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Testbericht

Jürgen Wolff, 9. März 2015
Preiswert ist relativ - erst recht, wenn es um Porsche geht. Mit dem neuen Cayman GT4 bieten die Stuttgarter nun ihr preiswertestes GT-Modell an. Unterhalb des 911er, nicht weniger kraftvoll - und ohne Probleme über die 100.000 Euro-Grenze zu treiben.

Was bei Porsche das Kürzel GT trägt, ist am nächsten dran an der Kernidee der Marke: Autos zu bauen, mit denen man Wochentags ins Geschäft oder zur Arbeit fährt und am Wochenende über die Rennstrecke brettert. Rund 80 Prozent aller Käufer eines Porsche GT sind damit auch auf dem Rundkurs unterwegs, sagt Markus Atz aus der Motorsportabteilung der Zuffenhausener. Mit dem Cayman GT4 bietet Porsche nun erstmals einen GT in seiner aktuellen Mittelmotor-Baureihe an.

Für den neuen Einstiegs-GT, der gleichzeitig das Topmodell der Caymans ist, hat sich Porsche zum Teil hemmungslos beim großen Bruder 911 bedient. Das betrifft nicht nur das Fahrwerk, das auf Komponenten des 911 GT3 basiert und komplett neu abgestimmt wurde. Oder die Bremsanlage, die ebenfalls aus dem 911 GT3 stammt. Das gilt vor allem für den Motor. Den haben die Porsche-Ingenieure nahezu komplett aus dem Heck des 911 Carrera S entliehen. Damit er als Mittelmotor funktioniert, wurde der 3,8 Liter große 6-Zylinder-Boxer um 180 Grad gedreht in den Cayman eingebaut.

Um wenigstens den Respektabstand zu wahren und die Marketingstrategen des Hauses zufrieden zu stellen, hat der Direkteinpritzer im Cayman mit 283 kW/385 PS knapp bemessene 15 PS weniger als das Original im Carrera S - auf der Straße merkt man davon nichts. Da jagt der Boxer den GT4 in 4,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Da ist es dann auch vorbei mit dem Respekt vorm großen Bruder: Der braucht eine Zehntelsekunde länger. Nicht wirklich ein Wunder: Der GT4 hat zwar etwas weniger PS - die aber müssen ein paar Kilo Gewicht weniger bewegen. Mit seinen 1.340 Kilogramm Leergewicht muss sich beim Cayman GT4 jedes PS nur um 3,48 Kilogramm kümmern. Immerhin hat der 911 Carrera S dann beim Topspeed mit 304 km/h wieder die Nase vorne - der Cayman GT4 bleibt mit 295 km/h unter der Image-Grenze.

So martialisch der Porsche Cayman GT4 vor allem von außen auch aussieht mit dem feststehenden breiten Heckflügel, den üppigen seitlichen Lufteinlässen, dem deutlich voluminöseren und aggressiver wirkenden Bug sowie der um 34 Millimeter längeren und 18 Millimeter flacheren Silhouette - auf der Straße erweist er sich als absolut alltagstauglich. Ok, sieht man mal davon ab, das der Einstieg dank der hoch gezogenen Seitenflanken der Sportsitze und der relativ engen Türausschnitte nicht gerade so bequem ist wie in ein SUV. Ansonsten aber erweist sich das Fahrwerk in der Normal-Einstellung als ausgesprochen komfortabel. Die präzise Lenkung sorgt im Stadtverkehr für ein ebenso präzises Handling. Und hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass die Pedalerie mehr Trittkraft braucht als üblich, wird auch das Spiel mit Gas, Bremse und Kupplung zur leichten Übung.

Kupplung? Kupplung. Den Cayman GT4 gibt es nur mit Handschaltung. Das hauseigene Doppelkupplungsgetriebe hätte 28 Kilogramm mehr Gewicht bedeutet - ein Graus für die GT-Gewichtspuristen bei Porsche. Die Sparwut um jedes Gramm trägt gelegentlich schon fast komische Züge. Bei den Türöffnern innen etwa: Statt fester Griffe finden sich dort gewebte Gurte. Die 6-Gang-Handschaltung funktioniert präzise und mit kurzen Wegen, wenn auch gelegentlich etwa hakelig.

Wer will, der kann den 385-PS-Boliden durchaus schaltfaul fahren - zügig beschleunigen aus dem sechsten Gang? Kein Problem. Ein zusätzliches, serienmäßiges Schmankerl: Mit gedrückter Sport-Taste aktiviert sich die Zwischengas-Funktion. Beim Herunterschalten brabbelt der ohnehin schon lautstarke Motor nicht nur lustvoll auf - gleichzeitig passt sich auch die Drehzahl blitzschnell der neuen Gangstufe an. Selbst beim schnellen Herunterbrezeln auf der Rennstrecke ruckelt und stottert nichts. Nach oben sind die Drehzahlgrenzen des Saugmotors ohnehin weit offen: Die Nennleistung des Motors ist erst bei 7.400 U/min. erreicht, bei 7.800 U/min. meldet sich der Begrenzer. Der Normverbrauch, den Porsche mit 10,3 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern angibt, dürfte bei einer solchen Fahrweise allerdings erst recht illusorisch sein.

Ganz sicher auf der Rennstrecke, wo der Hecktriebler so richtig abledert. Das Mittelmotor-Konzept sorgt für eine ausgewogene Balance, Heckflügel und Bugspoiler für zusätzlichen Anpressdruck an den Achsen - entsprechend stabil und schnell läßt sich der um 30 Millimeter tiefer gelegte Cayman GT4 durch die Kurven jagen. Die Nordschleife des Nürburgrings schaffte der GT4 in 7:40 Minuten. In dem Segment setzt das die Bestzeit.

Wer will, der kann seinen Cayman GT4 gleich mit eingebautem Überrollbügel, Sechspunktgurt, Feuerlöscher und vorgerüstetem Not-Ausschalter ordern. Neu im Angebot: die Porsche Track Precision App als Bestandteil des Sport Chrono Pakets. Wer es genau wissen will, der kann damit reichlich visualisierte Daten der eigenen Rennrunden auf sein Smartphone laden. Bleibt noch der Preis: Der GT4 ist der preiswerteste GT von Porsche und gleichzeitig der teuerste Cayman. Den Basispreis gibt Porsche mit 85.776 Euro an - fast 5.000 Euro weniger als der günstigste 911er. Wer das Potenzial des Cayman GT4 ausschöpfen will, dürfte damit aber kaum auskommen - 100.000 Euro plus sind wohl realistischer.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2015-03-09

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