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Testbericht

Stefan Grundhoff, 25. Januar 2008
Muttern hat uns schon als Kinder immer gewarnt: Finger weg von heißen Herdplatten. Doch wenn etwas verboten ist, dann kribbelt es erst recht in den Fingern. Wie beim Audi RS4. Und wer nun mal nicht hören will ...

Freundeskreis, Ehefrau, Kinder und das schlechte Gewissen – sie alle sind sich beim Thema Audi RS4 einig: Finger weg, es tut doch auch ein gewöhnlicher Audi A4. Vielleicht ein 2.7 TDI oder der 3.2 FSI. Beide bieten selbst für sportliche Fahrer Leistung satt und sind alles andere als müde Krieger. Doch wer hinter dem griffigen Lederlenkrad lieber Bruce Springsteen statt Pur hört, der träumt vom RS4.

Dabei mutet das Blechkleid des Rockers aus Neckarsulm recht zahm an. Doch die Zeiten, in denen der RS4 im Tarnmantel eines zahmen A4 die Egos ahnungsloser Porsche-Fahrer gleich reihenweise plattwalzen konnte, sind lange vorbei. Die erste Serie - im Gegensatz zum aktuellen Modell nur als potenter Avant zu bekommen - löst bei Jägern und Gejagten ähnliche Reflexe aus wie der aufs Fenster geklebte Schatten eines Falken bei einer Taube: Au verdammich - bloß weg. Jeder, der sich für Autos interessiert, hat es ins Stammhirn gebrannt: Ein Audi RS4 ist viel mehr als ein nur grandios motorisiertes Mittelklasseauto.

Der A4-Viertürer ist auch als unscheinbarer 105-PS-Diesel zu bekommen. Doch mit dem Namenszusatz RS4 ist er ein Rennbolide ohne große Kompromisse. Dass man trotz aller Sportlichkeit nach wie vor ein hohes Maß Alltagstauglichkeit genießen kann, verschafft dem Allradler besonders bei Familienvätern und solchen, die es werden sollen, ein mächtiges Suchtpotenzial. Keine Gefahr also, in einem langweiligen Volumenmodell unterwegs zu sein. Dafür wären gut 70.000 Euro Kaufpreis auch zu viel Geld. Doch extravagante Sportmodelle wie der RS4 sind in Zeiten harten Wettkampfes für die Hersteller wichtiger denn je - um den sportlichen Anspruch der Marke zu unterstreichen.

Ein paar Kilometer im flüssigen Verkehr zeigen schnell, dass die Sportskanone wirklich mehr ist als ein Imageträger mit 420 PS und Breitreifen. Von 0 auf 100 km/h schafft er in unter fünf Sekunden. Das exzellent abgestimmte Hochdrehzahlkonzept und ein Motorenklang zum auf die Knie sinken sorgen für Überholimage und anerkennende Blicke. Das ist eben der große Unterschied zu seinem Vorgänger: Auch der trampelte wie ein Stier los und ließ nahezu die ganze Konkurrenz hinter sich. Doch die zweite RS4-Generation kann insbesondere im Sportmodus nochmals deutlich mehr, stürmt noch wilder, noch engagierter und noch unnachgiebiger als der alte. Trotzdem schicken viele ihren RS4 noch zum Tuner. Firmen wie Abt und MTM wird das freuen. Muss aber nicht sein – höchstens, um die 250er Begrenzung in die digitalen Jagdgründe zu schicken. Auf der Autobahn ist der RS4 große Klasse, auf Land- und Bergstraßen insbesondere durch das kernige Sechsganggetriebe ein wahrer Genuss. Die schier endlose Motorenpower wird im Verhältnis 40:60 auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Die Neigung zum Hecktriebler zahlt sich aus. Einmal sanft angeheizt, krallen sich die Breitreifen hungrig in den Asphalt und pressen den 1,7 Tonnen schweren Boliden vorwärts. 430 Nm Drehmoment - da pocht das Blut in den Adern. Und man genießt für ein paar Sekunden den Geruch von Benzin und Gummi.

Die von Audi angegebenen 13,5 Liter Verbrauch sind realistisch – bei einem trägen Gasfuß, freier Strecke und wenig Zeitdruck. Wer den RS4 so bewegt, wie es sich ziemt, der muss 15 bis 18 Liter Kraftstoff einkalkulieren. Wunder in Bezug auf den Benzindurst kann eben auch eine Direkteinspritzung nicht vollbringen.

Das unspektakulärste am Audi RS4 ist sein Innenraum. Jeder Startvorgang beginnt mit einem Kopfschütteln. Erst den Zündschlüssel drehen und dann den Starterknopf neben der Handbremse drücken. Was soll das? Die bequemen und extrem abgespeckten Sportschalen passen dagegen vortrefflich. "Pro Rennsitz sparen wir rund 18 Kilogramm", sagt Jürgen Krauth, technischer Entwickler des Audi RS4. Dann ist jedoch Handarbeit angesagt und man muss die perfekte Sitzposition von Hand justieren. Wer den üblichen Oberklassekomfort von vollelektrischen Ledersitzen genießen möchte, kann sich auch für die normalen Sportstühle entscheiden.

Dass der Audi nicht nur bullig nach vorne prescht, sondern mittlerweile auch bei Einlenk- und Bremsverhalten Bestnoten bekommt, kann Jürgen Krauth einfach erklären: "Insgesamt konnten wir durch Maßnahmen mehr als 50 Kilogramm Gewicht einsparen." Kotflügel und Haube bestehen im Vergleich zum gewöhnlichen A4 aus Aluminium.

Trotzdem ist der RS4 leicht frontlastig und schiebt schon mal über die Vorderachse - reagiert im Normalfall aber neutral. Nick- und Wankbewegungen werden durch ein variables Dämpfersystem minimiert. Schräg gegenüberliegende Stoßdämpfer sind über einen Ölstrom miteinander vernetzt. Kennt man sonst nur aus dem Rennsport - aber genau dort fühlt man sich am Steuer eines RS4. Auch wenn im Herbst der neue Audi A4 auf den Markt kommt, wird die alte Sportversion noch eine ganze Weile seine Fans bei Laune halten.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-25

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