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Testbericht

Sebastian Viehmann, 11. September 2010
Dieser Raubfisch hat Zähne: Der Plymouth Barracuda war der potente Bruder des berühmten Dodge Challenger. Bei Sammlern steht das seltene Muscle Car hoch im Kurs, und Sonnyboy Don Johnson setzte dem Auto ein Denkmal.

Es ist heiß in Detroit, die Sonne brennt auf den Asphalt, und Steve Meehan startet seinen 1973er Plymouth Barracuda. Der bullige V8-Motor lässt das giftgrüne Coupé erzittern, und mit einem satten Brabbeln rollt der Barracuda auf die Woodward Avenue. Auf dieser berühmten Straße zeigte man schon in der Blütezeit der amerikanischen Muscle Cars gern, was man hatte: Mehr Hubraum, mehr Power, mehr verbranntes Gummi auf dem Asphalt. „Für mich bleibt der Barracuda der König aller Muscle Cars“, sagt Steve.

Auf den ersten Blick wirkt der Plymouth wie eine Kopie des bekannteren Dodge Challenger, und das ist auch kein Wunder: Beide Autos teilten sich die sogenannte E-Body-Plattform des Chrysler-Konzerns, zu dem einst neben Dodge auch die im Jahr 2001 eingestellte Marke Plymouth gehörte. Die beiden Autos hatten aber unterschiedliche Radstände und trotz der ähnlichen Optik kein einziges Karosserieteil gemeinsam. Das Erkennungsmerkmal des Barracuda waren – mit Ausnahme des Modelljahres 1971 – die einfachen Scheinwerfer. Der Challenger hatte stets Doppelscheinwerfer.

Während der Dodge 1970 als völlig neues Modell auf den Markt kam, gab es den Modellnamen Barracuda bereits seit 1964. Der Wagen begann als etwas unbeholfene Coupé-Version des Plymouth Valiant und hatte eine riesige Heckscheibe. Das eher altbackene Styling des Autos kam beim Publikum nicht an. Während Ford Mustang und Chevrolet Camaro weiter reißenden Absatz fanden, verkaufte sich der Barracuda bis 1969 nur schleppend.

Die neue Generation des Wagens, deren Entwicklung schon 1967 begann, musste deshalb optisch einschlagen wie eine Bombe. „Get hot!“ gab Plymouths Designchef Elwood Engel seinen Leuten am Reißbrett mit auf den Weg. Das Ergebnis enttäuschte nicht: Gegen den Cuda sahen Ford Mustang, Chevrolet Camaro oder Pontiac Firebird ziemlich alt aus. Mit ellenlanger Motorhaube und kurzem Heck flossen die Formen des Wagens harmonisch von Stoßstange zu Stoßstange, durch versenkte Türgriffe und Scheibenwischer vermieden die Designer jeden störenden Einfluss auf den aerodynamischen Gesamteindruck.

Die Basismodelle des Barracuda waren mit eher zahmen Sechszylindermotoren und kleineren V8-Aggregaten zu haben, und die meisten Kunden bestellten ihre Autos auch so. Faszinierender jedoch – und heute bei Sammlern natürlich viel begehrenswerter – waren die Hochleistungsversionen. Im Lastenheft des Autos war vermerkt, dass sämtliche Motoren des Chrysler-Konzerns Platz finden sollten. Das erlaubte Aggregate mit bis zu 7,2 Litern Hubraum. Die Hochleistungsmodelle bekamen das Kürzel „Cuda“ und waren oft in psychedelische Farben getaucht wie „Sassy Sass Green“, „Jamaica Blue“, „Moulin Rouge“ oder „Vitamin C Orange“. In der Optionsliste stand sogar das so genannte Mod Top, ein Vinyldach mit Blümchenmuster. Basismotor des Cuda war ein V8-Motor mit 6,3 Litern Hubraum (383 Cubic Inches), der 335 PS auf die Kurbelwelle stemmte. Die stärksten Aggregate waren der Hemi mit 425 PS und der 440 mit 7,2 Litern Hubraum und 375 PS. Für einen Aufpreis von 250 Dollar gab es noch drei Doppelvergaser obendrauf, die die Leistung auf 390 PS pushten.

Genau dieses Kraftpaket bollert auch im Cuda von Bill DeBlois vor sich hin. Bill arbeitet bei Legendary Motorcar, einem der bekanntesten Händler und Restaurationsbetriebe Nordamerikas in Halton Hills, Kanada. Unter einer Öffnung in der Motorhaube des originalen Cuda 440 von 1970 lugt der „Shaker“ hervor, der mit dem Luftfilter verbunden ist. Bill DeBlois spielt im Stand sanft mit dem Gaspedal, und die „Shaker Hood“ macht ihrem Namen alle Ehre: Der mattschwarze Lufteinlass schüttelt sich wie ein Cocktail-Mixer und versetzt Wagen und Insassen in wohlige Vibrationen. Gegen dieses Macho-Gimmick war jeder Spoiler und Rallyestreifen der Konkurrenz machtlos.

Der wohl bekannteste Plymouth Cuda war übrigens ein 71er Modell. Sonnyboy Don Johnson fuhr das gelbe Cabriolet in der TV-Krimiserie „Nash Bridges“. Bis 1974 wurde der Barracuda gebaut, die Modelle der Jahre 1970 und 1971 sind heute aber die begehrenswertesten – schon allein deshalb, weil durch neue gesetzliche Bestimmungen die Motorleistung nach 1971 erheblich reduziert wurde. „Die Preise für einen originalen Cuda von 1970 können 400.000 US-Dollar erreichen, vor allem wenn es sich um ein Cabrio handelt“, sagt Musclecar-Experte Bill DeBlois.

Vor einigen Jahren gab es eine regelrechte Blase auf dem Markt, in der die Preise der PS-starken Chrysler-Klassiker in schwindelerregende Höhen stiegen. Mittlerweile ist die Blase geplatzt und die Preise sind etwas gefallen, doch Cuda und Challenger gehören immer noch zu den teuersten Sammlerobjekten der Muscle Car-Szene. Der gelbe Cuda 440 zum Beispiel, der im Showroom von Legendary Motorcar steht, kostet umgerechnet 55.000 Euro. Wenn also die glorreiche Zeit von Detroits PS-Monstern auch längst vorbei ist – als Wertanlage zeigen Barracuda und Co. auch weiterhin ihre Zähne.

Quelle: Autoplenum, 2010-09-11

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