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Testbericht

17. Januar 2017

London (Großbritannien), 18. Januar 2017 - Seit 2010 versucht sich Mini an der Kombination aus Gokart und Geländewagen. Man hat den Hardcore-Mini-Fans und den Traditionalisten mit diesem Konzept damals viel zugemutet. Zum ersten Mal hatte der Hersteller ein Auto mit über vier Meter Länge im Programm, und zum ersten Mal eines mit Allrad. Puh. Deshalb waren die Reaktionen auf den Countryman eher verhalten und skeptisch. Doch Mini und Offroad passt besser zusammen als gedacht. Hier genügt ein Blick auf die Rallye Dakar und die Verkaufszahlen. In den letzten sechs Jahren wurden über 550.000 Countryman verkauft. Jetzt ist ein Nachfolger da, der den Begriff "Mini" noch ein wenig ausweitet, indem er auf Kundenwünsche reagiert: mehr Platz und mehr Komfort. Schafft das Crossover noch den Spagat zum einstigen Gokart? Wir haben den neuen Countryman getestet.

Größenzuwachs und ein bekannter Radstand

Beginnen wir mit einer optischen Bestandsaufnahme: Wirklich revolutionär entwickelt sich das Mini-Design schon länger nicht mehr. Das kann man mögen oder nicht, aber für den Wiedererkennungswert ist es sicher nicht schlecht, in der ewigen Kulleraugen-Spirale festzusitzen. Aber hey, die Frontscheinwerfer beim neuen Countryman wurden nun ein wenig in ihrer Rundheit entschärft und sind etwas in die Breite gegangen. Das eigentliche Highlight ist allerdings, dass der Countryman im Gegensatz zu seinem Vorgänger ganze 20 Zentimeter in der Länge auf jetzt 4,30 Meter zugelegt hat. Dagegen ist der Breitenzuwachs von drei Zentimeter auf 1,82 Meter fast vernachlässigbar. Der neue Radstand? 2,67 Meter. Kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, denn beim BMW X1, beim 2er Active Tourer oder auch beim Mini Clubman sind die beiden Achsen genauso weit voneinander entfernt. Der Grund? Die gleiche BMW-Plattform namens UKL2.

Ist der Countryman immer noch ein Mini?

Es drängt sich also mal wieder die Frage auf: Ist dieser blaue Blobb, den wir in der Nähe von London in Empfang nehmen, eigentlich noch ein Mini? Die Antwort ist einfach und lautet schlicht: ja. Schließlich sind die Mini-Logos noch an dem Wagen zu sehen und es gibt Mini-typische Funktionen wie den "Country-Timer". Dieser registriert Fahrten auf geneigten, unebenen, unbefestigten und schneedecktem Untergrund. Je nach Dauer der Fahrt mutiert der im Infotainmentsystem abgebildete Countryman vom "Street Cruiser" zum "Cliff Champ". Klasse. Und die Größe? Ganz ehrlich? Wollen Sie wirklich am aktuellen und alltäglichen Straßenverkehr in einem Auto mit den Abmessungen eines klassischen Mini teilnehmen? Sie wissen schon, mit einem Fahrzeug, das nicht viel größer ist als der Kühlergrill eines neuen Audi Q7? Nein? Haben wir uns schon fast gedacht.

Viel Komfort und Platz … auch im Fond
 
Also zurück in die Gegenwart, denn Größe hat auch etwas Gutes: Es ist nämlich verdammt komfortabel im Innenraum und speziell im Fond geworden. Die dreigeteilte Rückbank lässt sich 13 Zentimeter längs verschieben und die Lehnen sind in der Neigung verstellbar. Mit einer Körpergröße von knappen 1,90 Meter fühlt man sich jedenfalls noch sehr wohl. Bei Kopf- und Beinfreiheit gleichermaßen. Immer sind mehr als zehn Zentimeter zwischen den sonst kritischen Körperstellen und dem Wagen. Für luftige Freiheitsgefühle muss die Sitzbank allerdings in der hintersten Einstellung und am weitesten von den Vordersitzen entfernt eingerastet sein. So schrumpft der Kofferraum auf lausige 450 Liter zusammen. Ohne Passagiere im Fond lassen sich aber bis zu 1.350 Liter ins Gepäckabteil mit ebenem Boden laden. Die Heckklappe funktioniert dabei auf Wunsch auch elektrisch und gegen 120 Euro Aufpreis bekommt man eine Sitzauflage mit Dreckschutz für die Kofferraumkante. Sehr britisch und sehr nobel.
 
Gerüstet für die Straße … und für leichtes Gelände
 
Abfahrt. Und zwar bei typischem Inselwetter ... Regen und Wind. Gar nicht so schlecht, denn so ist der Offroad-Parcours, welcher uns zu Anfang erwartet, schön aufgeweicht. Statt dem serienmäßigen Frontantrieb hat unser Cooper-S-Countryman-Testwagen nämlich den All4-Allradantrieb an Bord. Heißt: Der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 192 PS und 280 Newtonmeter Drehmoment lässt seine Power je nach Bedarf auf alle vier Räder los. Außerdem wurde bei der Fahrzeugkonfiguration ein Kreuz bei der fantastischen und besonders flotten Achtgang-Automatik mit Schaltwippen gemacht. So ausgerüstet könnten wir das mit rund 1,5 Tonnen doch eher schwere Gokart in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h erreichen. Wenn … ja wenn der Schlamm nicht wäre. Probleme beim Anfahren kennt der Countryman trotzdem nicht und lediglich die Bodenfreiheit von 16,5 Zentimeter limitiert den leichten Offroad-Spaß.
 
Ein wenig Allrad-Gokart mit vielen Annehmlichkeiten
 
Zurück auf die Straße: Mit den schlechten englischen Verkehrswegen wird das Fahrwerk (mit sportlicher Auslegung für 240 Euro extra) sehr gut fertig und wir sind froh, dass man selbst im Sportmodus (es gibt noch "Mid" und "Green") von dem propagierten Gokart-Feeling eigentlich nur noch sehr wenig merkt. Sanft geht es über Bodenwellen und Schlaglöcher. Wenn Sie also einen Mini möchten, der auf Krawall und die Kurvenhatz aus ist, müssen Sie auf die Annehmlichkeiten eines Countryman (die gute Übersicht, der große Kofferraum und viel Platz im Fond) verzichten und einen John-Cooper-Works-Dreitürer nehmen. Seekrank werden Sie in dem neuen Crossover aber auch nicht. Wankbewegungen halten sich vornehm zurück, die Lenkung ist präzise und der Allrad sorgt jetzt nicht mehr für gutes Fortkommen im Dreck, sondern für flotte und stabile Kurvenfahrten ohne drastisches Untersteuern.
 
Bayrisch-britische Preispolitik
 
Sprechen wir noch über den Preis: 26.500 Euro müssen Sie ab sofort mindestens investieren. Diese Summe beschert Ihnen den normalen Cooper mit 136 PS, Frontantrieb und Schaltgetriebe. Ein ganz schöner Aufschlag, wenn man bedenkt, dass der günstigste Vorgänger schon ab 22.700 Euro zu haben war. Ein Cooper S kostet jetzt 29.900 Euro. Die lohnenswerte Steptronic-Automatik schlägt mit 2.100 Euro zu Buche, der All4-Allrad, der einen Countryman eigentlich erst zu einem richtigen Countryman macht, bedeutet stets 2.000 Euro Mehrkosten. So kommt unser Testwagen auf einen Mindestpreis von saftigen 34.000 Euro. Schluss ist hier noch lange nicht, denn die Aufpreisliste bei Mini ist bekanntlich nicht gerade kurz. Und ein wenig Geld sollte schon noch übrig sein: Für die zahlreichen Assistenzsysteme, das neue Infotainmentsystem mit 8,8-Zoll-Touchscreen, die Harman-Kardon-Musikanlage, die bis zu 19 Zoll großen Alufelgen und die unzähligen Stoff-Leder- sowie Applikations-Kombinationsmöglichkeiten, die das immer noch sehr verspielte Innere zu einem personalisierten und gut verarbeiteten Premium-Cockpit machen.
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Reihen-Turbobenziner
Hubraum:1.998
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:141 kW (192 PS) bei UPM
Drehmoment:280 Nm bei 1.350 - 4.600 UPM
Preis
Neupreis: 31.900 € (Stand: Januar 2017)
Fazit

Der neue Countryman ist der maximalste Mini aller Zeiten. Wie soll das nur weitergehen? Erwartet uns bald ein mit Kulleraugen versehener Siebensitzer auf BMW-X5-Basis? Wohl kaum, denn der Hersteller versichert uns, dass dies der größte Mini sein wird, den man auf absehbare Zeit zu Gesicht bekommt. Schade eigentlich, denn die Mischung aus Go-Kart, SUV und Premium-Kompaktfahrzeug ist eigentlich sehr gelungen … zumindest dann, wenn das Cooper-S-Logo auf dem Kofferraum zu finden ist, Allrad sowie die Achtgang-Automatik an Bord sind. So ist man auf der Straße flink unterwegs und die Geländefähigkeiten werden eigentlich nur von der Bodenfreiheit limitiert. Negative Aspekte? Der Preis, denn Mini lässt sich ein angemessen ausgestattetes Offroad-Gokart vielleicht ein bisschen zu gut bezahlen.+ spritziger Motor, zackiges Getriebe, ausgewogenes Fahrwerk, variabler Allrad, viel Platz im Fond, hoher Komfort- wenig Gokart-Feeling, hoher Preis

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2017-01-17

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