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Testbericht

Sebastian Viehmann, 18. Juni 2009
Mit einem Lancer Evo kann man höllischen Spaß haben. Doch wer sich mit dem Teufel einlässt, muss die Schattenseiten akzeptieren: Innen ist der Wagen eine Enttäuschung - und das Spoiler-Monster ist ein echter Säufer.

Dieses Auto hat eine rabenschwarze Seele. Der Mitsubishi Lancer Evolution schreit "Sünde!" nach allen Seiten. Er bettelt nach Kurvenjagd am Limit und nach verbranntem Gummi auf dem Asphalt. Die aggressive Front, die fetten Felgen, der gewaltige Heckflügel – Evo-Piloten müssen sich daran gewöhnen, dass die Zeit dezenter Vorbeifahrten für sie der Vergangenheit angehört. Unter der Haube kocht ein aufgeladener Vierzylinder sein Höllenfeuer, der aus zwei Litern Hubraum 217 kW/295 PS holt und ein maximales Drehmoment von 366 Newtonmetern entwickelt. Mit der 1,6 Tonnen schweren Limousine haben 295 Pferde naturgemäß leichtes Spiel. Der Evo rennt aus dem Stand in 6,3 Sekunden auf 100 km/h, mit manueller Schaltung ist er sogar eine Sekunde schneller. Der Beschleunigungsdrang kommt erst bei 240 Sachen zum Erliegen - die mühelos erreicht werden.

Doch Mitsubishis Spoiler-Monstrum wurde nicht dafür gemacht, auf der linken Spur mit den Handlungsreisenden in 3er BMW oder Audi A6 Katz und Maus zu spielen – da steht ein Auto, das quasi direkt aus dem Rallyesport kommt, einfach drüber. Im Evo erreicht man den echten Kick erst mit Querbeschleunigen, bei denen andere schon längst aus der Kurve geflogen wären. Auch wenn der Evo X einen Hauch komfortabler abgestimmt ist als sein Vorgänger, so krallt er sich dennoch mit einem unbändigen Willen zur absoluten Traktion in den Asphalt.

Mitsubishis Allradsystem S-AWC besteht aus einem Mittendifferenzial, das den Geschwindigkeitsunterschied zwischen Vorder- und Hinterachse kontrolliert, und einer Giermomentregelung namens S-AYC, die das Drehmoment zwischen den beiden Hinterrädern verteilt. Droht der Wagen über die Vorderräder wegzurutschen, bekommt das kurvenäußere Hinterrad mehr Drehmoment zugewiesen, so dass der Evo in der Spur gehalten wird. Um das Allradsystem auf den jeweiligen Untergrund abzustimmen, gibt es drei verschiedene Einstellungen: "Snow" (Schnee), "Gravel" (Schotter) und natürlich "Tarmac" (Asphalt). Im Tarmac-Modus steht die maximale Kurvenperformance im Vordergrund. Ganz mutige können auch das ESP ausstellen – nicht umsonst wurde der Weltrekord im Driften mit einem Lancer Evolution aufgestellt. Eine sehr schnell reagierende Lenkung und das hart abgestimmte Fahrwerk machen das Sportpaket komplett. Einen Komfortpreis gewinnt der Evo nicht. Aber seine Filtereigenschaften sind immerhin so ausgeprägt, dass es einem nicht die Plomben aus den Zähnen schüttelt. Nur die Sitze werden auf langen Strecken irgendwann ein wenig unbequem.

Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe lässt sich im manuellen Modus mit Schaltwippen am Lenkrad bedienen und bietet insgesamt einen guten Eindruck - wenn es auch beim Herunterschalten manchmal etwas träge arbeitet. Im Vergleich zum Handschalter frisst das "Twin-Clutch"“-Getriebe Beschleunigungszeit, beim Durst gibt es kaum Unterschiede. Der offizielle Durchschnittsverbrauch des Evo - 10,5 Liter, und zwar SuperPlus - ist jedoch nur eine Zahl auf dem Papier. Unter 13 Litern war bei unserem Testwagen nichts zu machen, und wenn man dem Wagen die Sporen gibt, muss man mit 16 Litern und mehr rechnen.

So überzeugend der Evo auf der Straße ist, so enttäuschend ist er im Innenraum. Das Cockpit wirkt lieblos, viele Materialien hinterlassen keinen hochwertigen Eindruck. Lichtblicke sind nur das griffige Sportlenkrad und die Sitze, in denen füllige Piloten erst einmal eine Testfahrt unternehmen sollten – die Seitenwangen sind extrem straff. Bei der ungestümen Kurvenhatz freilich ist der Seitenhalt ausgezeichnet. Eine herbe Enttäuschung ist das Navigations- und Entertainment-System, das man auch aus anderen Mitsubishi-Modellen kennt. Das Navi ist altbacken und funktionsarm und in unserem Testwagen war der Radioempfang extrem schlecht. Das System konnte selbst in Großräumen nur wenige Sender empfangen, diese dann aber nicht einmal über eine längere Strecke störungsfrei halten. Auch zum sportlichen Familienauto taugt der Lancer nicht, der Kofferraum fasst magere 323 Liter.

Immerhin ist die Ausstattung des 53.850 Euro teuren Evolution MR weitgehend komplett. Neben Doppelkupplungsgetriebe, Bi-Xenon-Scheinwerfern mit Kurvenlicht, CD-Radio und Tempomat sind unter anderem Leder-Alcantara-Ausstattung, Licht- und Regensensor, ein Festplatten-Navigationssystem, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Klimaautomatik an Bord. Eine etwas abgespeckte Version mit Fünfgang-Schaltgetriebe steht für 45.950 Euro zur Verfügung. Da das Interieur ohnehin nicht besonders begeistert und weder das betagte Navigationssystem noch das Audiosystem einen Blumentopf gewinnen, kann man mit einem Aufpreis von 2000 Euro für das Doppelkupplungsgetriebe das Rallye-Vergnügen für den Hausgebrauch so guten Gewissens unter der 50.000 Euro-Marke halten.

Quelle: Autoplenum, 2009-06-18

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