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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 24. Oktober 2016
Mercedes will 2017 auch auf den Pickup-Trend aufspringen und mit einem Amarok-Gegner Geld verdienen. Der Edel-Nutzlaster bedient sich beim Technikregal des Nissan Navara, aber Mercedes bemüht sich nach Kräften um Abgrenzung. Es soll kein weiteres Citan-Desaster geben.

Mercedes und Pickup? Noch vor wenigen Jahren hätten sich die Sternenkrieger zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Flensburg vor Lachen die Bäuche gehalten. Zu hemdsärmelig das Image der Pritschenwagen, so gar nicht premium. Aber auch im sonst so wertebewussten Ländle agiert man nach dem Motto: "Was interessiert mein Geschwätz von gestern". Vor allem wenn das Segment der sogenannten Midsize-Pickups in den nächsten Jahren kräftige Zuwächse verspricht. Nach Mercedes-Schätzungen werden 2026 jährlich 2,2 Millionen solcher Fahrzeuge verkauft werden. Also wird es auch von Mercedes einen Pritschenwagen geben, der im Revier von VW Amarok, Nissan Navara oder Mitsubishi L200 wildert. Mit Leiterrahmen und allem Drum und Dran. Bei allem Premium-Anspruch will Mercedes auch zeigen, dass der Neue auch kräftig anpacken kann: vier Kubikmeter Feuerholz, 1.400 Porterhouse Steaks und 60 Bierkästen passen auf die Pritsche des rund 5,35 Meter langen Arbeitstiers. "Bei mir sind es Schnitzel" lacht Klaus Benzinger. In Zahlen: Nutzlast 1,2 Tonnen und Zugkraft 3,5 Tonnen.

Wenn es um Leiterrahmen geht, ist das Sortiment bei der Sternenmarke ziemlich überschaubar. Also musste man sich umschauen und wurde beim Kooperationspartner Renault/Nissan fündig, der Pickups, wie den Nissan Titan und Nissan Navara im Portfolio hat. Letzterer passt perfekt in die Mercedes-Pläne. Der Midsize-Pickup mit dem Stern soll ab Ende 2017 für möglichst satte Gewinne abwerfen. Aber die Schwaben wollen sich so gut es geht vom gemeinen Nutzlaster abgrenzen und die Premium-Note in die Blaumann-Klasse bringen. "Wir sind der Hersteller, der am besten dafür geeignet ist, den Pickup salonfähig zu machen", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche, der sich extra in Jeans inklusive Converse Sneaker geworfen hat und es sich nicht nehmen ließ, den Neuling selbst mit einer gehörigen Portion Karacho auf die Bühne zu fahren.

Deswegen soll die X-Klasse den Komfort eines Pkws mit dem eines Pickups verbinden. Also gibt es eine breitere Spur, Schraubenfedern mit einem langen Federweg und eine Fünflenker-Hinterachse. "Die stammt von Mercedes", versichert der strategische Projektleiter Dr. Klaus-Jürgen Benzinger geflissentlich. Schließlich soll es kein zweites Citan-Desaster geben. Denn der Mercedes-Van hat unübersehbare Ähnlichkeiten mit dem billigeren Technikbruder Renault Kangoo und fiel beim Crashtest durch. Also achtet man in Stuttgart-Untertürkheim penibel darauf, dass man sich deutlich von dem Modell des französisch-japanischen Partner abhebt. Zum Beispiel gibt es die X-Klasse zunächst nur mit einer sogenannten Double-Cab also einer besonders großen Fahrgastzelle mit geräumigen Fond, der Pkw-ähnlichen Luxus bietet. "Mittlerweile kann man mit einem Pickup sogar zu Oper fahren", sagt Dr. Marion Friese, Leiterin Mercedes Marketing Vans. Auch die Individualisierung wird bei den zukünftigen Mode-Fahrzeugen großgeschrieben: Vom harten Hund mit groben Stollenreifen bis hin zum schicken Flaniermeilen-Gleiter mit glänzenden Alufelgen, ist alles möglich. Damit sich die lifestylige Zielgruppe auch wohlfühlt, wird der Pickup das Interieur und viele der Assistenzsysteme der C- und V-Klasse bekommen. Leder? Selbstverständlich.

Bei der Antriebstechnik achten die Ingenieure penibel auf Unterscheidungsmerkmale, können sich aber dem Synergiezwang nicht ganz entziehen. Deswegen hat der Käufer einige Optionen: die Topversion hat einen Sechszylinder-Diesel mit permanenten Allradantrieb inklusive sperrbares Zentraldifferential. An der Hinterachse sorgt ein zweites Sperrdifferential für die Kraftverteilung, garniert ist das Ganze noch mit einer Untersetzung. "Das ist alles Mercedes", strahlt Klaus Benzinger. Allerdings kommt nicht der neue Reihensechszylinder zum Einsatz, sondern der klassische V6-Selbstzünder, der auch in der G-Klasse seinen Dienst tut. Bei den Vierzylinder-Getriebekombinationen schaut die Sache etwas anders aus. Die liefert Renault/Nissan und da wird es den Pickup auch mit zuschaltbaren Allradantrieb oder Heckantrieb geben. Ein Benziner steht momentan nicht im Programm, deswegen erscheint es nur logisch, dass es den Pickup vorerst nicht in den USA geben wird. Die Zielmärkte sind Europa, Russland, Lateinamerika, Australien und Südafrika. Eine Elektrifizierung mit einem Plug-in-Hybriden wollen die Sternen-Strategen nicht gänzlich ausschließen. "Wir beobachten den Markt", sagt Marion Friese.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-10-24

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