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Testbericht

Jürgen Wolff, 17. März 2009
Geräumig, stark, geländegängig - der Nissan Pathfinder gehört zu den ehrlichen Offroadern. Zu denen, die nicht nur so aussehen, als würden sie für ihren Fahrer durch Dick und Dünn gehen, sondern es auch tun.

Mit seinen 4,74 Metern Länge ist der Pfadfinder schon eine stattliche Erscheinung - im Berliner Osten sollte man ihn vielleicht nicht unbedingt Nächtens auf schlecht beleuchteten Straßen parken. Denn der kantige Japaner bringt zumindest auf den ersten Blick so ziemlich alles mit, was des SUV-Hassers Blut in Wallung bringt: Viel Auto, viel Masse - und einen Verbrauch, der nur ganz knapp im einstelligen Bereich bleibt. Beim morgendlichen Brötchen holen ist der Pfadfinder denn auch deutlich oversized. Doch wer als Architekt, Förster oder Pferdebesitzer öfter mal durch verschlammte Pfade pflügt, der ist mit dem kräftigen Geländegänger bestens bedient. Denn der Pathfinder ist kein optisch aufgebrezelter Lifestyle-SUV, der schon Schwierigkeiten hat, eine Bürgersteig-Kante zu erklimmen. Der Pathfinder ist ein rustikaler Offroader, der mit seinem stabilen Leiterrahmen selbst schweres Gelände packt. 39% Steigfähigkeit, 33º Böschungswinkel vorne und 25º hinten, dazu ein Rampenwinkel von 24º und eine Wat-Tiefe von 45 Zentimeter - das ist sogar noch etwas besser als beim Klassiker Jeep Wrangler. Und mit einer Anhängerlast von drei Tonnen lässt sich fast schon eine kleine Yacht vom Boden- zur Ostsee ziehen. Der Motor macht solche Kraftakte problemlos mit. In Deutschland angeboten wird der Pathfinder derzeit nur als Diesel mit 2,5-Liter-Motor. Den 4-Liter-V6-Benziner haben die Japaner aus dem Programm genommen - 13,5 Liter Super im Schnitt waren denn doch politisch gar zu unkorrekt. Der aktuelle Diesel ist mit 9,8 Liter Durchschnittsverbrauch zwar auch nicht gerade ein Asket und von der Realität zudem um mindestens zwei Liter entfernt - aber er liegt im Lager der "richtigen" Geländewagen damit immer noch im Mittelfeld.

Für die knapp 10 Liter liefern sechs Zylinder 126 kW/171 PS und stemmen satte 403 Nm Drehmoment auf die Antriebswelle. Das reicht für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,9 Sekunden - 2,3 Tonnen wollen erst einmal beschleunigt werden. Die Kraft wirkt im Normalmodus auf die Hinterräder, verteilt sich aber bei Bedarf auch variabel oder permanent auf alle vier Räder. Bei noch mehr Bedarf stehen Differenzialsperre und Untersetzung zur Verfügung. Der Diesel selbst läuft ruhig und mit wenig Vibrationen, ist nur beim Kaltstart auf den ersten Aufwärm-Kilometern etwas nagelig laut. Dann aber läuft er stur mit dem satten Sound eines Sechszylinders und hängt präzise am Gas. Unangenehm laut wird es im Pathfinder auch bei strammem Tempo nicht - mehr als 175 km/h sind ohnehin nicht drin. Innen hat sich im Lauf der Jahre viel geändert. Der Balanceakt zwischen Nutzwert und Bequemlichkeit ist im aktuellen Pathfinder ganz gut gelungen. Ein Naturgesetz für Geländewagen besagt anscheinend, dass sich die Fahrersitze nie so weit nach hinten schieben lassen, dass auch große Personen wirklich bequem sitzen. Und schon die hohe Bauart bedingt, dass man auf die Sitze hochkraxeln und erst einmal das breite Trittbrett überwinden muss - schmutzige Hosenbeine unterhalb der Knie sind keine Seltenheit.

Der ganze Innenraum macht einen hochwertigen und stabilen Eindruck. Massive Griffe sorgen vorne wie hinten für guten Halt auch in ruppigem Gelände. Die straffen, aber bequemen Sitze bieten zusätzliche Unterstützung gegen zu viel Herumgerutsche. Die Bedienung ist einfach und weitgehend intuitiv. Das Lenkrad lässt sich in der Neigung verstellen, Knöpfe und Schalter sind gut zu erreichen und alle Anzeigeinstrumente liegen in Sicht. Dazu kommen reichlich Fächer, Ablagen und praktische Flaschenhalter. Das Raumgefühl hält, was der äußere Schein verspricht: Unter Platzangst wird man im Pathfinder kaum leiden. Vorne wie hinten gibt es reichlich Kopf und Schulterfreiheit - vor allem, wenn man höchstens zu viert unterwegs ist. Der Mittelsitz in der zweiten Reihe ist selbst im Pathfinder ein besserer Notbehelf. Und auf die optionale dritte Reihe kann man getrost verzichten - zu eng, zu unbequem, selbst für Kinder. Mit mindestens 515 Liter beim Fünfsitzer hat der Kofferraum Kombi-Niveau. Die Rücksitze kann man einfach und ohne viel Kraftaufwand zusammenklappen und hat dann eine ebene Verlängerung der Ladefläche. Bis zu 2091 Liter lassen sich dann verstauen. Bei vorgeklappter Lehne des Beifahrersitzes sind sogar Stangen oder Regale bis gut 2,8 Meter Länge kein Problem. Die Heckklappe ist leicht zu öffnen und schwingt ohne viel Kraftaufwand weit nach oben. Beim Schließen muss man allerdings häufig nach drücken - schmutzige Finger sind garantiert, wenn man nicht gerade aus der Waschanlage kommt.

SUV-typisch ist die Übersicht vom erhöhten Fahrersitz aus ausgezeichnet - lediglich beim Blick nach rechts hinten stört die B-Säule etwas. Dafür bieten die großen Außenspiegel eine großzügige Sicht nach hinten. Die Quaderform sorgt zwar dafür, dass man immer gewahr ist, wo der Nissan anfängt und wo er endet - durch das hohe Heck ist aber nur schwer auszumachen, was sich direkt hinter dem Wagen tut. Unbedingt empfehlenswert also die mit dem Navi-Bildschirm gekoppelte Heckkamera oder wenigstens die optionalen Parksensoren. Aber auch dann wird der Pathfinder nicht gerade zum handlichen Stadtauto - dafür sorgt schon der ausladende Wendekreis. Fahrwerk und Federung sind auf Asphalt zufriedenstellend, im Gelände so bequem wie dort nun eben möglich. Auf der Straße werden die meisten Unebenheiten gut weggefiltert. In flott gefahrenen Kurven schiebt der Pathfinder gerne über alle Räder, das ESP muss in der Regel dennoch nur selten eingreifen. Die ziemlich gefühllose Lenkung allerdings hätte man nicht nur in solchen Situationen gerne etwas präziser. Gleiches gilt für die mitunter etwas hakelige Schaltung. Mit einem Basispreis von 37.770 Euro gehört der Pathfinder nicht gerade zu den Sonderangeboten - zumal man um ein paar Aufrüstungen aus der Zubehörliste (unter anderem Bi-Xenon-Scheinwerfer, 3-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung im LE-Paket mit 4550 Euro Aufpreis) kaum herum kommen wird. Aber die meisten Konkurrenten kosten deutlich mehr. Der Jeep Commander mit Diesel etwa kommt auf mindestens 49.590 Euro, Land Rover will für den Discovery von 40.900 Euro an aufwärts. Nur Toyotas Landcruiser ist mit 35.450 Euro plus ebenso wie der Mitsubishi Pajero (35.890 Euro) etwas günstiger.

Quelle: Autoplenum, 2009-03-17

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