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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. März 2012
Der neue Mercedes SL 500 ist ganz der Alte – nur eben zwei Klassen besser. Schwierig, irgendwo einen besseren Luxusroadster als den neuen SL zu finden.

Die Verantwortlichen der Daimler AG werden nicht müde zu betonen, dass der SL eine der großen Ikonen der Automobilgeschichte ist. Doch wo die Stuttgarter Recht haben, haben sie diesmal wirklich Recht. Der Mercedes SL ist und bleibt ein Klassiker – mittlerweile seit einem halben Jahrhundert. Zum Frühjahr gibt es eine Neuauflage; optisch unspektakulär, doch wieder einmal sehenswerter denn je. Und wie es sich gehört, mit dem Besten, das Mercedes gerade zu bieten hat: neue Wankstabilisierung, Hightech-Wischsystem und alle erdenklichen Assistenzsysteme. Doch bei aller modernen Technik stehen beim Mercedes SL seine grandiosen Gene im Fokus. Der SL ist ein offener Luxuskreuzer, der jeglichen Komfort bietet und nach wie vor weltweit kaum einen echten Konkurrenten hat.

Jürgen Weissinger, Entwicklungsleiter des Mercedes SL, weiß wovon er spricht: "Der SL ist die S-Klasse unter den Roadstern." Ist er. Sein Innenraum ist luxuriös, die Sitze haben grenzenloses Wohlfühlambiente und alles ist dort, wo man es sich wünscht. Man kann darüber streiten, was der Tempomat an einem nur ertastbaren Lenkstockhebel in Knienähe macht, ob die Schalter in der Mittelkonsole zu silbrig schimmern oder der Schaltknauf des siebenstufigen Automatikgetriebes allzu sehr einem Damenrasierer gleicht. Es gibt ernsthaft nichts zu meckern. Nichts - außer, dass sich das vollelektrische SL-Klappdach nur im Stand bedienen lässt. Das ist alles andere als zeitgemäß und passt nicht zu einem 250 km/h schnellen Luxusroadster, der nahe an der Perfektionslinie gleitet. Was nützt es, wenn sich das Dach aufmerksamkeitswirksam per Fernbedienung öffnen lässt oder die Heckklappe bei einem imaginären Tritt unter die Schürze nach oben fährt? Alles vergessen, wenn einem beim Ampelstopp die Zeit ausgeht, das Dach zu öffnen oder schließen und die Nachhut hupt.

Doch das Klappdach, optional auch aus verdunkelbarem Hartglas zu bekommen, ist bei einem Roadster nicht alles. Nicht, wenn man diesen SL einmal ein paar Kilometer bewegt hat. Mehr als 110 Kilogramm hat die Abmagerungskur der Karosserie aus Aluminium gebracht. Das macht sich nicht erst, aber besonders im Grenzbereich bemerkbar. Hier liegt der 4,61 Meter lange SL 500 satt, aber nie träge auf der Straße. Dabei verwöhnt der 1,8 Tonnen schwere Luxus-Zweisitzer seine Insassen mit beeindruckendem Komfort. Bodenunebenheiten oder Fugen werden nahezu spurlos weggebügelt, die Lenkung ist präzise und die Bremsen hungrig. Auch im Sportmodus mimt der SL nicht den Kurvenjäger. Dazu bekommt er seine opulente Motorleistung von 320 KW / 435 PS gerade bei engen Kehren nicht eindrucksvoll genug auf die Straße. Werden die Kurvenradien enger, tut sich der SL 500 schwerer, schwänzelt auch im Komfortmodus überraschend engagiert mit dem Heck ohne dabei unsicher zu wirken. Der Unterschied zwischen den beiden Modi Komfort und Sport ist dabei zu gering. Hier wünschen sich nicht nur Fahrdynamiker eine größere Spreizung.

Dabei ist der aufgeladene Achtzylinder mit seinen 4,7 Litern Hubraum trotz aller Stärke von Fahrwerk, Komfort und Fahrzeug an sich die beeindruckendste Neuerung im SL. Im Normzyklus soll sich der mindestens 117.096 Euro teure Mercedes SL 500 mit gerade einmal 9,2 Litern Super zufrieden geben. Wer die Leistungsschübe von bis zu 700 Nm ab 1.800 U/min und einem Spurtpotenzial von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden einmal gespürt hat, verschenkt keinen Gedanken daran, sich für den Sechszylinder-Sauger SL 350 mit seinen müden 306 PS zu entscheiden.

Der Mercedes SL 500 ist bei aller Raffinesse ein Gefährte für alle Tage. Er macht optisch auch mit geschlossenem Dach eine klasse Figur und lässt sich selbst bei mäßigen Temperaturen Dank ausfahrbarem Windschott (595 Euro Aufpreis), Sitzheizung und Nackenfön (654 Euro) offen fahren. Bei geöffnetem Dach reduziert sich das Gepäckvolumen deutlich von 504 auf 364 Liter. Wenn der Platz in dem elektrisch erreichbaren Laderaum nicht langt, ist hinter den beiden Sitzen nochmals Zusatzvolumen für zwei Taschen oder einen Kleidersack. Das sollte für den gemeinen Roadster-Kunden reichen. Das dürfte mit der Serienausstattung anders sein. Hier bietet selbst das aktuelle Topmodell SL 500 nennenswerte Lücken. Schwer zu erklären, dass bei einem über 100.000 Euro teuren Luxusroadster im Jahre 2012 Standarddetails wie anklappbare Außenspiegel, Digitalradio, USB-Schnittstelle, Becherhalter oder eine auf dem Armaturenbrett thronende Analoguhr nennenswert Aufpreis kosten? Hier und fast nur hier gibt sich der SL eine Blöße.

Quelle: Autoplenum, 2012-03-12

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