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Testbericht

18. November 2005
Palermo, 18. November 2005 – Es war ein fanatisch geführter Krieg, der einst auf deutschen Straßen tobte: Traf das Golf-Geschoss GTI auf den rasanten Rüsselsheimer GSI, dann flogen schnell die Fetzen. Doch GTI versus GSI – das ist Geschichte. Während die VW-Variante nach einem langen Schattendasein Anfang 2005 ein spektakuläres Comeback feierte, hatte sich Opel längst von seiner Volkssport-Formel GSI verabschiedet. Die Blitzmarke taufte die verheißungsvollen drei Buchstaben der dynamischen Fortbewegung anno 1999 einfach in OPC um. Demnächst schickt Opel gleich vier dieser OPC-Renner neu auf die Straße: eine Rüsselsheimer Rasselbande bestehend aus Vectra, Zafira, Meriva und Astra. Letzterer ist mit 240 PS knapp unterhalb von Golf R32 und BMW 130i und leicht oberhalb vom Ford Focus ST angesiedelt. Wie gut sich der Power-Astra im eng gestaffelten Feld dieser Kompaktsportler bewährt, klärt unser Test.

Macho, Macho Im neuen Quartett der Karacho-Kompakten dürfte der Astra OPC am stärksten die Spoiler-Fetischisten begeistern. Wer dezenten Sport-Trimm bevorzugt, wird wenig Gefallen an seinem vergleichsweise martialischen Auftritt finden. Schweller, Spoiler und Macho-Schürzen sorgen für ein auffälliges Muskeldress. Die Fahrwerkstieferlegung, die 18-Zoll-Alus und das zentrale Auspuffendrohr sind weitere Zutaten für seinen eigenständigen und kraftvollen Auftritt. Den Astra OPC gibt es übrigens ausschließlich als GTC – so heißt bei Opel neuerdings die coupéartige Astra-Variante mit drei Türen.

Schlechte Sicht, starker Halt Und dieser Dreitürer macht zwar optisch eine gute Figur, doch bleibt die Rundumsicht unter anderem dank massiver C-Säulen auf der Strecke. So heißt es im Astra OPC immer schneller sein als die anderen, damit man sich den Schulterblick sparen kann. Die Innenraum-Gestaltung befördert ohnehin den Wunsch, das permanente Überholmanöver zu zelebrieren. Recaro-Schalensitze für Fahrer und Beifahrer und das griffige Sportlenkrad bieten hierfür viel Halt. Der massive Lederhebel des Sechsgang-Schaltgetriebes, die Alupedalerie, Zierleisten in Wagenfarbe und die nicht sonderlich gut ablesbaren Rundinstrumente mit Zifferblättern in den Farben der Trikolore ergänzen die Innenraum-Optik à la OPC.

Funktional und wertig Ansonsten gibt sich das Astra-Interieur so zivil und angenehm funktional, wie man es vom aktuellen Modell bereits gewohnt ist. Das Platzangebot ist vorne wie hinten gut. Mit seinem 380-Liter-Kofferraum und der im Verhältnis 60 zu 40 umlegbaren Rücksitzbank bietet der Dreitürer einen klassenüblichen Stauraum. Eine tadellose Verarbeitung und die wertigen Materialien sorgen bereits für Wohlfühl-Atmosphäre. Mit Ledersitzen, einer Klimaautomatik und einem vollintegrierten Navigationssystem lässt sich der Sportraum mit schicken Luxus-Accessoirs zusätzlich aufwerten.

Derbe Turbo-Power Gehoben ist auch das Leistungsniveau des 240 PS starken Zweiliter-Turbobenziners. In seiner Hubraumklasse ist der Astra OPC derzeit immerhin das zweitstärkste Serienmodell überhaupt. Lediglich der Mitsubishi Evolution IX übertrifft ihn mit 280 PS deutlich. Entsprechend der üppigen Kraft sind auch die Fahrleistungen: Von null auf 100 km/h sprintet der Performance-Astra in 6,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 244 km/h angegeben. Leistungsentfaltung und Charakter sind typisch für einen Turbomotor: Unterhalb von 2.000 Touren kaum hörbar und spürbar, drückt der Vierzylinder jenseits dieser Marke fast explosionsartig nach vorne. Zu diesem etwas herben Naturell gesellt sich ab höheren Drehzahlen außerdem ein markiges und gar nicht braves Röhren, welches noch vom Turbopfeifen eindrucksvoll untermalt wird.

Ohne Sparmodus Zum ruppigen Antrieb passt auch die leicht hakelige Sechsgang-Schaltung, deren Gänge ruhig etwas leichter in die Gassen flutschen könnten. Der von Opel angegebene Spritkonsum liegt bei 9,2 Litern. Diesen Wert erreicht man jedoch nur bei sehr zurückhaltender Fahrweise. In der Praxis wird man wohl um ein bis zwei Liter mehr verbrauchen. Und wer sich beim lustvollen Gasgeben so gar nicht zurückhalten mag, der wird sogar deutlich höhere Verbräuche hinnehmen müssen. Getankt wird natürlich feinstes Super Plus. Immerhin ist der Astra im Vergleich zu R32, 130i und Focus ST mit minimalem Vorsprung der Sparsamste.

Zum Glück mit ESP Im Gegensatz zum Golf R32 (Allradantrieb) und dem BMW 130i (Heckantrieb) schickt der Astra OPC seine Kraft auf die Vorderachse. Die Nachteile sind hinlänglich bekannt: Traktionsprobleme und Antriebseinflüsse in der Lenkung. Letztere können dem Fahrer beim Beschleunigen aus Kurven trotz der sportlich-präzisen Lenkung das Leben durchaus schwer machen. Doch in Zeiten sehr sensibler Regelelektronik endet dies zumindest nicht in einer Katastrophe. So ermöglicht das relativ spät eingreifende ESP zusammen mit der Traktionskontrolle stets einen sicheren, jedoch keineswegs lustgehemmten Ritt nahe dem turbulenten Grenzbereich. Dass jedoch bei hoher Querbeschleunigung gelegentlich das Hinterteil einen Schlenker macht und auszubrechen droht, verwundert bei einem Fronttriebler.

Straff, jedoch kein wilder Hüpfer Trotz seiner nicht immer leicht zu kontrollierenden Art kann zumindest das Fahrwerk beim Komfort überzeugen. Obwohl straff abgestimmt, filtert es für den Alltagsgebrauch viele Unebenheiten noch sauber weg. Nur bei groben Löchern in der Pflasterung neigt die sportlichste Astra-Variante zu unangenehm starkem Poltern. Dafür kann man auf der Autobahn entspannt dahingleiten, ohne dass das Kraftpaket bei leicht welligem Untergrund mit dem typischen Hoppeln tiefer gelegter Um-den-Baum-Wickler nervt.

Kein Schnäppchen Neben vielen Sport-Accessoires und einer umfangreichen Sicherheitsausstattung bietet der 28.000 Euro teure Astra OPC bereits eine gute Komfortausstattung. Diese beinhaltet elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage und eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Empfehlenswert ist für 980 Euro das Bi-Xenon-Kurvenlicht mit seinem hohen Überholprestige. Die Lederausstattung (695 Euro) sorgt dafür, dass der Stoff der hohen Seitenwangen nicht allzu schnell abnutzt. Zusammen mit der 395 Euro teuren Klimaautomatik kostet das Gesamtpaket ziemlich genau 30.000 Euro. Das ist viel Geld für einen Astra. Zwar sind Golf R32 und BMW 130i um einige tausend Euro teurer, doch bieten sie dafür stärkere und faszinierende Sechszylinder sowie eine bessere Ausstattung. Deutlich günstiger ist hingegen der Ford Focus ST. Mit 225 PS nur etwas langsamer als der Opel, kostet der schnelle Kölner lediglich 24.200 Euro bei nahezu gleicher Ausstattung. Ein Schnäppchen-Sprinter ist der Astra OPC also nicht.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:turbogeladener Reihenvierzylinder / vorn quer
Hubraum:1.998
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:177 kW (240 PS) bei UPM
Drehmoment:320 Nm bei 2.400 UPM
Preis
Neupreis: 28.000 € (Stand: November 2005)
Fazit
Der Astra OPC ist ein aufgemotzter Kompaktsportler und damit ein Nischenmodell für Fans. Mit 28.000 Euro kostet er fast doppelt so viel wie das Basismodell des Astra. 28.000 Euro – das ist eben doch eine Stange Geld. Empfehlen können wir den OPC-Boliden am ehesten Autofahrern, die sich als Ausgleich zu ihrer gut bezahlten und vermutlich stressigen Arbeit an Wochenenden auf Rennstrecken austoben wollen. Für diesen Zweck ist der starke Opel fraglos gut gerüstet und dürfte es dem Könner ermöglichen, stets vorne mitzufahren. Dem R32, 130i und Focus ST kann der Astra Bombasta durchaus das Wasser reichen. Beeindrucken kann die Blitz-Rakete zudem mit einem herben Charme. Und damit hat Opel ein wesentliches Ziel erreicht: Die Buchstabenkombination OPC soll meinungsbildend sein und das eher staubige Image der Marke aufpolieren. Das funktioniert mit dem 240-PS-Astra. Keine Frage: Opel kann auch lustvolle und betont sportliche Autos bauen. (mh)

Quelle: auto-news, 2005-11-18

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