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Testbericht

Stefan Grundhoff, 2. August 2009
Porsche – das steht für brüllende Boxer-Motoren und legendäre Siege. George A. Hussey aus Atlanta hat vor 30 Jahren sein Herz an den Porsche 914 verloren. Fans aus aller Welt suchen seine Hilfe.

Die Sehenswürdigkeiten in Marietta, rund 20 Minuten nordwestlich von Atlanta/Georgia sind rar. Der Ort ist gut bürgerlich, hell und freundlich. Die Einwohner pflegen ihre Eigenheime und Gärten. Auf Autos scheint hier kaum jemand großen Wert zu legen. Man fährt die Modelle aus amerikanischer oder asiatischer Produktion: Toyota Camry, Chevrolet Silverado, Nissan Altima oder Jeep Cherokee. Einen Porsche hat in dieser Gegend kaum jemand. Außer George A. Hussey.

Der sieht auf den ersten Blick aus, wie ein in die Jahre gekommener Surfer. Kantiges Gesicht, sportliche Statur und ein spitzbübisches Lächeln. Niemand weiß in Marietta mehr über Porsche-Modelle als George A. Hussey. Seine Liebe gehört ausgerechnet dem bei vielen ungeliebten Porsche 914. Nicht nur bei Porsche-Fans in Nordamerika ist George eine feste Größe. Selten geht es dabei um Boxer-Triebwerke, Rennversionen des GT3 oder offene Spaßmacher wie das aktuelle 911 Cabriolet. In den 70er Jahren verlor Hussey sein Herz an die Baureihe 914. Seine Leidenschaft wurde zum Beruf und so nennen Hussey die meisten nur noch Doc 914. "Ich bin 1974 auf den Porsche 914 gekommen", erzählt er. "Damals habe ich zusammen mit einem College-Freund einen 914er gekauft, an dem wir immer herumgebastelt haben." Zunächst handelte er sporadisch mit Teilen. Die Nachfrage war groß und so wuchs seine Firma Auto Atlanta von Jahr zu Jahr.

Als "Doc 914" seinen ersten kompletten Teilekatalog auflegte, war dieser innerhalb von Wochen vergriffen. Bis heute können es viele Porsche-Fans kaum erwarten, bis George A. Hussey eine Neuauflage des Katalogs verschickt. Längst gibt es das begehrte Stück nicht nur für 914 und 916. Mittlerweile exportiert Auto Atlanta jedes nur erdenkliche Teil des VW Porsche in die ganze Welt. "Gerade aus Deutschland kommen sehr viele Anfragen", erzählt Verkäufer Charlie Smith. "Wir produzieren viele Teile des 914 neu und haben alles auf Lager – deutlich preiswerter als in Europa." Smith stammt aus Heidelberg und begrüßt die Anrufer aus good old Germany noch immer mit einem freundlichen "Wie geht’s – alles gut?"

Aus der One-Man-Show wurde im Laufe der Jahrzehnte ein Betrieb mit 15 Mitarbeitern. Die endlose Kritik, dass der 914er kein echter Porsche sei, kann George A. Hussey nicht nachvollziehen. "Der 914 ist ein grandioser Sportwagen. Er ist leicht, breit und mit dem Mittelmotor allemal schnell genug", findet Doc 914. Privat besitzt George mehr als 30 Autos - von wenigen Ausnahmen abgesehen alles Porsche. Neben exklusiven Modellen der Baureihe 914/916 unter anderem verschiedene 911er-Generationen und einige 356er.

Auto Atlanta sitzt seit mehr als 25 Jahren am Marietta Parkway. Hussey würde gerne vergrößern, denn Gelände und Teilelager platzen aus allen Nähten. Wirklich spektakulär wird es aber nicht auf dem überfüllten Firmengelände, sondern 200 Meter weiter den Parkway entlang. Durch kniehohes Gras und unwegsames Geläuf führt Hussey auf ein zugewuchertes Nachbargrundstück. Dort glaubt man seinen Augen nicht zu trauen: Von Büschen und hohem Gras verdeckt, blitzen verwilderte Karossen aus dem Gestrüpp hervor: Sämtlichst Porsche-Modelle meist aber der Baureihen 914/916. Sie alle haben schon bessere Jahre gesehen. "Ich war schon einige Zeit nicht mehr hier", sagt Hussey. "Das müssten insgesamt wohl 200 Autos sein. Abgeschrieben habe ich keinen – sind alle noch prima Teileträger."

Deutlich gepflegter sind die Fahrzeuge auf dem Hof selbst. "An den meisten arbeiten wir gerade", sagt Charlie Smith: "Aber einige stehen natürlich auch zum Verkauf." Die echten Prunkstücke kann man im Verkaufsraum bestaunen. Highlight ist der Prototyp einer Porsche 916 Rennversion mit dem modifizierten Triebwerk eines 911s von 1974. "Das ist einer von nur elf, die damals produziert worden sind", weiß Reid Bianchine, Marketing-Mann bei Auto Atlanta. "Der müsste mindestens 500.000 Dollar wert sein."

Doch das Hauptgeschäft bleibt der Teileverkauf. Fein säuberlich sortiert finden sich in einzelnen Regalen Instrumenteneinheiten, Scheinwerfer, Getriebe und Konsolen. George A. Hussey: "Gerade für den 914er sind viele Teile seit Jahrzehnten nicht mehr zu bekommen. Daher produzieren wir spezielle Sachen nach." Rechtzeitig zu seinem 40. Geburtstag kommt der Billig-Porsche vielen nun wieder in den Sinn. Doch das Angebot an guten Fahrzeugen ist in Europa wegen der Rostprobleme nicht gut. Zudem gingen die meisten Fahrzeuge in die USA, wo nach wie vor rund 50.000 Porsche der Baureihe 914/916 laufen. Der Import aus den USA lohnt und das ein oder andere Schnäppchen lässt sich auch in Deutschland machen. Wenn ein paar Teile fehlen sollten – Doc 914 weiß sicher Rat.

Quelle: Autoplenum, 2009-08-02

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