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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. April 2014
Sein Design mit dem selbstbewussten Stern polarisiert, doch auf einigen Märkten ist der CLA die günstigste Möglichkeit einen Mercedes zu fahren. In Deutschland ist der kleine Bruder des eleganten CLS mehr der große Bruder der A-Klasse.

Viele fragen sich, wieso Mercedes neben der überaus erfolgreichen C-Klasse nur ein paar Zentimeter kleiner auf der Frontantriebsplattform noch ein ähnliches Modell im bereits prall gefüllten Produktangebot platziert hat. Was in Deutschland oder gar Europa bisweilen für Kopfschütteln sorgt, wird anderswo völlig anders gesehen. Bestes Beispiel sind die USA. Hier ist die A-Klasse überhaupt nicht auf dem Markt und abgesehen vom erst jetzt eingeführten electric drive ist auch dessen B-Klasse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten außen vor. So hatte der Kunde lange Zeit nur die Wahl zwischen dem ebenso schnuckeligen wie in die Jahre gekommenen Smart Fortwo und der nunmehr deutlich nach oben gerutschten Mercedes C-Klasse. Um insbesondere ein schlagkräftiges Modell gegen die asiatische Konkurrenz zu haben, die jenseits des Atlantiks mit Discountpreisen erfolgreich auf Kundenfang geht, kommt der CLA daher gerade Recht.

Der Einstiegspreis von 29.900 US-Dollar (rund 22.000 Euro) für den 211 PS starken Mercedes CLA 250 lässt viele Kunden mit der Zunge schnalzen. In Deutschland geht es für die identisch motorisierte Limousine, die Mercedes als Abgrenzung gerne aus viertüriges Coupé verkaufen möchte, erst bei strammen 39.151 Euro los. Das ist ein Preisunterschied von über 17.000 Euro ohne nennenswerte Unterschiede. Grund: in den USA müssen auch die deutschen Premiummarken günstiger preisen, um gegen die hungrige Konkurrenz zu bestehen. Da ist ein CLA 250 das beste Beispiel für den harten Preiskampf und dessen Doppelposition. Schließlich muss der Mercedes CLA, der in den USA nur als 250er und 45 AMG erhältlich ist, auch die Kunden aus dem vermeintlichen Kompaktklassesegment eine Liga darunter abholen. Weniger ist da mehr.

So ein Angebot würden sich die Kunden auch in Deutschland wünschen, denn der CLA ist gerade als 250er 4matic ein richtig gutes Auto. Nichts für jemanden, der häufig Passagiere in der zweiten Reihe transportiert, denn hier ist die Atmosphäre durch das aerodynamisch eingezogene Dach düster und der Kopfraum allenfalls Personen bis 1,70 Metern zumutbar. Immerhin gibt einem der Kofferraum mit einem Volumen von 470 Litern viele Möglichkeiten für Einkauf, Reise und Freizeit. Doch eines ist klar: wer häufig zu dritt oder gar viert unterwegs ist, sollte sich den Crossover-Bruder GLA oder gleich die deutlich opulentere C-Klasse gönnen. Oder auf den CLA Shooting Brake warten, der 2015 folgt.

Was am 4,63 Meter langen Mercedes ebenso wie an der A-Klasse gefällt ist, dass diese bewusst polarisieren. Der CLA ist mit seiner selbstbewussten Front, der dreidimensionalen Flanke und dem hängenden Hinterteil niemand, der jedermann gefallen will. Sein Cockpit könnte auch in einem Sportwagen verbaut sein und die großen Lüftungsdüsen lassen den Fahrer von der großen weiten Welt eines Luxussportlers träumen. Das Platzangebot ist vorn überschaubar und der Nutzen der Pilotensitze mit integrierten Kopfstützen erschließen sich Familienvätern mit Sinn für das praktische wohl ebenso wenig wie die nicht ganz ausreichenden Verstellmöglichkeiten. Doch genau diese Autos sind es, die einer Marke einen Charakter geben. Dabei hätte Mercedes gerne eine bessere Lösung für den mittig auf dem Armaturenbrett positionierten Navigationsbildschirm finden können. Dieser Bildschirm sieht aus wie aus dem Zubehörhandel und die Bedienung über den Dreh-Drück-Steller zwischen den Sitzen liegt nicht auf dem gleichen Niveau wie bei der Hauptkonkurrenz von Audi und BMW.

Gefallen kann hingegen der Antrieb des Mercedes CLA 250 4matic. Der zwei Liter große Vierzylinder mit Turboaufladung ist mit 155 kW / 211 PS und 350 Nm maximalem Drehmoment zwischen niedrigen 1.200 und 4.000 U/min gerade unter Last zwar keine Leisetreter, treibt den 1,5 Tonnen schweren Schwaben betont niedertourig jedoch allemal dynamisch an. Nicht nur für die kalten Monate des Jahres ist die optionale Kombination mit dem Allradantrieb eine gute Wahl. Verlieren die vorderen Räder bei Nässe, Glätte oder schlechter Fahrbahn die Fassung, wird die überschüssige Motorleistung bis zu 50 Prozent an die Hinterachse gebracht. Weniger ideal präsentiert sich das Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Fahrstufen, das im Automatikmodus um übertriebene Kraftstoffersparnis bemüht, immer wieder einen sinnvollen Gangwechsel verwehrt und besonders bei sehr langsamen Geschwindigkeiten in der Stadt Komfortwünsche offen lässt.

Die Fahrleistungen des CLA 250 4matic dürften die meisten Ansprüche zufrieden stellen. Jedoch erhöht sich durch den optionalen Allradantrieb nicht nur der Preis von 39.151 auf 41.352 Euro, sondern auch der Verbrauch schnellt überraschend stramm in die Höhe. Statt der 5,4 Liter des Fronttrieblers gibt Daimler hierfür 6,4 Liter pro 100 Kilometer an. In der Realität ließ sich die Einstiegslimousine mit 8,3 Liter Super fahren. Für den Imagespurt 0 auf Tempo 100 vergehen 6,6 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei schnell 240 km/h. Etwas nervig: eine spürbare Anfahrschwäche bevor es kraftvoll losgeht.

Das stramm, aber nicht unkomfortabel abgestimmte Fahrwerk lässt sich zwar nicht variabel einstellen, bietet jedoch einen guten Kompromiss aus dynamischem Potenzial und Komfort. Sehr angenehm dabei: die präzise Lenkung mit einer guten Rückmeldung von der Fahrbahn. Hier zeigt der CLA, dass er keine langweilige Limousine von der Stange ist. Das hat seinen Preis. Mit Navigation, Xenonlicht, einer Handvoll Assistenzsysteme und weiteren Annehmlichkeiten ist die die 50.000-Euro-Marke schnell durchbrochen. Nicht vergessen: in den USA geht es umgerechnet bei rund 22.000 Euro los.

Quelle: Autoplenum, 2014-04-29

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