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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. April 2010
Der Porsche Panamera Turbo kombiniert die Leistungen eines Supersportlers mit den Annehmlichkeiten einer Luxuslimousine. Doch müssen es in dieser Klasse wirklich 500 Turbo-PS sein, um Kunden zu begeistern?

Die Idee eines viertürigen Sportwagens war im Hause Porsche nicht neu. Bereits bei den Modellen 911, 944 und 928 hatten die Zuffenhausener Bolidenbauer bereits an viertürigen Visionen herumgesponnen. Gerade für den US-Markt sollte es ein Viersitzer mit vier Türen sein, der das güldene Wappen auf der Haube trug. Aus Plattform-, Kapazitäts- und Kostengründen wurden die Ideen immer wieder verworfen. Doch der Erfolg des Luxus-SUV Cayenne machte die Porsche-Verantwortlichen mutiger. Schließlich hatte der alles andere als filigran gezeichnete Ableger des Triumvirats aus Q7, Touareg und Cayenne die Produktionszahlen von Porsche nahezu verdoppelt.

Zudem kommt der Panamera zur rechten Zeit. Viertürige Limousinen liegen aktuell stark im Trend. Eine sportive Luxusströmung von Mercedes CLS und Maserati Quattroporte ebnete den Trend letztlich auch für das umsatzstarke Premiumsegment. Hier haben die Schwaben Wort gehalten. Der Panamera ist ein echter Porsche mit exzellenten Fahrleistungen, überzeugendem Platzangebot und variablen Einsatzmöglichkeiten. Dabei sind die Rollen der einzelnen Panamera-Versionen klar verteilt. Das 300 PS starke Basismodell soll in erster Linie Auf- und Umsteiger anderer Marken abgreifen. Vielleicht auch den ein oder anderen Piloten, der bisher einen BMW 7er Diesel oder einen mittelprächtig motorisierten Audi A8 bewegte. Gerade in den USA soll ein bald nachfolgender Panamera Hybrid die finanzstarke Öko-Kundschaft locken, während der 400 PS starke Achtzylinder gerade als Allradversion der Liebling der sportlichen Limousinenmassen werden soll.

Von allem ein gutes Stück mehr bietet der Panamera Turbo. 368 KW / 500 PS stark und obligatorisch mit einem fahrdynamisch ausgelegten Allradantrieb für alle Eventualitäten auf der Straße gerüstet, kommt ihm eine ähnliche Rolle wie dem 911 Turbo unter den hauseigenen Sportwagen zu. Ein viertüriger Supersportwagen für alle Tage, bei dem lässiges Cruisen genauso an der Tagesordnung ist, wie kompromissloses donnern. Von den Fahrleistungen gibt es keinen Grund, den Turbo als seinen Liebling zu erwählen, denn bereits der Panamera 4S beeindruckt selbst engagierte Piloten mit exzellentem Tatendrang. Doch der Unterschied zur aufgeladenen Version ist ungewöhnlich mächtig. Dazu bedarf es keinesfalls eines Einstiegs in die Sphären der Höchstgeschwindigkeit. Auch hier düpiert der Panamera seine Konkurrenz.

Die erfahrenen Sportstrategen der M GmbH, von AMG oder dem Hause Quattro GmbH bremsen ihre Modelle trotz stärkster Triebwerke zwischen 250 und 280 ein – ohne jeden Grund. Wer es in dieser Liga fliegen lassen will und dafür mehr als 130.000 Euro ausgibt, dem muss auch nicht vorgeschrieben werden, wie schnell er das tun darf. Selbst das Klassensprecher Maserati Quattroporte muss bei gut 280 km/h passen. So hat der Panamera Turbo zumindest in dieser Disziplin nur einen echten Konkurrenten – den Aston Martin Rapide, der mit knapp über 300 km/h Spitzen ähnlich engagiert wie der Panamera Turbo die Streckenabschnitte verschlingt.

Erst einmal auf die Autobahn aufgefahren, verschwendet man nie wieder einen Gedanken, ob es nicht auch ein Panamera 4S oder gar ein müder Sechszylinder getan hätte. Aus dem Autobahnkleeblatt heraus geht es auf die Beschleunigungsspur – kein Auto weit und breit - einfach nur Dauerfeuer. Von knapp 80 km/h beschleunigt der Panamera Turbo wie aus einem Atemzug bis weit hinter die 230er-Marke. Kein Wunder: bei knapp über 2.000 Touren liegen 700 Nm maximales Drehmoment an – 0 auf Tempo 100 in 4,2 Sekunden. Dabei merkt der Fahrer von der Leistungsentfaltung des 4,8 Liter großen V8-Motors kaum mehr als sanfte Gangwechsel und die sich geradezu überschlagende Tachonadel nebst imposant hüpfender Digitalanzeige. Kaum zu glauben, dass zu so einem Zwischenspurt eine Limousine im Stande sein kann. Zudem ein Viertürer, der seine größten Stärken im Alltagsverkehr hat. Denn 220, 250 oder sogar 300 km/h sind die eine selten betrachtete Seite der Medaille.

Die Paradedisziplin ist trotz aller Sportwagenambitionen die Leichtigkeit des alltäglichen Seins. Wenn man sich einmal an die gewaltige Mittelkonsole mit ihrer kurzzeitig beängstigenden Schalterbatterie gewöhnt hat, ist das Einsteigen in den Panamera wie die alltägliche Rückkehr nach Hause. Gut zu wissen, dass man trotz alles Nehmerqualitäten für alles gerüstet ist. In jeder flotteren Kurve begeistert die grandiose Straßenlage, die – je nach Fahrprogramm nicht zur hart und nicht zu weich – einem phantastische Kurvengeschwindigkeit ohne spürbare Wankbewegungen ermöglicht, um ein paar hundert Meter weiter lässig über Fahrbahnunebenheiten hinüberzugleiten. Allein im Sport-Plus- Modus dürfte die Lenkung ruhig noch mehr Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche geben.

Die fünf Runduhren im Armaturenbrett informieren über alles Sinnvolle. Die Schalter in der Mitte sind vielleicht nicht schön, aber nach kürzester Zeit rein intuitiv zu bedienen. Die Sitzfächen anwärmen oder kühlen, kurz das Sportprogramm einstellen oder einfach nur komfortabel rollen und dann das prächtig zu bedienende Multimediasystem mit Radio, Luxussound und TV-Empfang. Ebenso einleuchtend wie glänzend gemacht, dass sich in die rechte größere Runduhr alternierend alle gewünschten Informationen projizieren lassen: Navigationspfeil oder Mini-Karte, Bordcomputer oder Radiosender. Klasse gemacht und einfach zudem – durchzuschalten an einem Drehrädchen am wenig sehenswerten Lenkrad. Das Lenkrad mit jeder menge Plastikcharme ist neben einer wenig überzeugenden Start- Stopp-Automatik eine der wenigen Schwächen des Panamera Turbo. Die vebrauchssenkende Start-Stopp-Automatik macht mit dem ansonsten vorbildlich arbeiten Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Schaltstufen einen verbesserungswürdigen Eindruck. Problemlos und seidenweich geht der Achtzylinder beim Ampelstopp aus. Doch wer nach dem Loslassen des Bremspedals gleich Gas gibt, bringt den 1,9 Tonnen schweren Stuttgarter zum Ruckeln und Springen. Das nervt – insbesondere weil die Limousine in der Luxusliga fährt, weit über 100.000 Euro kostet und kein Dieseltriebwerk hat, was das Ganze noch schwerer machen würde. Auch beim Verbrauch macht sich die Start- Stopp-Automatik kaum bemerkbar. Im Praxistest verbrannte der aktuell stärkste Panamera durchschnittlich 14,4 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern. Für diese PS-Leistung an der obersten Grenze und deutlich mehr als von Porsche mit einem Normverbrauch von 12,2 Litern in Aussicht gestellt.

Die vier Einzelsitze des 4,97 Meter langen Stuttgarters passen sich gut den Insassen an. Vorne könnten die Sitze die Seitenwangenverstellung des 911ers gebrauchen. Zudem sind die Verstellmöglichkeiten im Fond so gering, dass jeder Gedanke, den Panamera als Chauffeurslimousine bewegen zu wollen, nach wenigen Metern ad absurdum geführt werden. Fest steht: hier sitzt der Chef ausschließlich selbst am Steuer. Hinten ist das Platzangebot sehr ordentlich, doch nur allzu selten dürfte im belederten Fond jemand sitzen. Der Kofferraum fasst mit 445 bis 1.200 Litern genügend große Gegenstände. Allerdings gibt es für die hohe und schmale Ladeluke mit elektrischer Betätigung keinen Familienpokal. Das dürfte gerade auch angesichts des Einstiegspreises von 135.154 Euro kaum einen Kunden interessieren. Schließlich ist der Porsche Panamera Turbo trotz vier Sitzen und vier Einstiegen kein Lastesel und in der Familie dürften in den meisten Fällen noch ein paar weitere Fahrzeuge für den harten Alltagsbetrieb stehen. Doch selten war es begeisternder und lässiger, in einem Sportwagen für vier zu fahren.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-12

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