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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. November 2014
Die Mercedes C-Klasse ist in den vergangenen Monaten prächtig eingeschlagen. Die meisten europäischen Kunden setzen sich ohne viel Gedankenspiel in eine kleine Dieselvariante. Doch gerade der Mercedes C 400 4matic bietet ein beinahe perfektes Antriebspaket.

Längst hat sich der Allradantrieb auch bei Volumenmodellen durchgesetzt. Einst nur für Geländewagen oder für leistungsstarke Fahrzeuge, die ihren fahrdynamisch unterlegenen Frontantrieb kaschieren mussten gedacht, ist 4x4 mittlerweile beinahe in allem zu finden, das auf den Straßen steht oder fleucht. Das gilt auch für die Mittelklässler wie ein Mercedes C-Modell. Gerade die leistungsstärkeren Versionen machen sich mit einem Allradantrieb besonders gut - nicht nur im Winter. Das Topmodell des Mercedes C 400 ist sogar nur als Allradler auf dem Markt. Keine schlechte Wahl, denn der aufgeladene Dreiliter-Sechszylinder mit seinen 245 kW / 333 PS freut sich im Grenzbereich über jedes Rad, das die üppige Leistung art- und sachgerecht auf die Fahrbahn bannt. Bleibt die Frage, wieso die AMGler ihren C 63 mit 476 bzw. 510 PS allein über die Hinterachse antreiben. 4matic würde abseits der Rennstrecke gerade auch hier Sinn machen.

Was ein Allradantrieb zu leisten im Stande ist, zeigt eine Bergtour mit dem normalen Serienmodell des C 400 4matic. Bis auf weiteres ist der 400er der einzige Sechszylinder im Modellprogramm der C-Klasse, denn die übrigen Diesel- und Benzinmodelle bieten bis auf weiteres nur vier Zylinder und die Sportskanone C 63 AMG bollert gleich aus acht Brennkammern. Der Schnee lässt zunächst noch auf sich warten und auf trockener Fahrbahn geht es von Innsbruck auf der Sellrainstraße im lockeren Galopp hinauf auf das Hochplateau von Kühtai. Immerhin 2.020 Meter hoch und zur Überraschung vieler noch immer weitgehend schneefrei. Zumindest auf der Straße hinauf sind nicht einmal Schneereste zu finden. Doch schneller als erwartet wird es feucht auf der kurvigen Fahrbahn und es macht sich angenehm bemerkbar, dass 333 PS auf zwei Achsen verteilt werden. Die über 1,6 Tonnen schwere Mittelklasselimousine schwänzelt auch im schnellen Galopp kaum und drückt den Schwaben unbeirrt feuchter Stellen auf dem Asphalt gen Panorama.

Schnell fällt jedoch die spürbare Untersteuerneigung des C 400 4matic auf. So dynamisch er auch einlenkt, so sehr nimmt die Motorelektronik den Tatendrang des Piloten im Grenzbereich zurück, während der 4,69 Meter lange Viertürer immer wieder etwas zu deutlich über seine Vorderachse schiebt. Das sieht durch einen Wechsel des Fahrprogramms nicht anders aus. Im Sportmodus wird die Dämpfung straffer und besonders die Siebenstufenautomatik dreht den Motor höher aus. Dabei dürfte sich die Servolenkung gerne etwas schwergängiger präsentieren und noch mehr Informationen über den Bodenbelag an den Piloten weitergeben. Wer es langsamer angehen lässt, bekommt von alledem wenig mit. Denn der Allradantrieb setzt die Leistung so dezent im Hintergrund an beiden Achsen ein, dass die Insassen davon rein gar nichts spüren. Derweil sitzt man auf den vielfältig verstellbaren Sitzen perfekt, während das karge Gepäck im 480 Liter großen Laderaum schon einmal munter hin- und herpurzelt, während sich der Fahrer den Sinn des Touchpads auf der Mittelkonsole noch immer ernsthaft in Frage stellt.

Das sieht eine Stunde später auf der Passstraße des 2.500 Meter Timmelsjochs kaum anders aus. Hier hat sich ein Teil der Oktober-Schneefälle gehalten und endlich ist der 400er auf weißem Geläuf unterwegs, dessen Rutschigkeit einen Allradantrieb unvermeidlich werden lässt. Sonst ginge es hier wohl nur mit Ketten bergan, bahnt sich der Mercedes C 400 4matic seine Spur über die schneeglatte Piste Richtung Süden. Der Fahrer spürt im Hintergrund den Einsatz der vernetzten Regelsysteme und genießt den sicheren Vortrieb durch die ebenfalls mit Kraft versorgte Vorderachse. Das maximale Drehmoment von 480 Nm stellt der Mercedes bereits ab 1.600 U/min zur Verfügung und hält es stetig bis 4.000 Touren. Kein Wunder, dass 0 auf Tempo 100 in 5,2 Sekunden und 250 km/h Spitze kaum Wünsche offen lassen. Das gilt auch für den Verbrauch, denn trotz 333 PS, Allradantrieb und 1.645 Kilogramm Leergewicht verbraucht die Sechszylinder-C-Klasse im Normzyklus bescheidene 7,3 Liter. Im Vergleich zu den kleineren Modellen gibt es beim 400er auch einen standesgemäßen 66-Liter-Tank, der sonst aus Gewichtsgründen bzw. wegen der Schadstoffeinstufung extra zu bezahlen ist. Sonst müssen hier 41 Liter reichen.

Dabei grollt der von einem Turbolader beatmete V6-Motor etwas zu zurückhaltend. Etwas mehr akustische Rückmeldung wäre in der Über-300-PS-Liga allemal wünschenswert; doch im Hause Daimler machen nur die AMG-Sportversionen und die aufgeladenen Achtzylinder ordentlich Rabatz. Vier- und Sechszylinder wirken trotz guter Fahrleistungen betont blutleer - bisweilen nicht nur akustisch, denn das Triebwerk des C 400 läuft allzu sehr tieftourig auf Verbrauch getrimmt und dürfte gerade in höheren Drehzahlen etwas freier atmen, um den Fahrer zu bestätigen, einen Sechszylinder gekauft zu haben, der selbst mit seiner enttäuschenden Serienausstattung mindestens 52.241 Euro kostet. Dass für über 50.000 Euro nicht einmal LED-Scheinwerfer, Sitzheizung oder ein Navigationssystem an Bord sind, erscheint ebenso wenig zeitgemäß wie die schmalen 17-Zöller, die schon wegen der groß dimensionierten Karosserieflanken der C-Klasse einfach zu wenig des Guten sind. Wer seine Sechszylinder-C-Klasse nebst Allradantrieb mit den wichtigsten Sicherheits- und Konfortextras ausstattet, küsst schnell die 70.000-Euro-Marke. Dann vielleicht doch lieber einen gut ausgestatteten C 250 Bluetec? Doch der kostet als Allradler ebenfalls über 46.000 Euro.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-11-28

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