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Testbericht

Jürgen Wolff, 13. Juli 2009
Mit seinem eher biederen Vorgänger hat er nicht mehr viel gemein - weder innen noch außen: Ford hat den Fiesta komplett überarbeitet. Und ordentlich viel Schwung in den Kleinen hineingebracht.

Besonders der Drei-, aber auch schon der Fünftürer haben in der Seitenansicht eine coupéhaft sportliche Linienführung. Unterstrichen wird die Optik noch von den spitz auslaufenden und weit über die vorderen Kotflügel gezogenen Scheinwerfer, vom Front- und vom Heckspoiler. Die Sicken an den Seiten betonen zusätzlich die keilförmige Karosserie. Kein Zweifel: Der Fiesta kommt deutlich sportlicher daher als sein Vorgänger. Innen wirkt der Fiesta trotz gleichem Radstand wie beim Vorgänger großzügiger und luftiger. Die Übersicht vom Fahrersitz aus ist durchweg gut - nur beim Blick nach hinten rechts ist die C-Säule zu dick im Wege. Im Winter sorgt die beheizbare Frontscheibe für ein kratzfreies Leben. Die dünnen Heizfäden irritieren jedoch wie bei den meisten Ford-Modellen je nach Lichteinfall manchmal etwas. Die Verarbeitungsqualität ist ebenso hoch wie die Qualität der Materialien. Alles wirkt wertig, lässt sich gut anfassen und ist farblich angenehm aufeinander abgestimmt. Die Fugen laufen schmal und gleichmäßig. Vom tristen Armaturenbrett seines Vorgängers trennen den Fiesta Welten - Ford hat den Designern nicht nur beim Schnitt der Karosserie eine lange Leine gelassen sondern auch bei der Gestaltung des Innenraums. Resultat: Man fühlt sich auf Anhieb wohl.

Es sind denn auch nur ein paar Kleinigkeiten, bei denen sie gepatzt haben. Bei den Fugen für Koffer- und Motorraum zum Beispiel: In denen sammelt sich der Dreck gleich büschelweise und ist kaum mehr wegzubekommen. Und dass auch die Türen eine bessere Abdichtung vertragen könnten, macht schon der erste Besuch in einer Waschanlage deutlich. Nicht, dass einem die Brühe entgegen flutet, sobald man die Tür aufmacht - aber die Spritzer reichen schon ungewöhnlich weit in den Rahmen hinein. Die Bedienung ist trotz aller Aufgeräumtheit etwas gewöhnungsbedürftig und nicht immer gleich intuitiv. Vor allem die Tasten auf der Mittelkonsole sorgen für etwas Lernaufwand - bei dem Design mag man das aber gerne verzeihen. Nervig ist auch das Gepiepte der Elektronik, hinter dessen Sinn man nicht immer steigt. Das Lenkrad lässt sich in der Längsachse und der Höhe gut verstellen, was zusammen mit der Verstellung der bequemen Sitze auch bei großen Fahrern für entspannte Positionen sorgt. Die Kopffreiheit ist dabei durchweg üppig. Hinten finden zwei Passagiere Platz, wenn sie nicht zu viel Komfortansprüche stellen. Längere Ausfahrten werden dort wegen der relativ niedrigen Sitzflächen schnell unbequem.

Bei den Ablagen hätten es gerne noch ein paar mehr sein dürfen - zumal das Handschuhfach recht klein ausgefallen ist. Und Getränkeflaschen bekommt man erst gar nicht unter. Wer nicht selbst am Lenkrad sitzt, der wird zudem schon in den ersten Kurven die Handgriffe über den Türen vermissen. Es gibt nur die Wahl: Entweder Griffe oder Kopfairbags. Beides geht nicht.

Dabei haben sich die Fiesta-Designer einiges einfallen lassen, um potenziellen Kunden den Alltag zu erleichtern. Bis hin zu Kleinigkeiten. Wie dem Tankdeckel. Den gibt es erst gar nicht. Keine Fummelei und nach Benzin stinkende Finger mehr - Klappe auf, Zapfhahn rein und laufen lassen. Der Kofferraum liegt mit 295 Liter Fassungsvermögen durchweg etwas über dem der Konkurrenten. Fiats Grande Punto startet ebenso wie der Toyota Yaris bei 275 Litern, der Mazda2 kommt auf 250 Liter. Nicht ganz so gut schneidet der Fiesta ab, wenn die asymmetrisch geteilten Rücksitze umgeklappt werden. Dann bietet der Fiesta 979 Liter Packraum. Die Kofferraumklappe selbst lässt sich weit öffnen - selbst sperrige Güter passen durch die Öffnung. Weniger lobenswert ist die hohe Ladekante und die Bordwand, über die alles erst einmal gewuchtet werden muss. Auch, dass beim Vorklappen der Rücksitze eine Stufe entsteht, ist nicht gerade optimal. Zudem sorgt die glatte Rückwand der Sitze dann noch für einen rutschigen Untergrund.

Mit dem 1,25-Liter 4-Zylinder ist der Fiesta selbst dann arg sparsam motorisiert, wenn man die Version mit 60 kW/82 PS wählt. In der Stadt ist das kein Problem - sobald es allerdings etwas schneller und lebhafter zugeht, hat das Motörchen mit dem 1,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht deutlich Arbeit. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht der Test-Fiesta offiziell 13,3 Sekunden, darüber wird es noch zäher. Ohnehin ist bei knapp unter 170 km/h Schluss. Richtig laut wird es dank einer guten Geräuschdämmung dabei zwar nicht - aber auch akustisch macht der Motor aus seinen Mühen keinen Hehl. Mit 5,7 Litern DIN-Verbrauch auf 100 km liegt der 1,25er-Fiesta zudem gleichauf mit dem doch etwas spritzigeren 1,4-Liter-Motor und nur 0,2 Liter unter dem 1,6-Liter, der unter 10 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h rennt. Der Testverbrauch lag im übrigen nur einen halben Liter über der Norm.

Der Fahrkomfort selbst lässt sich auch beim Fiesta in einem Namen zusammenfassen: Ford. Das präzise Fahrwerk selbst hat die von den Kölnern mittlerweile gewohnt gute und sichere Abstimmung. Die Federung fängt Fahrbahnunebenheiten souverän ab und reicht nur die wirklich groben Klötze weiter an die Passagiere. Kurven meistert der Fiesta auch bei flotter Fahrt sicher und souverän. Das leichte Untersteuern ist kaum merkbar, weil das serienmäßig mitgelieferte ESP früh korrigierend eingreift.

Leider ist die Lenkung zu leichtgängig und gefühllos. Sie liefert so gut wie keine Rückmeldungen - da mag das Lenkrad selbst noch so griffig sein. Die 5-Gang-Handschaltung dagegen ist mit kurzen Wegen präzise und ohne Hakeln geführt. Die Abstimmung der Gänge passt gut zum Motor, übliche Fahrsituationen - Stadt, Landstraße & Co. - sind mit wenig Schaltarbeit verbunden.

In der Serienausstattung "Ambiente" ist der 82-PS-Fiesta mit drei Türen ab 12.250 Euro zu haben. Der Vorgänger kostete übrigens kaum weniger, war aber deutlich schlechter ausgestattet. Für den 5-Türer werden mindestens 13.500 Euro fällig. Damit liegt er unter dem - stärker motorisierten - Toyota Yaris (14.330 Euro) und in etwa auf einer Linie mit dem neuen VW Polo (ab 12.675 Euro). Wer sich ein wenig Luxus wie Klimaanlage, fernbedienbare Zentralverriegelung oder elektrische Fensterheber gönnen will, muss bei Ford allerdings schon drauflegen - oder gleich eine der gehobeneren Ausstattungen ordern. Dann ist man allerdings schnell mit 16.000 Euro dabei.

Quelle: Autoplenum, 2009-07-13

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