CVT in diesem Fall auch seine theoretischen Verbrauchsvorteile zu realisieren vermag. Fast schon ein bisschen tragisch, dass das japanische Import-Getriebe die einzige Option beim Levorg ist. Denn ansonsten zeigt er sich auch bei den Grundtugenden eines Kombis auf der Höhe der Zeit. Zu gefallen weiß vor allem der Kofferraum, der mit seinem guten Zuschnitt trotz eher durchschnittlicher 522 Liter recht üppig wirkt und gut nutzbar ist. Durchdacht sind auch die Fernbetätigung der Rücksitzlehnen, der flache, doppelte Ladeboden und die Befestigungshaken im Laderaum.

Mit einem Startpreis von 29.990 Euro ist der Levorg kein Schnäppchen, bietet mit Allradantrieb, Automatik und ordentlicher Ausstattung aber auch ausreichend Gegenwert. Vor allem, wenn man die Preise der wenigen direkten Konkurrenten bedenkt, die in ähnlichen Größenordnungen liegen. Die Mischung konventionellem Kombi und unkonventioneller Antriebstechnik wird die eingeschworenen Fans der Marke überzeugen. Auch, weil der Levorg im Innenraum viel hübscher ist als ältere Subarus und endlich auch mit überzeugenden und modernen Assistenzsystemen aufwarten kann. Wer nicht zur Boxermotor-Szene gehört, wird sich von dem exotischen Kompakt-Kombi wohl kaum bekehren lassen. Das war aber auch nie ernsthaft sein Ansinnen: der Levorg ist sich selbst genug.

Subaru Levorg – Technische Daten:

Fünftüriger, fünfsitziger Kombi der Mittelklasse; Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,65 Meter, Kofferraumvolumen: 522 – 1.446 Liter

1,6-Liter-Turbobenziner, CVT-Getriebe, Allradantrieb, 125 kW/170 PS, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.800 – 4.800 U/min, 0-100 km/h: 8,9 s, Vmax: 210 km/h, Normverbrauch: 7,1 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 164 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Testverbrauch: 8,2 Liter, ab 29.990 Euro.

Kurzcharakteristik:
Warum: weil die Kombination aus Allrad, CVT und Boxermotor extrem exotisch ist
Warum nicht: weil die Kombination aus Allrad, CVT und Boxermotor extrem exotisch ist
Was sonst: Skoda Octavia Combi 4x4, Audi A4 Avant Quattro, Opel Insignia Cross Tourer 

Boxermotor, permanenter Allradantrieb und CVT-Automatik: Der Subaru Levorg ist technisch ein Exot. Auch seine klassischen Kombi-Tugenden schaffen es nie ganz, die leichte Schrulligkeit zu übertönen.

Fazit
Boxermotor, permanenter Allradantrieb und CVT-Automatik: Der Subaru Levorg ist technisch ein Exot. Auch seine klassischen Kombi-Tugenden schaffen es nie ganz, die leichte Schrulligkeit zu übertönen.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-06-28

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