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Testbericht

Jürgen Wolff, 5. Juli 2014
Es ist gerade mal ein viertel Jahr her, dass Mini den Mini grundlegend überarbeitet hat. Nun sind nach und nach die Derivate des kultigen Kleinwagens mit einem Update dran. Den Anfang machen Countryman und Paceman.

"Mini" ist ein ziemlich relativer Begriff: Während es der klassische zweitürige Mini auf eine in der Tat handliche Länge von rund 3,82 Meter bringt und damit deutlich kürzer ist als etwa der VW Polo, hat sich der neue Countryman dagegen ein Längenmaß von 4,11 Meter bewahrt - da fehlt beispielsweise gerade mal eine Handbreit zum Skoda Yeti. Das macht den Countryman nun nicht zum Riesen - aber Mini geht doch anders.

Und das ist gut so. Denn der alte wie der neue Countryman sorgen dafür, dass es zum Single-Flitzer Mini auch noch eine familientaugliche Alternative Countryman gibt. Mit vier Türen, einer ausladenden Heckklappe und vier vollwertigen Sitzplätzen ist der Countryman fit für den Familienalltag. Dazu kommt, dass sich der Kofferraum, der voll bestuhlt schon 350 Liter fasst (und damit mehr als der eines VW Golf), durch das Umklappen der im Verhältnis 40:20:40 geteilten hinteren Lehnen auf bis zu 1.170 Liter vergrößern lässt. Da passt dann schon so mancher Einkauf beim schwedischen Möbelhaus hinein. Nur: Damit glänzte der Countryman auch schon bisher. Selbst das Kofferraumvolumen ist auf den Liter gleich geblieben.

Was also ist neu an dem neuen britisch-bayerischen Landadeligen? Wenn überhaupt, dann sind es vor allem die inneren Werte. Außen fallen wohl nur ausgesprochenen Mini-Fans der neu gezeichnete Hexagon-Kühlergrill auf, der sich nach wie vor aufrecht, aber eine Spur aerodynamischer gegen den Wind stellt. Oder der angedeutete Unterfahrschutz vorne und hinten bei der Allrad-Version. Bei denen vielleicht auch die Seitenschweller. Oder die neuen Leichtmetall-Felgen. Die Veränderungen und Retuschen am Countryman sind zumindest optisch recht verhalten ausgefallen - eine Ikone revolutioniert man nicht, man unterzieht sie einer dezenten Evolution.

Dezenten Feinschliff gab es auch im Innenraum. Die Geräuschdämmung etwa wurde verbessert und die Wertigkeit einiger Materialien - ohne allerdings ganz auf die ein oder andere nur leicht kaschierte Hartplastik-Applikation zu verzichten. Nach wie vor aber wimmelt es von Schaltern im Kampfjet-Look. Und von dem zentralen, runden Anzeigeinstrument mit dem Durchmesser eines Partyfässchens Bier wird sich Mini ohnehin wohl nie verabschieden - gehört halt zur Markenidentität. Nur gut, dass die aktuelle Geschwindigkeit auch noch einmal digital im Drehzahlmesser über dem Lenkrad angezeigt wird. Müsste man sich auf den mittigen Riesen-Tacho verlassen, würde man an keinen zwei Blitzern ohne Porträtfoto vorbeikommen.

Wenig geändert hat sich am Platzangebot. Vorne wie hinten kommen jeweils zwei Erwachsene gut zurecht, der fünfte Passagier steht zwar in den Zulassungspapieren, hätte aber hinten kaum eine Chance, Strecken weiter als bis zum nächsten Bäcker unbeschadet zu überstehen. Die vorderen Sitze sind auch für größere Zeitgenossen ausreichend weit verschiebbar, mit dem Lenkrad, das in Neigung und Tiefe variabel ist, lässt sich der Drehzahlmesser verstellen. Der ist damit immer gut im Blick. Erweitert hat Mini im Countryman nun auch das Infotainment-Angebot. Über Mini Connected lassen sich das eigene Smartphone und diverse Apps darauf ins Fahrzeug integrieren - der Countryman wird zum rollenden Hotspot, die Anbindung ans Internet zum Standard.

Wenig geändert haben sich im Innenraum auch die meisten der bisherigen Kritikpunkte. Die Klimaanlage ist zugig, die Sitzauflagen zu kurz, die Bedienbarkeit diverser Schalter und Knöpfe - nun ja: lernbedürftig. Auf rumpeligen Wegen ohne hinzusehen bei ersten Versuch den richtigen Schalter zu finden und zu bedienen - das erfordert fast schon ein fotografisches Gedächtnis und eine überdurchschnittliche räumliche Motorik. Und geblieben ist auch die ziemlich ruppige und unpräzise geführte Handschaltung.

Optimiert worden sind die Vierzylindermotoren, die den Countryman antreiben. Die die zunächst drei, später vier Benziner (72 kW/98 PS bis 140 kW/190 PS, dazu die John Cooper Works-Version mit 160 kW/218 PS) und drei Diesel (66 kW/90 PS bis 105 kW/143 PS) genügen nun der Euro 6-Norm und verbrauchen etwas weniger als bisher. Eine Leistungssteigerung haben die Ingenieure allerdings nur dem Mini Cooper S Countryman gegönnt: Der kommt nun auf 140 kW/190 PS. Das maximale Drehmoment von 240 Nm (260 Nm mit Overboost) dagegen ist gleich geblieben. Und Hand aufs Herz: Dass da jetzt sechs Pferdchen mehr los galoppieren merkt man im Alltag auf der Straße nicht. Statt 7,6 Sekunden braucht er nun nur noch 7,5 Sekunden von 0 auf 100 - gut zu wissen, aber beim Einfädelspurt auf der Autobahn macht es keinen Unterschied. Und auch der um drei km/h höhere Top-Speed von nun 218 km/h ist zwar mess-, nicht aber wirklich spürbar.

Ohnehin unterscheidet sich das Fahren im Countryman von dem im klassischen Mini. Wo der nach wie vor sein GoKart-Feeling kultiviert, taugt der 1,4 Tonnen schwere Countryman mehr zum kultivierten Fahren - auch da kommt das Familienauto immer wieder durch. Sein niedriger Schwerpunkt verschafft ihm eine gewisse Grundsportlichkeit - aber voll Stoff um die Kurven jagen macht mit ihm nur bedingten Spaß. Muss es auch nicht: Der Countryman behält vor allem als Allradversion schön seine Bodenhaftung, sonst wird den Kids auf dem Rücksitz eh nur speiübel. Und dem Verbrauch tut es eh gut: Mini gibt für den Cooper S einen Normverbrauch von 6,0 Litern an und liegt offensichtlich gar nicht so weit vom realen Straßenverbrauch entfernt. Bei flotter Fahrt über 200 Kilometer kurvige Landstraßen in Südschweden rechnete der Bordcomputer einen Schnitt von 6,8 Liter hoch. Viel Durst darf sich der Countryman auch gar nicht leisten - sonst ist der mit 47 Liter Fassungsvermögen ziemlich kleine Tank schnell ein ziemlich leerer Tank. 350.000 Countryman hat Mini seit der Modelleinführung September 2010 verkauft. Nicht übel. Und nach dem Update dürfte es ähnlich weitergehen - zumal der Preisaufschlag sehr gemäßigt ausfällt. Das Basismodell One etwa wird ab 20.400 Euro kosten - 50 Euro mehr als bisher. Und der Cooper S mit Allradantrieb kostet ab 28.450 Euro - 250 Euro mehr als bisher. Die Preisaufschläge - immerhin - sind dann doch mini.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-07-05

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