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Testbericht

Sebastian Viehmann, 15. Dezember 2011
Von der braven Limousine Prince zum Reifen-mordenden Flügelmonster GT-R: Der Nissan Skyline ist Japans populärster Sportwagen. Deutsche Hersteller nahmen den Reiskocher zuerst gar nicht ernst. Bis er an den Nürburgring kam.

"Bei dem hier habe ich das Fahrwerk entworfen. Und mit dem da drüben hatten wir enormen Erfolg auf der Rennstrecke, dieses Auto war einfach nicht zu schlagen!" Kozo Watanabe bekommt leuchtende Augen, als er zwischen den Nissan-Youngtimern herum spaziert, die auf dem Fuji Speedway ausgestellt sind. Watanabe war vor vielen Jahrzehnten Entwickler bei Nissan, kaum einer kennt das legendäre Modell Skyline so gut wie er. Der Wagen begann sein Leben als unauffällige Limousine Prince Skyline im Jahr 1957. Der Hersteller Prince wurde 1966 von Nissan geschluckt, den Modellnamen Skyline behielten die Japaner aber bei.

In den 60er Jahren ging es erst so richtig los mit dem Nippon-Flitzer. "Bei der Generation S50 war ich als junger Ingenieur an der Fahrwerksentwicklung beteiligt. Mit dem Wagen haben wir dann Rennen gefahren. Unser schärfster Konkurrent war damals Mazda mit der Wankelmotor-Technik", erzählt Watanabe. Einer der berühmtesten Skylines erschien in der dritten Modellgeneration (C10) ab 1968, die als Limousine und Coupé zu haben war. Der Wagen war noch von Prince konstruiert worden, lief jetzt aber als Nissan vom Band.

Die Top-Version 2000 GT brachte mit einem Zweiliter-Sechszylindermotor 120 PS auf die Straße. 1969 folgte dann die Krönung: Der 2000 GT-R wog nur 1,1 Tonnen und protzte mit 160 PS, zwei obenliegenden Nockenwellen sowie einem Spitzentempo von fast 210 km/h. Außerdem führte er eine Buchstabenkombination ein, die bis heute bei Nissan für höchste Performance steht. "Mit diesem Auto konnte man ordentlich Gas geben", lächelt Kozo Watanabe. Der kraftvolle Sechszylinder half auch dem Nissan Z 432 auf die Sprünge.

Mit dem Gasgeben war es 1973 allerdings vorbei – die Ölkrise traf den japanischen Automarkt genau wie alle anderen ins Mark. Der Skyline GT-R soff aber so viel Sprit, dass man als Option einen 100-Liter-Tank ordern konnte. So wurde in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal ein GT-R angeboten. Allerdings gab es die fünfte, extrem kantig gestaltete Generation des Wagens (C210) erstmals mit einem Turbomotor. Der aufgeladene Sechszylinder hatte 145 PS. Die folgenden Generationen blieben dem eckigen Design des Skyline treu und hatten in der Spitzenmotorisierung jeweils Turbolader unter der Haube.

Bis in die 80er Jahre hinein war der Skyline zwar in Japan und einigen anderen Ländern ein Renner, in Deutschland aber weitgehend unbekannt. Das änderte sich 1989 mit der achten Generation vom Typ R32. Auf dieses Auto ist Kozo Watanabe besonders stolz, denn er war damals der Projektleiter für Nissans Experimentalfahrzeuge. "Wir wollten die Nummer Eins werden, und uns war klar: Dazu müssen wir auf den Nürburgring", erzählt der Japaner. So war der R32 der erste Skyline, der quasi auf dem Ring entwickelt wurde. Watanabe erinnert sich noch gut an die mitleidigen Blicke der Porsche- und BMW-Entwickler: "Die haben uns nicht respektiert. Das hat sich aber schnell geändert."

Die Rennversionen des Skyline bekamen bis zu 600 PS, für die Straße gab es erstmals seit 1973 wieder einen GT-R. Ein 2,6 Liter großer Sechszylinder mit zwei Turboladern und 280 PS sorgte für Vortrieb. Die Grenzen des Hinterradantriebs waren allerdings ausgereizt. "Also haben wir für den GT-R einen Allradantrieb entwickelt", erzählt Watanabe. Sogar eine Allradlenkung namens HICAS pflanzten die Japaner in den Skyline. Mit seinem Leergewicht von nur 1,4 Tonnen sprintete der schlanke Japaner in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Jetzt lachte keiner mehr bei Porsche.

Der Typ 32 sowie die Nachfolger R33 und R34 sind bis heute in der japanischen Youngtimer- und Tuning-Szene extrem populär, vor allem natürlich als GT-R. Die Zahl der Sondermodelle und Spezialeditionen dieser Skyline-Generationen ist kaum überschaubar, ganz zu schweigen von den heftigen Eingriffen der Tuning-Szene. Kein Wunder also, dass diverse GT-R in den "Fast and the Furious"-Filmen mitspielen oder Leinwand-Legende Jackie Chan im Actionstreifen "Showdown mit 1000 PS" einen R32 um die Kurven scheucht.

2001 folgte der Skyline V35, der auf dem Nissan 350 Z basierte – in den Augen vieler Fans war das ein Sakrileg. Dass das nun ungewohnt rundliche Coupé nicht mehr als GT-R angeboten wurde, machte dessen Anhänger nur noch wütender. In Deutschland wird der Wagen übrigens als Infiniti G37 verkauft. Seit 2008 gibt es außerdem wieder einen GT-R, allerdings als eigenständiges Modell. Entgegen dem Motto "Never change a winning team" ist Nissan Hochleistungs-Allradler GT-R damit auch kein Skyline mehr.

Quelle: Autoplenum, 2011-12-15

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