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Testbericht

Jürgen Wolff, 28. Januar 2008
Was man im Opel Meriva alles zaubern kann, das klingt fast schon märchenhaft. Viel Platz und ein intelligentes Innenraum-Konzept sprechen deutlich für den "kleinen Zafira". Aber Emotionen setzt er nicht gerade frei.

Wer Harry Potter kennt, kennt auch das Zelt von Mr. Perkins. Von außen durchaus normal und unscheinbar, entpuppt es sich nach dem Eintreten als möblierte 3-Zimmerwohnung mit Küche und Bad. Außen klein - innen riesig. Was im Zeltlager der Quidditch-WM nur die Magie vermag, schaffen die Opel-Ingenieure beim Meriva zumindest ansatzweise mit kreativen Ideen: Außen ist der Meriva um einiges kompakter als sein großer Bruder Zafira - innen fast genau so groß.

Das Prinzip "mehr sein als scheinen" fängt schon bei der Optik an. Der kleine Opel-Van ist auf den ersten Blick und böswillig ausgedrückt ziemlich langweilig. Wohlwollender formuliert: dezent und eher unauffällig. Weder eine dynamisch gespannte Linienführung samt aggressiver Front ist hier zu finden noch ein Knuddelchen mit Kulleraugen. Zweckmäßig halt. Praktisch. Nullacht/Van-ig. Aber wer den Meriva kauft, der kauft ihn nicht, weil die Ferrari gerade alle alle waren. Sondern weil er ein praktisches Auto sucht zu einem Preis, für den man nicht unbedingt den Jackpot im Lotto knacken muss. Und ein Auto, mit dem man jeden Tag was anfangen kann.

Und das kann man mit dem Meriva. Auch vom Innenraumkonzept her ist er ähnlich flexibel wie der hier gar nicht so viel größere Bruder. Zwischen den satten 2,63 Metern Radstand findet sich eine Sitzkonstruktion, die ihn wahlweise zu einem Mini-Bus oder zu einem Kleintransporter macht. Die dreisitzige Rückbank läßt sich mit wenigen Handgriffen so komplett zusammenfalten, dass eine nahezu ebene Fläche entsteht. So werden aus einem Laderaumvolumen von - voll bestuhlt - 360 Liter 1410 Liter.

Wem das noch nicht reicht: Auch der Beifahrersitz läßt sich klappen und schafft so Platz für lange Güter. Und wer statt Ikea-Regalen eher seine Kleinfamilie von A nach B chauffieren will, hat es nicht weniger flexibel. Hinten gibt es Platz für drei und üppig Platz für zwei: Den mittleren Sitz versenken, die beiden äußeren zur Seite und zurück schieben - und der Meriva ist zum geräumigen Viersitzer mit Mittelklasseformat mutiert. Ohne, dass man sich fragen muss: Wohin mit dem ausgebauten Sitzplatz?

Auch ansonsten ist der Meriva innen ohne Fehl und Tadel. Die Fertigungsqualität ist ausgezeichnet, die Übersichtlichkeit gut und intuitiv. Kein Schalter, kein Instrument gibt Rätsel auf, alles liegt gut im Blickfeld. Und: Alles atmet auch hier ein wenig den Hauch der Langeweile. Bloß nichts riskieren, hat man sich wohl in der Rüsselsheimer Designabteilung gedacht. Und: Bloß nichts falsch machen, war der zweite Gedanke.

Entsprechend ist der Meriva ein für seine Klasse rational nahezu perfektes Auto. Er erfüllt so ziemlich alle harten Kriterien, die wir in unseren Praxistests so anlegen. Die großen Türen öffnen weit, der Zustieg ist vor allem vorne sehr bequem. Die Sitze, in denen man bequem und passgenau platznimmt, lassen sich im Zusammenspiel mit dem höhenverstellbaren Lenkrad auch für größere Passagiere weit genug nach hinten schieben - ohne dort dann für eingeklemmte Knie zu sorgen. Ablagen gibt es zwar nicht üppig aber ausreichend. Der Kofferraum ist ohne Ladekante leicht und effektiv zu beladen. Wenn man im Meriva sitzt, hat man eine gute Rundumsicht, kein Problem, beim Einparken abzupassen, wo sein Anfang ist und wo sein Ende. Allenfalls vorne muss man sich mental die ersten Tage ein wenig herantasten.

Der Motor? Auch der passt ins Bild. Der 1,6-Liter-Benziner werkelt brav und klaglos. Ein Arbeitspferd, kein Araberhengst. Ein Motor wie das ganze Auto. Kaum warmgelaufen, läuft er kultiviert und vibrationsarm. Auch bei höheren Geschwindigkeiten wird er nicht übermäßig laut. Dank der Getriebeübersetzung zeigt er sich - zum Beispiel beim Überholen - auch durchaus durchzugsstark. Weil man ihn allerdings auch gerne hochtourig fährt, erweist er sich in der Realität aber auch als relativ durstig. Die von Opel angegebenen 6,7 Liter pro 100 Kilometer haben wir im Praxistest auch nicht annähernd schaffen können - unter acht Liter war nichts zu machen. Der Motor produziert 77 kW/105 PS und ein Drehmoment von 150 Nm. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 181 km/h, für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht er 13,3 Sekunden. Mit diesen Werten liegt er noch im üblichen Rahmen seiner Klasse.

Ähnlich ohne dunkle Punkte das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk. Es führt den Meriva brav um alle Kurven und sorgt für einen stabilen Geradeauslauf. Schnell gefahrene Kurven werden vom ESP in der Regel sicher austariert. Allenfalls ein leichtes Untersteuern ist zu merken - auch für wenig geübte Fahrer kein Problem. Die Federung schluckt Unebenheiten auf der Fahrbahn auch dann, wenn sie etwas gröber ausfallen. Und der Rest bleibt in den bequemen Sitzen hängen. Die Lenkung reagiert direkt und ohne all zu viel Kraftaufwand, der Kontakt zur Straße ist gut. Die Bremsen leisten eine Verzögerung, die klassenüblich ist und sind gut dosierbar. Wer voll in die Eisen steigt, bleibt dank ABS gut in der Spur. Selbst beim Preis erlebt man mit dem Meriva keine große Überraschung. Die Basisversion mit 1,4-Liter-Motor ist ab 14.790 Euro zu haben, der 1,6-Liter-Meriva kostet ab 15.715 Euro. Das sind knapp 4000 Euro weniger als der gleich motorisierte, innen auch kaum größere Opel Zafira. Ein Renault Modus mit 1,6-Liter-Motor und sieben PS mehr kostet 16.400 Euro, ein 100-PS-Ford-Focus kommt auf 14.500 Euro. Die Liste der Sonderausstattungen ist beim Meriva zumindest überschaubar, enthält unter anderem Nebelscheinwerfern (170 Euro), Kopfairbags (380 Euro) und Xenon-Scheinwerfern (760 Euro). Fazit: Der Meriva zaubert - ohne zu verzaubern.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-28

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