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Testbericht

Marcel Sommer, 9. April 2016
Mit dem Opel Corsa OPC lassen sich die Großen im Straßenverkehr schön ärgern und locker abhängen. Ein Talent, das den kleinen Rüsselsheimer leider allzu oft zur Tankstelle treibt.

"12,5 Liter Super Plus auf 100 Kilometern" leuchtet im Display des Durchschnittsverbrauchs nach rund 350, zugegebener Maßen recht flott gefahrenen Kilometern auf. Dass der von einem 45 Liter Treibstofftank gefütterte Verbraucher gerade einmal 1,6 Liter Hubraum aufweist, ist da schon fast wieder bemerkenswert. Die Rede ist vom Vierzylinder-Benzinmotor des neuen Opel Corsa OPC. Ja, Corsa, nicht Astra oder sonst irgendwas. Ein Giftzwerg mit 207 PS und einer maximal erreichbaren Höchstgeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde. Abgesehen vom kaum erreichbaren 7,5 Liter-Normverbrauch hält der kleine Rüsselsheimer jedoch alles, was sein Äußeres und auch sein Marketingteam versprechen. Er ist flott, spritzig, lässt sich super lenken und bricht einem nicht gleich das Rückgrat, wenn es mal ein wenig bumpy wird.

Letzteres trifft vor allem dann zu, wenn der Opel-Kunde bereit ist, neben dem Basispreis von 24.650 Euro mindestens noch 2.990 Euro für das OPC Performance Paket oben drauf zu legen. Denn dann verfügt der 6,8 Sekunden-Sprinter nicht nur über eine Brembo-Bremse, 18 Zoll-Räder und ein hervorragend agierende, mechanische Differenzialsperre, sondern über das Performance-Fahrwerk. Viele mögen jetzt glauben, dass genau dieses noch viel früher zu Rückenschmerzen führt, doch da irren sie. Das optionale Fahrwerk spricht beim Anfedern sanfter an, als sein Basispendant. Soll heißen, kleine Unebenheiten wie quer zur Fahrtrichtung verlaufende Rillen werden einfach weggebügelt. Geht es hingegen so richtig OPC-artgerecht zur Sache, sorgt das Fahrwerk für eine perfekte Voraussetzung für mächtig Spaß.

Und genau dieser geht richtig los, wird der hakelige zweite Gang im Beschleunigungsrausch gegen den dritten getauscht. Der Drehzahlmesser giert förmlich nach hohen Zahlen und sollte auch genau dort gehalten werden. Das gilt auch für das Herunterschalten, das sich am besten per Zwischengas ertragen lässt, werden in diesem Fall die Insassen nicht durch harte Drehzahl-Differenzen durchgeschüttelt. Ansonsten gibt es für die maximal vier Mitfahrer kaum Grund zum Meckern. Vor allem die beiden Vorn-Sitzer erfreuen sich der sehr gut Seitenhalt bietenden Sportsitze, die zudem auch in ihrer Höhe für bis zu zwei Meter große Personen keinerlei Probleme darstellen. Sollten zu den Insassen auch zwei auf einen Kindersitz angewiesene Kinder gehören, finden die auf der Isofix fähigen Rückbank ihre Plätze. Dabei sorgt das Design des Corsa für ein äußerst sicheres Grundgefühl. Das Problem an der Sache ist nur, dass mit diesem Gefühl auch eine mangelhafte Rundumsicht verbunden ist. Wen allein die Tatsache irritiert, die Motorhaube seines Fahrzeugs nicht sehen zu können, wird mit einem Corsa nicht glücklich, da gleichzeitig nahezu nichts hinter der C-Säule mehr zu erkennen ist. Der 450 Euro teure Parkpilot ist daher eigentlich keine Option mehr, sondern ein Muss.

Zu den schönsten Momenten hinter dem Steuer des 4,04 Meter langen Fronttrieblers gehört jedoch der Blick in den Rückspiegel. Und zwar genau dann, wenn der eben noch am Stoßfänger schnüffelnde Drängler das imaginäre Handtuch schmeißt und in plötzlich gewaltiger Entfernung auf die rechte Spur hinüberwechselt. Gleichzeitig wirkt der OPC-Schriftzug oberhalb der beiden fetten Endrohre aber auch wie ein Drängler-Magnet. Jeder scheint sich mit dem 1.293 Kilogramm schweren Zwerg messen zu wollen. Da spielt es bei einigen Verkehrsteilnehmer offensichtlich auch keine Rolle, wenn die ursprünglich angepeilte Ausfahrt im Tempowahn verpasst wird.

Worauf bei einer Fahrt im bis zu 280 Newtonmeter starken Rennsemmel geachtet werden sollte, ist die Reifenwahl. Auf Winterreifen ist der Spaßfaktor aufgrund der mangelhaften Traktion um glatt die Hälfte reduziert. Das führt soweit, dass sich für den Corsa OPC vielleicht sogar ein Saisonkennzeichen anbieten würde. Wer hingegen für ein paar Monate auf maximalen Grip und den dazugehörigen, benzinvernichtenden Fahrspaß verzichten kann, für den mausert sich der mit Spiegeln 1,94 Meter schmale Corsa zum echten Alltagsfreund. Drei Kästen Wasser finden im 280 Liter fassenden Kofferraum locker Platz. Ist mehr Platz von Nöten, werden die Rücksitze ruck zuck umgeklappt und bis zu 1.090 Liter Gepäck hineingewuchtet. Da wundert es kaum, dass nicht nur einmal unbekannte Herumstehende sich mit dem Satz nähern: "Is dat eine geile Karre!" Recht haben sie, auch wenn der Kleine so seine Marotten hat.
Technische Daten
Antrieb:Front
Getriebe:manuelles Sechsgang-Schaltgetr
Motor Bauart:Vierzylinder-Benzin
Hubraum:1.598
Preis
Neupreis: 29.810 € (Stand: 2016-04-10)
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-04-09

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