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Testbericht

Jürgen Wolff, 11. November 2008
Die Schickeria fährt BMW 3er- oder Audi A4-Cabrio - bekennende Individualisten fahren Saab. Der solide Schwede hat sich auch unter dem jahrelangen Kuratel von General Motors sein Grundprofil bewahrt.

Das aktuelle 9-3er Cabrio rollt unverkennbar als Nachfahre des guten alten Saab 900 durch den goldenen-sonnigen Spätherbst. Zum Beibehalt der klassischen Karosserielinie dürfte nicht unwesentlich beigetragen haben, dass Saab sich gar nicht erst auf das Experiment des faltbaren Stahldachs eingelassen hat und bei der Stoffmütze geblieben ist. Aber auch sonst sind sich die Schweden beim aktuellen Cabrio treu geblieben - bis hinein in die kleinen, liebenswerten Marotten. Immer noch kommt man sich auf dem Fahrersitz ein wenig vor wie in einer Pilotenkanzel, immer noch kann man per "Nightpanel"-Knopf das Armaturenbrett nachts in entspanntes Dunkel tauchen mit nichts als dem Tacho und der Straße vor Augen. Und immer noch liegt das Zündschloss neben der Handbremse auf dem Mitteltunnel. Neu dazu gekommen sind beim bislang letzten Facelift die Heckleuchten aus Klarglas und die Leuchtbänder für das Standlicht vorne. Und der Biturbo unter der Haube. Mag General Motors den Schweden auch die Sparkommissare ins Büro setzen: Bei der Qualität ist das erfreulicher Weise noch nicht durchgeschlagen. Verarbeitung und Materialien wirken hochwertig bis in die Ecken. Nichts knarzt, nichts wackelt. Die Alu-Optik und die Oberflächen vermitteln schon optisch das Flair eines Sportcabrios der gehobenen Mittelklasse.

Offiziell läuft der offene Saab 9-3 als vollwertiger Viersitzer. In der Praxis wird es zumindest hinten doch schnell eng. Während sich auf den bequemen Sitzen vorne auch große Zeitgenossen dank der vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten von Gestühl und Lenkrad gut aufgehoben fühlen, sollte man hinten nicht gerade Gardemaße mitbringen. Schon der Durchstieg wird - vor allem bei geschlossenem Dach - eher akrobatisch. Aber das ist bei Zweitürern nicht unüblich. Ebenso wie die eingeschränkte Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen. Das Armaturenbrett des Saab ist aufgeräumt und klar - kein Schalter gibt Rätsel auf, nichts liegt außer Reichweite. Die Rundinstrumente sind übersichtlich und nach der Saab-Philosophie skaliert: Im normalen Bereich bis 140 km/h ist die Zahlenreihe breit auseinandergezogen und groß aufgedruckt, danach geht es bis 260 km/h enger gepresst und mit kleineren Zahlen weiter. Ob das tatsächlich psychologisch gegen forsche Gangart hilft, sei mal dahin gestellt. Allzu viel Platz gibt es im Kofferraum nicht. 352 Liter Stauraum sind es offiziell - bei geschlossenem Verdeck. Der Volvo C70 bringt es dann immerhin auf 404 Liter, der VW Eos auch noch auf 380 Liter. Und der Ford Focus CC kommt sogar auf 534 Liter. Immerhin lässt sich der geschlossene Saab noch halbwegs akzeptabel beladen: Die Ladekante ist zwar ziemlich hoch und die Ladeöffnung dafür eher klein. Aber wer es bequemer haben will, der sollte sich eh besser einen Kombi ordern.

Rudimentär wird der Kofferraum dann allerdings bei geöffnetem Verdeck. Vor allem beim Beladen stört, dass der Verdeckkasten nur noch einen schmalen Spalt übrig lässt. Für Taschen reicht es - Getränkekisten dagegen werden zum Verlade-Problem. Einziger Ausweg: Geschlossen beladen und erst dann das Dach verschwinden lassen. Im Kofferraum liegt unterm Ladeboden ein schmales Notrad - immerhin: So mancher Konkurrent hat nur ein Reparaturkit an Bord. Das Stoffverdeck ist gut gegen Kälte und Außengeräusche isoliert. Per Knopfdruck lässt es sich in etwas mehr als 20 Sekunden komplett automatisch öffnen oder schließen. Das geht auch bei langsamer Fahrt bis 30 km/h. Das Dach ist weitgehend dicht - in der Waschstraße gab es nur an der A-Säule ein paar Tropfen Wasser an der Innenseite. Das Rückfenster ist aus Glas und folgerichtig auch beheizbar.

Bei offener Fahrt ist die Rundumsicht natürlich bestens. Wenn das Verdeck geschlossen ist, bleibt die Übersicht dann nur nach vorne wirklich gut - auch das nicht gerade unüblich für ein Cabrio. Die Stoff-C-Säule ist so breit, dass man vor allem beim Abbiegen schnell mal einen Fahrradfahrer übersehen kann. Und beim Einparken braucht man schon ein gutes Gefühl für die Dimensionen seines Saab - man ahnt mehr wo er beginnt und aufhört als dass man es wirklich sieht. Die optional erhältlichen Parksensoren sind also sinnvoll angelegtes Geld. Der Sicherheitsstandard ist - wie es sich für ein schwedisches Auto gehört - auch beim Cabrio hoch: In Sachen Insassenschutz hat er beim EuroNCAP-Crash denn auch prompt fünf von fünf möglichen Sternen abgeräumt.

Eine Stärke des aktuellen Saab 9-3 ist ohne Zweifel der 1,9-Liter-TTiD-Diesel unter der Haube. Gleich zwei hintereinander geschaltete Turbos sorgen für richtig Leistung. Die liest sich schon auf dem Papier eindrucksvoll: 132 kW/180PS und 400Nm maximales Drehmoment sorgen für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 9,1 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h. In der Praxis und subjektiv ist der Eindruck noch besser: Schon ab 1400 U/min geht der Saab kraftvoll los und entfaltet seine Leistung gleichmäßig über das gesamte Drehzahl-Band. Selbst über 180 km/h nimmt er weiter Gas an ohne zu ermüden. Dabei läuft der Motor kultiviert und leise - nur beim Kaltstart nimmt man ihn akustisch eine kurze Weile bewusst als Diesel wahr.

Die aufpreispflichtige 6-Stufen-Automatik in unserem Testwagen arbeitete präzise und bestens abgestimmt mit dem Doppel-Turbo-Diesel zusammen - keine hörbaren Dissonanzen, keine Schaltlöcher. Der Verbrauch geht mit offiziell 6,4 Litern Diesel für ein Auto dieser Klasse gut in Ordnung. Und auch im Alltag wird man bei halbwegs defensivem Fahren kaum über 7,0 Liter Verbrauch auf 100 km kommen. Wer das Spaßpotenzial, das ihm Motor und Schaltung als Option anbieten, allerdings immer wieder mal ausnutzt, der wird problemlos auch schon mal zehn Liter Diesel auf 100 km durch die Zerstäuber jagen.

In Sachen (Sport-)Fahrwerk ist man auch bei solch forscher Gangart durchweg auf der sicheren Seite - weil die Elektronik relativ früh schon deeskalierend eingreift. Die Federung ist sportlich straff, ohne Komfort zu verweigern. Der Saab liegt wie ein Gleiter auf der Straße, nur gelegentlich kommen allzu grobe Unebenheiten bei den Passagieren an. Dann wird schnell deutlich: Die Verwindungssteifigkeit der Karosserie ist sehr gut - auch offen und auf schlechten Straßen zittern nicht einmal die Seitenspiegel.

Die Ausstattung, die Saab beim Aero serienmäßig mitliefert, ist für dieses Segment durchaus üppig - angesichts des Basispreises von gut über 40.000 Euro allerdings auch angemessen. 2-Zonen-Klimaautomatik und Bi-Xenonlicht, Nebelscheinwerfer und Bordcomputer, Sportfahrwerk und Tempomat gehören beim Aero fest dazu. 6-Stufen-Automatik (2200 Euro), Kurvenlicht (1350 Euro) Parksensoren hinten (430 Euro) oder Navi (ab 2730 Euro) gehen allerdings auch bei Saab extra.

Quelle: Autoplenum, 2008-11-11

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