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Testbericht

Stefan Grundhoff / Stefan Zaumseil, 25. Januar 2008
Er ist schnell, gefährlich schnell und die nach wie vor wohl perfekteste Symbiose aus Rennwagen und Straßencoupé. Ausfahrten im Porsche 911 Turbo sind herrlich unspektakulär und können einen doch süchtig machen - versprochen.

Ganze Generationen von Sportwagen haben sich am Porsche 911 – besonders am Turbo – messen lassen müssen. Ferrari, Maserati, Aston Martin, Jaguar, Corvette oder Lamborghini – die Zahl der Gegner ist nahezu unüberschaubar, die Liste ihrer Niederlagen kaum kürzer. Wenn schon ein Sportwagen, dann sollte es ein 911er sein. Und wer von einem wahren Traumwagen schwärmt, meint nicht selten einen 911 Turbo. Der ist an sich ein ganz normaler Porsche - und der ganz normale Wahnsinn. Unten herum grummelt der eng gebaute Boxer willig vor sich hin, als würde er kaum Böses im Schilde führen. Doch schon Kinder hören bei der Vorbeifahrt an der Schulbushaltestelle auf diesen leisen Unterton, der nichts Gutes befürchten lässt. Ein Druck aufs Gaspedal - und das Gewitter ist da. Ein Kraftausbruch. Unbarmherzig, beängstigend und doch so stimmig, wie es nach wie vor keine andere Sportwagenfirma hinbekommt. Der 1,6 Tonnen schwere Turbo kann immer, will immer und feiert jeden Gefühlausbruch mit einem grandiosen Röhr-Stakkato.

Es ist nicht der brüllende Sound eines Ferrari. Oder das sonore Blubbern einer Corvette. Der 4,45 Meter lange 911 Turbo ist vor allem eines: typisch Porsche. Das hat sich seit 1974 nicht verändert. Damals kam die G-Serie des 911ers erstmals mit einer leistungssteigernden Zwangsbeatmung auf den Markt. 260 PS, dann 300, zwischendurch knapp 400, 420 und schließlich 480 PS. Das ist die derzeitige Hausnummer. Und die 500er-Marke ist intern bereits lange gefallen. Doch schon das aktuelle Serienmodell hat mehr Kraft als der lange als unantastbar geltende Porsche 959, der Mitte der 80er mit variablem Allradantrieb, Hightech-Fahrwerk und 450 Turbo-PS die Konkurrenz schockte. Den Turbo-Schrecken vergangener Jahre hatte bereits die Vorgängergeneration 996 verloren. Aufladung ja - aber ein exzellentes Fahrwerk und der Allradantrieb nahmen dem Zuffenhausener viel von seiner einstigen Schärfe, die erfahrenen Piloten feuchte Achsenhöhlen und Schweiß auf der Stirn bescherte.

Seine Faszination hat sich der Über-911 die ganzen Jahrzehnte bewahrt. Dafür muss man nicht des Nachts mit Tempo 325 über die leer gefegte A94 im Münchner Osten donnern. 310 km/h Spitze gibt Porsche für sein Vorzeigeprodukt an – eine grandenlose Untertreibung und eine Gefahr für Führerschein und Punktekonto. Mit einem 911 Turbo verdreht man auf der Rennstrecke der Konkurrenz den Kopf um wenig später ganz unspektakulär auf der Maximilianstrasse standesgemäß einzukaufen. Das breite Spektrum macht der Konkurrenz seit über 30 Jahren zu schaffen. Und trotz vieler Angriffe thront der Zuffenhausener fester den je auf dem Sportwagen-Olymp. Dabei hat er seinen Charme bislang nicht verloren. Die Formen gelten als zeitlos und schön. Die Technik ist über jeden Zweifel erhaben und wird selbst von der ärgsten Konkurrenz über den grünen Klee gelobt.

Dabei ist der aktuelle Turbo ein absolutes Hightech-Geschoss. Elektronische Dämpfer, ausfahrbarer Spoiler und eine Stoppuhr haben auch andere, doch das Turboaggregat mit sechs Zylindern ist ein Glanzstück automobiler Baukunst.

Variable Schaufeln arbeiten in so manchem Turbodiesel. Doch in der Benzinfraktion war den meisten Ingenieuren die Technik angesichts der bekannten Leistungsausbrüche zu fragil. Der 3,6 Liter große Boxermotor des 911ers hat sich die variablen Turboschaufeln dennoch zu Nutze gemacht. Ihre sinnvolle Verwendung zeigen die 353 kW/480 PS und mächtigen 620 Nm Drehmoment höchst eindrucksvoll. Wer den Hals mit einem Spurt von 0 auf 100 km/h in 3,7 bis 3,9 Sekunden noch nicht voll bekommt, der kreuzt in der Aufpreisliste das 1.594 Euro teure Sport-Chrono-Paket an. Dann gibt es nochmals 60 Nm Boosterfunktion als Bonbon.

Dass ein Porsche mindestens genauso beeindruckend bremst, wie er beschleunigt, ist kein Geheimnis. Die mehr als 8.000 Euro teure Keramikbremse muss trotzdem nicht sein. Im harten Renneinsatz eine Wonne, lässt sich das Standardmodell aus Stahl deutlich feinfühliger bedienen. Feingefühl ist auch an der Tankstelle nötig: 12,8 Liter SuperPlus sind eine nette Werksangabe. Bei artgerechter Haltung sollte man auf 100 Kilometern aber besser mit mindestens 15 Litern kalkulieren.

Wer schon einmal ein Autoquartett in den Händen hatte, der kennt die verschiedenen Elfer-Generationen und ihre eindrucksvollen Stärken. Schwächen und Makel sind dünn gesät. Die Fahrleistungen sind exzellent, die Verarbeitung tadellos und die Wertstabilität seit Jahrzehnten ein Garant für gute Verkaufszahlen. So kann sich glücklich schätzen, wer den Quartett-Traum von einst irgend wann in die Realität umsetzen kann und sich einen Porsche 911 Turbo in die hauseigene Garage holt.

Der Basispreis von knapp über 140.000 Euro ist jenseits von Gut und Böse - interessiert in dieser Klasse aber ernsthaft niemanden. So hat der Verkäufer nach der Probefahrt auch keine Probleme zu erklären, dass die Serienausstattung des Turbos noch viele Wünsche offen lässt. Ein weiter Beweis dafür, dass der 911 Turbo in einer eigenen Liga fährt – seit über 30 Jahren.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-25

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