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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. Mai 2016
Mini stattet seinen Clubman auf Wunsch nun auch mit einem Allradantrieb aus. Der Traktionsvorteil bleibt zunächst den Topmodellen vorbehalten.

Nach dem extravaganten Mini Clubman der ersten Generation will das aktuelle Aushängeschild der britischen BMW-Marke ein ganz normales Kompaktklassemodell sein - zumindest beinahe. Zusätzlich zum breiten Motorenspektrum aus Dieseln und Benziner gibt es für die beiden Topmodelle nunmehr auch Wunsch auch einen variablen Allradantrieb. Nicht, dass man den angesichts von jeweils 190 PS brauchen würde; doch die Nachfrage nach Allradversionen auch in den unteren Klassen ungebrochen. Da will es Mini nicht allein beim Crossovermodell Countryman belassen.

Keine besonderen Schürzen, kein überflüssiger Plastik-Zierrat, großspuriger Unterfahrschutz oder gar mehr Bodenfreiheit. Der Mini ist auch als Allradvariante ein ganz normaler Clubman; zu erkennen allein an den blassen All4-Schriftzügen an den vorderen Türen. Nichts auffälliges, weil wie auch am Heck ein Allrad-Signet fehlt. Für den Fahrer sieht es nicht anders aus. Der Allradantrieb als sinnvolle Traktionshilfe hält sich im Normalbetrieb dezent zurück, weil die Motorleistung allein an die Vorderräder übertragen wird. Verlieren diese an Haftung, schaltet sich in Sekundenbruchteilen das Haldex-Allradsystem der fünften Generation hinzu, das überschüssige Motorleistung im Nu an die Hinterachse verteilt. Überraschend, weil der Mini Clubman SD All4 gerade bei schnellen Abbiegemanövern und flotter Gangart durchaus Antriebskräfte ans Lenkrad schickt. Erst mit leichter Verzögerung greifen die Differentiale zu und der 4,25 Meter lange Sechstürer eilt dynamischer voran, als sein Frontantriebsbruder.

Kann der Kunde beim 192 PS starken Mini Cooper S Clubman All4 noch zwischen Sechsgang-Handschaltung und Achtgang-Automatik wählen, ist der 4x4-Vortrieb beim 190 PS starken Diesel sinnvollerweise an die Getriebeautomatik gekoppelt. Die zeigt sich abgesehen vom grobschlächtig aus der Mittelkonsole herausragenden Wählhebel fein auf den zwei Liter großen Commonrail-Diesel abgestimmt, der in einer Reihe von BMW-Produkten unaufgeregt seine Arbeit verrichtet. Im über 1,5 Tonnen schweren Mini Clubman hat man ihm eine etwas aufdringlichere Akustik mit auf den Weg gegeben, hinter der der Tatendrang des Vierzylinders zurücksteht. So hat man selten den Eindruck, in einem kompakten Fahrzeug mit 140 kW / 190 PS und einem maximalen Drehmoment von üppigen 400 Nm (zwischen 1.750 und 2.500 U/min) unterwegs zu sein. Die Fahrleistungen gehen mit 222 km/h Spitzentempo und einem Spurtpotenzial 0 auf 100 km/h in 7,2 Sekunden in Ordnung, doch wirklich sportlich und knackig wie ein echter Mini präsentiert sich der Allrad-Clubman nicht. Dazu fehlt besonders in niederen wie höheren Drehzahlen die rechte Durchschlagskraft. Der große Vorteil des Clubman SD All4 im Vergleich zum nahezu identisch motorisierten Benziner liegt am spürbaren Verbrauchsvorteil. Im Normzyklus gibt sich der Allrad-Clubman mit 4,8 Litern Diesel (126 g CO2) zufrieden. Das sind 1,5 bis 2,2 Liter weniger als der 192 PS starke Cooper S. So schafft der Diesel bis zu 1.000 Kilometer ohne Tankstopp.

Bei aller Normalität ist der Mini Clubman im Kompaktklassesegment nach wie vor ein Exot. Das liegt nicht nur am typischen Mini-Design, der verschrobenen Doppeltür am Heck, die einen jede Sicht nach hinten kostet, sondern auch am Innenraum, der mit dem kunterbunt illuminierten Ring um das Zentralinstrument und den wenig wertigen Chromimitationen etwas zu viel Verspieltheit bietet. Ein paar weniger Union-Jack-Signets hätten dem Designanspruch eines coolen Minis ganz nebenbei keinen Abbruch getan. Schwer zu glauben, dass Fahrzeuge aus Frankreich, den USA oder gar Deutschland die Landesflagge auf der Rückseite der Kopfstützen oder auf kleinen Knöpfen der Sitze tragen würden. Dabei sind die auf Wunsch elektrisch verstellbaren Sitze wohl konturiert und auch für längere Strecken angenehm dimensioniert. In Sachen Individualisierungsmöglichkeiten hat die Konkurrenz dagegen längst zu Mini aufgeschlossen. Typisch Mini ist der Innenraum des Clubman trotzdem; egal ob Allradantrieb oder nicht. Der Laderaum schluckt 360 bis 1.250 Liter.

Auch bei der Preisgestaltung ist der Allrad-Clubman ganz Mini. Der handgeschaltete Mini Cooper S Clubman All4 startet bei 29.500 Euro. Kauftipp ist jedoch die 190 PS starke Dieselvariante inklusiv Achtgang-Automatik, die mindestens 33.500 Euro kostet. Da kann man zugegeben schon in ganz anderen Fahrzeugkategorien Allradgefühle ausleben. Wer das Shooting-Brake-Design des Clubman nicht mag, muss sich noch ein halbes Jahr gedulden. Dann kommt mit weitgehend identischer Technik der neue Countryman als echter Crossover mit mehr Bodenfreiheit.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:Vierzylinder mit Turboaufladung
Hubraum:1995
Drehmoment:400 Nm bei 1.750 - 2.500 UPM
Preis
Neupreis: 33500 € (Stand: 2016-05-16)
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-05-15

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