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Testbericht

Jürgen Wolff, 6. Mai 2011
Opel hat an seinem kleinen Flitzer Corsa OPC gedreht: Mehr PS, ein Sperrdifferenzial vorne, leistungsfähigere Bremsen und ein paar andere Modifikationen machen ihn zum lustvollen Kurvenräuber.

Im vierten Gang mit 140 innen durch das Oval - der Asphalt auf dem Lausitzring ist hier wellig wie ein Waschbrett und schlägt die Federwege vorne bis zum Anschlag hoch mit kurzen, festen Stößen. Der Corsa ist trotzdem nur kurz irritiert und rast dann weiter genau dorthin, wohin er soll. Die Pylonen zur Spitzkehre tauchen auf - runter schalten in den Dritten, Zweiten und gleichzeitig auf die Bremse. Die Brembo-Scheibenbremsen verzögern heftig, der kleine Opel tänzelt kurz etwas irritiert mit dem Heck, dann zieht er präzise um die markierte 160-Grad-Kurve, aus der heraus er ebenso glatt schon über die Vorderräder beschleunigt. Kein Zweifel: Der Corsa OPC Nürburgring Edition ist ein kleiner, apfelgrüner Teufel.

Rund 500 Stück will Opel von dem quirligen Kraftpaket noch in diesem Jahr verkaufen. Die limitierte "Nürburgring Edition" setzt dem ohnehin schon nicht geraden schwachmatischen normalen Corsa OPC noch einen drauf. Der nämlich muss sich aus seinem 1,6-Liter Turbo-Benziner mit 141 kW/192 PS und einem maximalen Drehmoment von 230 Nm bescheiden. Aus dem gleichen Motor haben die Opel-Ingenieure in der Sonderauflage 154 kW/210 PS heraus gekitzelt. Mehr Kraft bringt in dieser Klasse kein anderes Serienmodell an die Räder - sieht man mal vom Mini John Cooper Works ab, der 1 PS mehr schafft. Polo GTI? 180 PS. Fiat Grande Punto Abarth esseesse? 180 PS. Clio Sport? 201 PS - aus zwei Litern Hubraum. Opel wollte mit der "Nürburgring Edition" auch das abgeben, was man heute ein "Statement" nennt.

Als erstes haben sich die Ingenieure in Rüsselsheim den Motor vorgenommen. Der Turbolader wurde neu abgestimmt, die Abgasanlage auf reduzierten Staudruck gesetzt und der Benzingeschmack auf SuperPlus mit 100 Oktan eingestellt. Zusammen addiert sich das auf ein Mehr von 18 PS. Macht eine Literleistung von 131,4 PS. Und ein Drehmomentplus von 20 Nm. Über die Overboost-Funktion sind nun kurzzeitig 280 Nm maximales Drehmoment drin. Das verschafft dem kleinen Blitz eine Spurtoption von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden - schneller als ein VW Golf GTI. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 230 km/h erreicht. Mehr Kraft - mehr Durst: Mit einem Durchschnittswert von 7,6 Litern auf 100 km will er 0,3 Liter mehr als der gewöhnliche OPC.

Bei so viel Pfeffer unter der Fronthaube musste auch drumherum einiges optimiert werden. So kommt an der Vorderachse nun ein mechanisches Lamellen-Sperrdifferenzial zum Einsatz. Dessen Abstimmung mit einem statischen Grundsperrmoment soll für ein harmonisches Ansprech- und Übergangsverhalten zwischen Zug- und Schubbetrieb sorgen, im Schubbetrieb Einflüsse auf Lenkung und Eigenlenkverhalten reduzieren und Traktionsreserven bei stark unterschiedlichen Radlasten sichern. Die elektronischen Kennfelder der antriebsseitigen Schlupfregelsysteme (ESP & Co.) wurden entsprechend der Charakteristik des Sperrdifferenzials ebenfalls neu abgestimmt. Und: Es funktioniert. Der aufgerüstete OPC-Corsa stürmt um die Kurven wie auf Gleise gestellt, macht gierig alle Lastwechsel mit und fühlt sich so an, als habe er selber den größten Spaß dabei. Der Unterschied ist messbar: Die Rundenzeiten auf dem Handlingkurs sind gegenüber dem normalen OPC deutlich kürzer.

Zu dem Sperrdifferenzial vorne kommen eine ganze Reihe weiterer Drehs am Sportfahrwerk. So bekam der kleine Renner neue Gasdruck-Einrohrdämpfer von Bilstein verpasst, deren Kennfeld die Ingenieure während endloser Runden auf der Nordschleife des Nürburgrings angepasst haben. Die gesamte Karosserie wurde vorne um 20, hinten um 15 mm tiefer gelegt. Und vor allem wurde durch eine überarbeitete Bremsanlage dafür gesorgt, dass der Corsa OPC nicht nur schnell be- sondern auch schnell entschleunigt. Aus Tempo 100 km/h soll er laut Opel nach 36 Metern Vollbremsung stehen. Das Vierkolben-Bremssystem wurde dafür mit speziell entwickelten Hochleistungs-Bremsbelägen ausgerüstet und hat im Vergleich zum herkömmlichen Corsa OPC eine zusätzliche Belag- und damit Bremsfläche von über 10 Prozent. Gleichzeitig wurde das Gewicht der Bremssättel um 30 Prozent reduziert. Ein weiterer Vorteil der Brembo-Bremse: Die verbesserte Durchlüftung und Abkühlung unter hoher Belastung.

Optisch ist der Corsa OPC "Nürburgring Edition" nur bei genauem Hinsehen von seinem - nun ja - zahmeren Bruder zu unterscheiden. Eine andere Frontspoilerlippe, der Doppelrohr-Auspuff aus Edelstahl, das Nürburgring-Logo außen auf den Mittelsäulen und eingepresst im Nackenbereich der Leder-Sportsitze - das war's. Apropos Leder-Sportsitze: Sie gehören zu den zwei Dingen, die den Fahrspaß zumindest ein klitzekleines Bisschen dämpfen - ihr Seitenhalt könnte besser sein. Nicht zuletzt wegen des glatten Leders rutscht man in engen, schnellen Kurven mitunter etwas arg herum. Zweites Manko: Beim schnellen Schalten auf der Rennstrecke wird es zurück vom dritten in den zweiten Gang gelegentlich etwas hakelig. Da freut man sich darüber, dass sich der Dritte sehr weit nach unten und oben drehen lässt.

Billig ist das Vergnügen allerdings nicht, einen der 500 kleinen Teufel für sich zu ergattern: Wenn der Kurvenflitzer August 2011 bei den Händlern steht, klemmt unter der Windschutzscheibe ein Preisschild mit einer fetten 27.650. Das sind 4.000 Euro mehr, als Opel für den normalen Corsa OPC haben will - und mehr, als die Wolfsburger eine ganze Wagenklasse höher für ihren Golf GTI als Basispreis aufrufen. Subjektiv mehr Spaß, das sei allerdings eingestanden, macht der Corsa.

Quelle: Autoplenum, 2011-05-06

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