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Testbericht

30. April 2015
Siena (Italien), 30. April 2015 - Endlich mal ein Mittelklasse-Auto, das nicht Premium sein will. Oder fast nicht. Beim neuen Superb nimmt Skoda das überstrapazierte P-Wort nur mit Vorsicht in den Mund. Denn mit dem Audi A4 darf der Superb auf keinen Fall konkurrieren. Doch der große Skoda hat in der dritten Generation deutlich zugelegt - vor allem an technischer Raffinesse und beim Design. Wie nah er damit herangerückt ist an den A4 oder zumindest den VW Passat, das klären wir in unserem Test. Wie Bayern gegen Paderborn Bei den Abmessungen kommt der Superb dicht an den BMW 5er oder eine Mercedes E-Klasse heran, und die gehören schon zur oberen Mittelklasse. Der Superb steht aber in der Parkgarage eine Etage tiefer, bei den Hatchbacks des Volumensegments: Ford Mondeo und Opel Insignia heißen die Feinde. Im Vergleich zu diesen hat das Auto aber deutlich mehr Platz im Innenraum. Die Kniefreiheit im Fond ist so groß, dass man die Beine übereinander schlagen kann. Und der Kofferraum (625 bis 1.760 Liter) schlägt die Konkurrenten, wie wenn der FC Bayern gegen Paderborn antritt: Sie spielen nur formal in der gleichen Liga. Sogar ein VW Passat Variant bietet nur wenige Literchen mehr. Wenn Premium bedeutet, dass man in der gleichen Klasse mehr bietet als andere, dann trifft das beim Skoda auf den Innenraum zu. Öffnen per Fußkick, aber nicht schließen Das Hatchback-Konzept ist für mich ohnehin das einzig Wahre. Schon deshalb würden für mich Stufenheckautos wie Mercedes C-Klasse, VW Passat, Audi A4 oder BMW 3er ausscheiden. Bekehrt wurde ich, als ich mal einen großen Röhrenfernseher in einen Audi A4 verladen wollte. Ein Schrägheck-Auto wie den Superb kann man durch die große Klappe viel einfacher beladen. Dass die kleine Zusatzklappe wegfiel, stört mich nicht. Die Rücksitze lassen sich bei dem böhmischen Raumriesen leicht umklappen, Entriegelungsknöpfe gibt es auch im Kofferraum. Ganz eben wird der Ladeboden allerdings nicht, und auch die Schwelle am Kofferraumeingang stört etwas. Wer es beim Gepäcktransport ernst meint, muss auf den Kombi warten, der im Herbst startet. Hoffentlich behebt Skoda bis dahin auch noch ein Manko bei der optionalen Sensorsteuerung der Heckklappe: Sie öffnet den Kofferraum zwar, wenn man mit dem Fuß unter die Heckschürze kickt, aber zum Schließen muss man eine Taste drücken. "Simply clever" ist das eher nicht.
Viel Raum und Technik duch den MQB Doch wie gesagt: Das Innen- und Kofferraumangebot ist überragend. Mitverantwortlich dafür ist wieder mal der Modulare Querbaukasten, selbst wenn Sie's nicht mehr hören können. Mit dem dazugehörenden Infotainment-Baukasten sorgt der MQB auch für Verbesserungen bei der Technik. So gibt es die meisten Passat-Sicherheitsassistenten im Superb ebenfalls: Abstandstempomat, Antikollisionssystem, Verkehrszeichenerkennung, adaptives Scheinwerferlicht, Totwinkel- und Spurassistent, ja sogar Stau- und Querverkehrsassistent. Der letzte technologische Schick fehlt allerdings, so LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, Trailer Assist, Fußgängererkennung, Emergency Assist und Area View. Virtuelle Instrumente fehlen Schmerzlich berührt der Verzicht auf das geniale Active Info Display, das große Display, das im Passat die traditionellen Instrumente ersetzt. Schade, aber der Superb fährt natürlich trotzdem. Das Technik-Update ist auch so erfreulich. Es gibt jetzt eine elektrische Parkbremse und einen Schalter für verschiedene Fahrmodi. Das Cockpit-Design gefällt ebenfalls. Die Leisten im Alu-Look in meinem Testwagen sehen gut aus. Was mir weniger gefällt ist die riesige Beschriftung des Automatik-Wahlhebels: "DSG 4x4" steht hier in Riesenlettern, damit es nur ja auch der Beifahrer sieht - peinlich. Die Verarbeitung stimmt, und auch die Sitze geben sehr guten Seitenhalt, ohne hart zu sein. Vom Design her hat sich der Superb gegenüber dem Vorgänger stark verbessert. So scharf gezeichnet waren die bisher eher gemütlich wirkenden Skodas noch nie. Keine Motorenabzeichen mehr am Heck Im Superb werden zum Marktstart drei Benziner und drei Diesel angeboten - sie sind sämtlich aus dem VW Passat bekannt. Interessanter ist eines der Aggregate, das im Juli nachgeschoben wird, ein 280 PS starker 2.0 TSI, der den Sechszylinder des Vorgängermodells ersetzt. Auch äußerlich sticht diese Version hervor: Sie ist die einzige mit Alu-Auspuffenden, bei den übrigen sind die Rohre unter der Heckschürze verborgen. Sie sind das einzige Erkennungszeichen, da beim Superb keine Motorenbezeichnungen mehr am Heck stehen - Bezeichnungen wie 2.0 TSI oder 1.6 TDI findet man nicht mehr, nur die Allradversionen verraten sich mit dem Schriftzug "4x4". Das Angeben mit großen Motoren und roten Buchstaben entfällt also, und das will Skoda ab dem nächsten Modelljahr bei allen Autos so handhaben.
280 PS, die Spaß machen Aber zurück zu unserem Auto. Der 2.0 TSI mit 280 PS wird mit Allradantrieb und Sechsgang-DSG kombiniert. Die enorme Leistung merkt man dem Wagen deutlich an, ja, sie drängt sich einem förmlich auf. Bei dieser Variante freut man sich über jede Gelegenheit zum Gasgeben, der Schub von 350 Newtonmeter macht einfach Spaß. Mithilfe der Schaltwippen schalte ich die Gänge durch, sodass der fehlende Schalthebel das Sportfeeling nicht trübt. Mit einer Ausnahme: Das Aggregat hört sich nicht an wie 280 PS. Der bei dem Vierzylinder natürlich fehlende V6-Sound stört mich nicht. Aber im oberen Drehzahlbereich könnte sich das Ding schon ein wenig knurriger anhören, selbst wenn dafür ein Sound-Aktuator nötig wäre. Vorbildlich ist dagegen der Normverbrauch von 7,1 Liter - in der Praxis dürfte man mit rund zehn Liter auskommen. Der 150-PS-Diesel reicht dicke Der Superb mit dem 280-PS-Turbo spurtet in sportlichen 5,8 Sekunden auf Tempo 100. Aber braucht man das bei einer solchen Limousine? So schön sich das Ding fährt, der Topbenziner ist natürlich ein Nischenmodell. So nehme ich mir anschließend den 2.0 TDI mit 150 PS vor, diesmal kombiniert mit Sechsgang-Handschaltung und Frontantrieb. Selbst im Vergleich zu dem 280-PS-Turbo überrascht mich der Diesel positiv: Im Superb ist er alles, was man braucht und noch etwas mehr. Er sprintet gut, hat viel Schwung von unten raus und lässt einen auch am Berg nie im Stich. 340 Newtonmeter sind fast so viel Drehmoment wie bei dem 280-PS-Turbobenziner, und darauf kommt es ja bei einer solchen Limousine an. Das Schöne an der Schaltversion: Wenn man den Motor beim Anfahren am Berg mal abwürgt, startet er so schnell wieder, dass es kaum auffällt. Ziemlicher Mist: Mehrmals jährlich Adblue nachfüllen Alle Motoren erfüllen die Euro-6-Norm. Dazu wird bei den schwächeren Dieseln ein NOx-Speicherkat eingebaut, aber die Version mit 150 PS und Allradantrieb sowie die 190-PS-Varianten brauchen ein Adblue-System. Der 13-Liter-Additivtank reicht je nach Fahrweise grob gerechnet für 13.000 Kilometer. Vielfahrer - und das sind Dieselkäufer in der Regel - kommen nicht umhin, mehrmals pro Jahr Adblue nachzufüllen. Das ist zwar Mist, aber bei größeren Euro-6-Autos mit Diesel eigentlich unumgänglich.
Einstellbares Fahrwerk Von einer großen Limousine erhofft man sich ein besonders komfortables Fahrwerk. Der Herr Geschäftsführer würde im Fond gerne seine Akten durcharbeiten, ohne bei der ersten Fahrbahnunebenheit in der Zeile zu verrutschen. Mit luftgefederten Oberklasseautos kann der Superb hier nicht mithalten. Die groben Fehler toskanischer Straßen bügelt der Skoda dann doch nicht restlos aus. Am kooperativsten ist die Comfort-Einstellung des optionalen DCC-Fahrwerks. Die Unterschiede der diversen Modi sind durchaus spürbar, aber sie verändern nun mal nicht die Federung, sondern nur die Dämpfung, beeinflussen also nicht die Wahrnehmung des Stoßes, sondern nur, wie das Auto nach dem Stoß ausschwingt. Immer noch der "günstige Tscheche"? Der neue Superb steht ab 13. Juni 2015 beim Händler. Preislich erfüllt der Superb nach wie vor das Klischee des "günstigen Tschechen". Es gibt ihn schon ab 24.590 Euro. Dafür bekommt man einen 125 PS starken Turbobenziner und etwas Basis-Komfort wie eine Klimaanlage und ein einfaches Audiosystem. Einen Opel Insignia mit 140-PS-Turbo gibt es aber auch schon ab 25.070 Euro, der 125-PS-Mondeo ist ab 25.400 Euro zu haben. Gegenüber dem entsprechenden Passat spart man rund 1.500 Euro. Viel ist das beileibe nicht. Den 2.0 TDI mit 150 PS gibt es ab 28.190 Euro, der Preis für den 280-PS-Turbobenziner steht noch nicht fest.
Technische Daten
Antrieb:permanenter Allradantrieb (Haldex-Viscokupplung)
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Turbobenziner, DOHC
Hubraum:1.984
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:206 kW (280 PS) bei UPM
Preis
Neupreis: 33.450 € (Stand: April 2015)
Fazit
Nein, der Skoda Superb ist kein Premium-Tscheche. Gottlob, denn Underdogs waren mir schon immer sympathischer als die Premium-Player. Er ist eher der Großraum-Böhme, wenn es schon so geschwollen klingen muss. Ebenso sympathisch wie das Grundkonzept sind mir die getesteten Motoren, der 280-PS-TSI und der 150-PS-Diesel. Beim Fahrwerk darf man allerdings keinen Oberklasse-Komfort erwarten. Naja, und ein paar Techno-Gimmicks fehlen auch. Ein Head-up-Display vielleicht, für den sportlichen 280-PS-TSI. Und fürs Auge die schicken virtuellen Instrumente aus dem VW-Regal. Doch im Ganzen ist der Superb gelungen und durchaus eine Alternative zum Passat. Wird er also "die Mittelklasse aufmischen", wie es Autojournalisten so gerne schreiben? Sicher nicht. Bei den Verkäufen wird der Superb seinen Platz unter den Top Ten der Klasse behaupten. Er wird sich den Mondeo vom Leib halten, der ihm im Nacken sitzt. Aber er wird aus Imagegründen nicht an den Insignia rankommen. Auch wenn der Skoda mindestens so deutsch ist wie der Opel. + viel Platz für Passagiere und Gepäck, gute Motoren, niedrigere Preise als bei der Konkurrenz - Fahrwerk nicht so komfortabel wie in der Oberklasse, der letzte Techno-Schliff fehlt
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2015-04-30

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