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Testbericht

22. April 2016
Köln, 22. April 2016 - Wenn Autos Fahrräder wären, wäre der Sportwagen ein Rennrad, das SUV würde zum Mountainbike mutieren und der Kombi zum Trekkingbike mit Zeltgepäck hintendrauf. Und das Cabrio? Schwer zu sagen, vielleicht ein City-Bike? Jedenfalls fährt man Cabriolets eher aus Jux und Dollerei, als aus einem triftigen Grund. Man will nichts transportieren, man will keine Rundenrekorde aufstellen und oft ist selbst Alltagstauglichkeit nicht so wichtig. Cabrios sind auch nicht optimal, wenn es darum geht, im Winter in die Arbeit zu fahren. Die Lust-auf-frische-Sommerluft-Mentalität passt gut zur neuen Franzosen-Marke DS. Deshalb haben wir die Cabrio-Version des neuen DS 3 für unseren Test gewählt. Aus Citroën DS 3 wird DS 3 Moment mal: Neue Marke DS? Nun, die Abspaltung von Citroën wurde schon 2014 angekündigt, offiziell ist es aber erst seit Januar 2016: Seitdem führt das Kraftfahrtbundesamt DS als eigenständige Marke. Nun bemüht man sich um ein eigenes Händlernetz, bis 2020 sollen etwa 70 Standorte in Deutschland entstehen, wobei DS zum Teil auch nur in einem eigenen Bereich neben Peugeot und Citroën präsentiert wird. In Deutschland sind die drei Baureihen DS 3, DS 4 und DS 5 eher wenig bekannt, und 2015 wurden nur rund 5.400 Stück davon verkauft. Neuer DS 3? Ein Facelift? Und was bedeutet "neuer DS 3"? Nun, wenn man mal von der neuen Marke absieht, handelt es sich um ein Facelift: Der Grill wurde verändert, es gibt vielfältige Personalisierungsmöglichkeiten (angeblich sogar drei Millionen) und eine verbesserte Smartphone-Anbindung. Außerdem ist der 130-PS-Dreizylinder des PSA-Konzerns nun auch im DS 3 erhältlich, und es gibt eine Automatikversion des PureTech 110. Neben diesen beiden Turbobenzinern werden im DS 3 noch ein 82 PS starker Saugbenziner, der altbekannte THP 165 sowie zwei Diesel mit 100 und 120 PS angeboten. Demnächst kommt noch eine 208 PS starke "Performance"- Version hinzu - mit dem Motor aus dem Peugeot 208 GTi 30th Anniversary. Diese Motorisierungen gibt es sowohl für den geschlossenen Dreitürer wie für das Cabrio.
110-PS-Turbo: Rau und flott Wir konzentrieren uns wie gesagt auf das Cabrio und wählen die 110 PS starke Automatikversion. Im DS 3 Cabrio PureTech 110 arbeitet der bekannte Dreizylinder-Turbo, der uns in anderen Modellen des Konzerns bereits viel Spaß brachte. Auch im DS 3 Cabrio macht er eine gute Figur. Er klingt etwas rau, was mich überhaupt nicht stört, eher im Gegenteil. Vor allem aber bringt er den 1,2 Tonnen schweren Kleinwagen rasch auf Trab, bietet mit 205 Newtonmeter ein ordentliches Drehmoment. Anders als beim bisher angebotenen VTi 120 arbeitet hier keine Viergang-Automatik mehr, sondern ein moderneres EAT6-Getriebe. Obwohl ich passionierter Schalter bin, muss ich sagen: In diesem Auto ergibt die Automatik mehr Sinn. Erstens schaltet der Wandlerautomat geschmeidig und ohne allzu große Pausen zwischen den Gängen. Und zweitens erfordert die manuelle Schaltung (die wir in der 130-PS-Version erprobten) mehr Kraftaufwand als wünschenswert. Teure Wandlerautomatik Ein Cabrio wird wohl eher selten von sportlichen Fahrern gekauft. Daher stört es auch nicht, dass das Automatik-Cabrio keine Schaltpaddles bietet. Was die Fahrleistungen angeht, spricht ebenfalls nichts gegen die Automatik: Die EAT6-Version ist mit 188 km/h in der Spitze nicht merklich langsamer, der Tempo-100-Wert von 10,7 Sekunden ist sogar völlig identisch. Auch der Mehrverbrauch von 0,6 Liter (laut Datenblatt) hält sich in Grenzen. Doch der Aufpreis des Wandlerautomaten ist wirklich heftig: 1.800 Euro. Die automatisierten Schaltgetriebe, die Citroën im C3 anbietet und die nur rund 1.000 Euro kosten, wünsche ich mir deshalb nicht zurück: Die Schaltpausen haben mir schon viele Autos vergällt. Cockpit: Materialien nicht auf Premium-Niveau Im Cockpit des DS 3 Cabrio hat man viele Möglichkeiten der Individualisierung. Mein Testwagen hat schwarzglänzende Klavierlack-Dekors, die mir gut gefallen. Materialien und Verarbeitung sind jedoch nicht auf Premium-Niveau, zum Beispiel wackelt das silberne Plastik unten am Lenkrad etwas hin und her. Und in einigen Bereichen, Gott sei Dank den abgelegeneren, wird billiges Hartplastik verwendet. Das schwarze Leder auf den Sitzen wirft Falten, aber das (sauteure) braune Nappaleder eines anderen Testwagens sieht wirklich gut aus. Alle Sitze geben sehr guten Seitenhalt. Und praktischerweise ist das Armaturenbrett auf der rechten Seite etwas zurückgezogen, sodass der Beifahrer weit nach vorn rücken kann. So findet dahinter selbst ein Großer genug Kniefreiheit vor. Nach oben aber ist der Platz im Fond knapp. Schon ich mit meinen bescheidenen 1,76 Zentimeter Körpergröße stoße oben ans Verdeck.
Wenig Technik Die Technikausstattung des DS 3 Cabrio ist nicht rekordverdächtig. Extras wie im Mini Cabrio - zum Beispiel Head-up-Display, adaptive Dämpfer, Fernlichtassistent oder Abstandstempomat - werden nicht angeboten. Die Instrumente sind ganz nett, aber mit dem jüngst angekündigten i-Cockpit-Instrumentendisplay von Peugeot können sie nicht mithalten. Auch die Bedienung des Mitteldisplays ist etwas umständlich: Um zwischen Karte und Radiosender-Auswahl umzuschalten, muss man abwechselnd auf einen weit unten angebrachten "Menu"-Button und auf den oben positionierten Touchscreen tippen. Premium ist all das nicht. Aber will DS das überhaupt sein? Die Marke scheint sich noch nicht sicher zu sein. Mini und Audi werden als Konkurrenten bezeichnet, aber dann heißt es wieder, man wäre vorsichtig mit dem Begriff Premium, weil deutsche Kunden sonst große Motoren erwarten würden. Premium bedeutet bei DS offenbar eher dickes Leder, schickes Design und dergleichen - vielleicht ist das ja die französische Version von "Premium"? Stufenlos regulierbare Frischluftzufuhr Diese eher gemütliche Premium-Definition passt gut zur Charakteristik des DS-Cabrios. Wobei: Das Auto gehört nur im weiteren Sinn zu dieser Gruppe. Denn die Dachholme bleiben stehen, nur das Stoffdach zwischen ihnen lässt sich elektrisch auf- und zumachen, und zwar bis zu einer Fahrtgeschwindigkeit von 120 km/h. Der Faltvorgang lässt sich in jeder Position anhalten, sodass man die zugeführte Frischluft je nach Außentemperatur, Sonneneinstrahlung und persönlicher Empfindlichkeit stufenlos regulieren kann. Öffnet man das Verdeck komplett, muss man allerdings auf den Innenspiegel-Blick verzichten, es bleiben nur die Außenspiegel. Weiterer Nachteil: Unter dem Verdeck wird es schnell laut, die Lärmdämmung ist nicht optimal. Zu starke Luftwirbel - gerade für die weibliche Kundschaft ein tödliches Gegenargument - braucht man allerdings nicht zu fürchten. Schmaler Ladespalt Den Kofferraum kann man spektakulär nennen, allerdings spektakulär klein: Wer Klein- oder Kleinstwagen gewohnt ist, wird schockiert sein von seinen Maßen. Zwar nennt das Datenblatt einen ordentlichen Wert von 245 Liter - das ist viel mehr als beim Mini Cabrio -, und man kann sogar die Rücksitze umklappen. Doch durch den schmalen Ladespalt passt gerade mal ein Flugzeugtrolley oder ein schmaler Koffer, schon eine volle Sporttasche oder ein Mineralwasserkasten muss auf den Rücksitz. Und schweres Zeug dort hin zu kriegen, ist nicht ganz einfach: Man muss es an der vorgeklappten Vordersitzlehne vorbei nach hinten heben, das dürfte eine kräftige Muskulatur und einen gesunden Rücken erfordern. Besonders alltagstauglich ist das Auto schon aus diesen Gründen nicht.
Alternativen: Mini Cabrio, Beetle Cabrio oder MX-5 Und wie teuer ist ein DS 3 Cabrio nun? Die schnelle Antwort ist: Es kommt dem Mini Cabrio bedenklich nahe. Los geht es zwar schon bei 19.840 Euro, dafür bekommt man allerdings nur einen Saugbenziner, sodass man mindestens 21.790 Euro für den 110-PS-Turbo ausgeben sollte. Das gefahrene DS 3 Cabrio PureTech 110 EAT6 bekommt man ab 23.590 Euro. Mit dem Mini Cabrio lässt sich gut die 130-PS-Version mit Handschaltung vergleichen: Der DS kostet 23.290 Euro, das entsprechende Mini Cooper Cabrio ist nur rund 700 Euro teurer. Allerdings ist der DS auch besser ausgestattet, schon die Basisversion So Chic bietet mehr als das Nötigste. Es gibt aber noch andere Alternativen zum DS 3 Cabrio: zweisitzige Roadster wie der Mazda MX-5 oder der Fiat 124 Spider mit Turbobenziner zum Beispiel, oder das etwas größere VW Beetle Cabrio 1.2 TSI. Alle diese Autos sind ebenfalls für rund 23.000 Euro erhältlich, günstiger sind kleinere Faltdach-Cabrios à la Fiat 500C oder Opel Adam Open Air.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Turbobenziner
Hubraum:1.199
Anzahl Zylinder:3
Leistung:81 kW (110 PS) bei UPM
Drehmoment:205 Nm bei 1.500 UPM
Preis
Neupreis: 23.590 € (Stand: April 2016)
Fazit
Spaßautos wie das DS 3 Cabrio werden eher nach Optik, Image und Gefühl gekauft, als nach Datenlage. Ganz ehrlich: Mein Bauch würde in der Preisklasse bis 25.000 Euro zum Roadster tendieren, Cabrios wie das von DS oder Mini sind mir zu pummelig. Aber wer den guten alten 2CV mochte, kann auch einem gemütlichen Cabrio wie dem DS 3 den Charme nicht absprechen. Allerdings hat das Auto anders als die Ente ein recht hartes Fahrwerk. Bei der Verarbeitung kann DS nicht mit Mini mithalten. Dafür sind die Franzosen günstiger als die münchnerischen Briten, vor allem wenn man die Ausstattung bedenkt. Die PSA-Motoren können sich seit Einführung der Dreizylinder-Turbobenziner durchaus sehen lassen, die Diesel waren schon immer gut. Auch die gefahrene Kombination aus 110-PS-Turbobenziner und Automatik ist stimmig. + guter Turbobenziner, gelungene Kombination mit Wandlerautomatik, gute Ausstattung - hartes Fahrwerk, kaum günstiger als ein Mini Cabrio, aber schlechtere Materialien
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2016-04-22

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