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Testbericht

Jürgen Wolff, 19. April 2013
Nissans kompaktes Elektroauto Leaf geht in die zweite Generation. Vor allem unter der Karosserie haben die Japaner Feinarbeit geleistet. Das Resultat: größere Reichweite, mehr Alltagsnutzen und ein niedrigerer Basispreis.

Bei Nissan hat man genau hingehört. In den Leaf-Foren diskutiert die Nutzer-Community des japanischen Elektroautos, das weltweit in der ersten Generation rund 55.000 Mal verkauft worden ist, besonders rege über die Vor- und Nachteile im Leben mit dem Stromer. Darüber hinaus haben die Ingenieure intensiv die anonymisierten Daten ausgewertet, die das bordeigene Telematiksystem Carwings sammelt und an Nissan weitergibt. So ist über die zwei Jahre, die der Leaf bislang auf dem Markt ist, ein ziemlich realistisches Bild über Nutzungsmuster, zurückgelegte Fahrstrecken und Ladegewohnheiten zustande gekommen.

Genug Anregungen anscheinend, um sie in die jetzt vorgestellte zweite Generation des Nissan Leaf einfließen zu lassen. Außen habe sich zwar kaum etwas geändert, sagt Nissan-Manager Gareth Dean, dafür um so mehr unter dem Kleid der Karosserie: Rund 100 Modifikationen und Verbesserungen seien so zusammengekommen. Beginnend mit der Verlegung des bislang im Kofferraum untergebrachten Wechselrichters nach vorne zum Antriebsstrang, was allein schon für rund 40 Liter mehr Kofferraum gesorgt hat, bis hin zur LED-Leuchte in der Steckdosenabdeckung, was im Dunkeln das Anstöpseln des Leaf an die Ladestation deutlich erleichtert. Der Laderaum des 4445 mm langen Leaf packt jetzt 330 Liter, bei umgeklappter Sitzbank 680 Liter.

Für den Vorwärtsdrang sorgt nach wie vor ein reiner Elektromotor mit unverändert 80 kW/109 PS Leistung, der seine Energie aus 48 Modulen mit Lithium-Ionen-Zellen zieht. Die Akkus sind wie gehabt unter den Sitzen im Unterboden montiert und sorgen so ganz nebenher für einen tiefen Schwerpunkt samt daraus resultierenden guten Fahreigenschaften. Feinarbeit wie am Heizungs- und Lüftungssystem, das nun deutlich weniger Energie verbraucht, die Verbesserung von Reibungswiderständen sowie ein besserer Cw-Wert oder die Einsparung von rund 32 Kilo Gewicht im Vergleich zum Vorgänger, haben zu einer größeren Reichweite geführt: Statt 175 Kilometer soll der Nissan Leaf mit einer Akkuladung nun 199 Kilometer weit kommen.

Für den kleinen Stadt- und Umlandverkehr reicht das allemal und auch dann, wenn man nicht nur in der Ebene unterwegs ist. Nach einer kleinen Berg- und Tal-Runde knapp 60 Kilometer rings um die norwegische Hauptstadt Oslo lag trotz laufender Heizung und nass-kaltem Wetter die restliche Reichweite laut Tachoanzeige bei noch über 80 Kilometern. Das Fahren selbst hat die typischen Annehmlichkeiten eines Elektroantriebs: Es geht nahezu lautlos voran, vom ersten km/h mit vollem Drehmoment und über die ganze Bandbreite der Beschleunigung ohne jede Zugkraftunterbrechnung.

Aber auch sonst hat der Leaf an Komfort und Bequemlichkeit gewonnen. Die Kniefreiheit auf der Rückbank ist gewachsen, sodass es nun auch Erwachsene dort länger aushalten nur für die Strecke bis zur nächsten Bushaltestelle. Das Interieur ist nun auch in weniger empfindlichen dunklen Tönen zu haben, die Sitze gibt es jetzt in Leder. Gegen Aufpreis bietet Nissan Features wie eine Lenkradheizung oder den "Around View Monitor", bei dem vier Kameras einen Rundblick unmittelbar um das Fahrzeug herum auf den Bildschirm der Mittelkonsole zaubern - praktisch ist das vor allem beim Einparken.

Ab sofort gibt es zwei statt nur einem Eco-Mode. Nach dem Druck auf die "B"-Taste wird der Anteil der kinetischen Energie erhöht, die beim Bremsen in die Akkus eingespeist wird - an den "Bremseffekt" beim Gaswegnehmen muss man sich allerdings erst einmal gewöhnen. Ein Druck auf die ans Lenkrad gewanderte "E"-Taste sorgt durch die reduzierte Leistung von Motor und wichtigen Verbrauchern. "B"- wie "E"-Modus sorgen so für eine weitere Erhöhung der Reichweite. Das Fahrwerk des für den europäischen Markt künftig im britischen Nissan-Werk Sunderland gebauten Leaf ist unter anderem durch neue Dämpferkennungen mehr auf europäische Straßen und Befindlichkeiten abgestimmt, aber noch durchaus komfortabel. Nach wie vor allerdings erscheinen Beschleunigung und Lenkung synthetisch - das wird sich in einem reinen Elektroauto allerdings auch kaum ändern lassen.

In der deutschen Verkaufsstatistik spielt der Nissan Leaf allenfalls eine Exotenrolle. Im Jahr 2012 waren es gerade mal 451 Zulassungen - selbst der Ferrari 458 schnitt besser ab. Ein Grund für die Zurückhaltung der Käufer dürfte der bei Elektroautos ziemlich üppige Preis sein - selbst, wenn ihn Nissan mit der neuen Modellgeneration knapp unter die 30.000-Euro-Grenze drückt. Immer noch üppig, wenn man bedenkt, dass man einen wenn auch spartanisch ausgestatteten VW-Golf mit ähnlicher Leistung und Benzinmotor ab knapp 17.000 Euro bekommt. Auch das Angebot von Nissan, den Leaf für 23.790 Euro abzugeben, dann aber die Batterie mit 79 Euro im Monat zu leasen dürfte die die Verkäufe nicht wirklich explodieren lassen.

Quelle: Autoplenum, 2013-04-19

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