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Testbericht

9. September 2015
Dresden, 9. September 2015 - Daimler-Vertriebsvorstand Ola Källenius bringt es auf den Punkt: "2012 war eine Zeitenwende. Die neue A-Klasse brach radikal mit ihrem Vorgänger." In der Tat hat Mercedes damals Mut zum Design bewiesen, auch wenn die Optik nicht jedem gefällt. Aber der Kursschwenk zahlte sich aus: Die Kunden sind 13 Jahre jünger als bisher, bis August 2015 wurden in Deutschland 21.183 Fahrzeuge verkauft. Ohne Ableger wie den CLA wohlgemerkt. Trotzdem belegt die A-Klasse hierzulande bei den Mercedes-Verkäufen Platz 3 hinter C- und B-Klasse. Kein Wunder also, dass die Modellpflege sehr dezent ausfällt. Oder doch nicht? Diskret im Detail Fassen wir zunächst einmal zusammen, was Mercedes geändert hat. Denn es erfordert schon einen genauen Blick, um das Facelift zu erkennen. Neu gestaltet wurde der Frontstoßfänger, der Diamantgrill ist jetzt immer serienmäßig. Optional sind LED-Scheinwerfer erhältlich, die Grafik der Heckleuchten zeigt Kennern die überarbeitete A-Klasse. Neues Basismodell ist der A 160 mit 102 PS, der A 180 d soll als "BlueEfficiency Edition" nur 3,5 Liter verbrauchen. Desweiteren gibt es für einige bewährte Motoren mehr Leistung. Neu sind auch adaptive Dämpfer und eine Anfang 2016 startende bessere Smartphone-Anbindung. Mehr Diesel-Dampf Alles in allem haben die Mercedes-Köche also das A-Klasse-Menü nachgewürzt. Schmeckt das Ergebnis? Für die erste Testrunde wähle ich den A 220 d 4Matic. Parallel zu den anderen Baureihen hat man auch hier die Nomenklatur geändert, statt CDI heißen die Diesel nun 200 d oder 220 d. Nostalgiker werden sich freuen. Glücklicherweise hat der 220er-Diesel hier aber keine schütteren 60 PS wie noch in den 1970er-Jahren. Aus dem bekannten 2,2-Liter-Aggregat hat man zusätzliche sieben PS gekratzt. Bedeutet: 177 PS und stets ausreichend Tinte auf dem Füller.
Es geht voran Den 220 d bietet Mercedes ausschließlich mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an. Abgesehen von einer klitzekleinen Anfahrschwäche harmoniert es gut mit dem Motor. Der lässt es einzig bei hohen Drehzahlen an Laufruhe vermissen, doch in diese Verlegenheit komme ich selten. Schließlich stehen schon ab 1.400 Umdrehungen die maximalen 350 Newtonmeter bereit. Ideal für schnelle Sprints, etwa von 80 auf 120 km/h. Mehr Harmonie In der Stadt zeigt sich nicht nur das verbindliche Fahrverhalten inklusive einer direkten Lenkung, die sich durchaus nach BMW anfühlt. Einen echten Fortschritt hat die A-Klasse beim Fahrwerk gemacht. In der Komfort-Stufe der adaptiven Dämpfung rollt der Wagen nun viel harmonischer ab, obwohl bei unserem Fahrzeug 18-Zöller aufgezogen waren. Licht und Schatten Noch ein paar Worte zum Innenraum: Hier stecken die Instrumente nun in Tuben, was die Ablesbarkeit nicht wirklich verbessert. Der große Bildschirm auf der Mittelkonsole könnte schöner integriert sein, wer recht nahe am Lenkrad sitzt, empfindet das Tablet-ähnliche Teil (übrigens ohne Touchscreen) als sehr dominant. Keine Abstriche gibt es bei der ausgezeichneten Verarbeitung und der guten Materialqualität. Besser als erwartet ist das Platzangebot im Fond: Sofern der Vordermann seinen Sitz nicht zu weit nach hinten schiebt, ist selbst für 1,90 Meter lange Personen Platz. Auch die 341 Liter Kofferraumvolumen gehen in Ordnung, allerdings stört die recht schmale Ladeöffnung. Last, but not least: Auch nach dem Facelift ist die Sicht nach hinten absolut bescheiden. Bleiben Sie besser bei den Seriensitzen, die Sportsessel mit integrierten Kopfstützen machen die Sache nur schlimmer.
A-Plus-Plus Ein gutes Gesamtpaket, das sich vor dem BMW 1er nicht zu verstecken braucht. Zumal es (auch mit Blick auf den künftigen M2) neben der A-Klasse auch eine A-Bombe gibt: den Mercedes-AMG A 45 4Matic. Sein Sprengsatz unter der Haube ist ein Zweiliter-Turbo, aus dem die Leistungszauberer von AMG jetzt sogar 381 PS holen. Ein Plus von 21 PS zum bisherigen A 45 und eine Literleistung von 191 PS. Kein Serien-Vierzylinder ist stärker, hebt AMG mit stolz geschwellter Brust hervor. Vorbildliche Vereinigung Hinter dem Lenkrad mit der 12-Uhr-Markierung schwellen aber bald weitere Körperteile, wie sich auf der Rennstrecke zeigt. Dank des neuen Vorderachs-Sperrdifferenzials verblockt sich der A 45 noch besser mit dem Asphalt und zieht geschmeidiger aus der Kurve heraus. Kostenpunkt: 2.618 Euro im Paket. Allerdings wird durchaus spürbar, dass doch einiges Gewicht ums Eck bewegt werden will, 1.555 Kilogramm, um genau zu sein. Freie Bahn für Könner Vier verschiedene Fahrprogramme hält der Wählschalter auf der Mittelkonsole des A 45 bereit. Neben "Comfort" sind das "Sport" (geschärftes Ansprechverhalten des Motors und spätere Schaltvorgänge plus kräftiges Auspuffsprotzeln), "Sport +" (noch schärferer Motor, sehr präsenter Klang und eine sportliche Dämpfereinstellung) und schließlich "Race". Hier mutiert der Wagen endgültig zum spitzen Track-Tool inklusive sehr spät eingreifendem ESP. Wer will, kann das ESP auch komplett deaktivieren. Und zwar dauerhaft, bis man zurück in den Alltag fährt.
Guter Bulle, böser Bulle Dort schlägt sich der A 45 beachtlich. Ich wähle den Comfort-Modus und bin positiv überrascht. Der mit 19-Zoll-Felgen bestückte Testwagen fährt sich sehr kommod und rollt über Kopfsteinpflaster oder Bahnschienen, ohne dass ein Bandscheibenvorfall droht. Genau richtig für den 08/15-Betrieb, zumal die Doppelkupplung für erstaunliche Laufruhe sorgt. Bei Tempo 130 liegen 2.700 Umdrehungen an. Klingt viel, ist aber in der Realität leise. Sogar ein Start-Stopp-System fehlt nicht, selbst segeln kann der A 45 kurz. (Was in etwa den Effekt von zwei rohen Möhren für Bud Spencer hat.) Aber die Super-A-Klasse kann natürlich auch anders. Das beginnt mit der 774 Euro teuren Performance-Abgasanlage für mehr Akustik-Krawall auf Knopfdruck ("Motorsport für die Straße" laut AMG-Chef Tobias Moers) und endet mit dem vehementen Druck auf das Gaspedal. Wie von der Tarantel gestochen, rast die Tachonadel in Richtung 200-km/h-Marke und darüber. Der nüchterne Wert von 4,2 Sekunden auf 100 km/h gibt den Kanonenkugel-Eindruck nicht annähernd wieder. Nerz nach innen Laune macht der A 45 so allemal. Und zwar gar nicht primär wegen sturer Raserei, sondern wegen den ungeheuren Leistungsreserven im dezenten Gewand. Ja, Sie lesen richtig: Anders, als uns die wild verspoilerten A-45-Modelle in der Werbung weismachen wollen, ist der kleinste AMG ab Werk eher unauffällig. Weniger ist wie auch sonst bei der A-Klasse definitiv mehr. Es reicht, den üppigen Modellschriftzug auf dem Heck abzubestellen, um auf der Autobahn für Überraschungen zu sorgen. Schließlich könnten Sie ja auch in einem A 200 d mit AMG-Line-Paket sitzen. Der große Preis Für den A 45 ruft Mercedes ziemlich unbescheidene 51.051 Euro auf. Nach einigen Stunden am Konfigurator sind 70.000 Euro kein Ding der Unmöglichkeit. Am unteren Ende der Fahnenstange rangiert der A 160 für 23.746 Euro. Exakt 36.848 Euro kostet der A 220 d 4Matic, wer auf Allrad verzichten kann, spart über 2.000 Euro. Die sind im Gegenzug schnell in unzählige Assistenzsysteme versenkt, auch bei Extras wie einer Klimaautomatik oder einem Navigationssystem hält Mercedes fleißig die Hand auf. Eine echte Empfehlung ist das Panorama-Glasschiebedach. Dank des hereinfallenden Lichts wirkt der bunkerähnliche Innenraum der A-Klasse viel freundlicher und geräumiger. Motto: Ah, Klasse!
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Anzahl Gänge:7
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Einspritzung
Hubraum:2.143
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:130 kW (177 PS) bei UPM
Drehmoment:350 Nm bei 1.400 - 3.400 UPM
Preis
Neupreis: 36.848 € (Stand: September 2015)
Fazit
Kritiker mögen bemängeln, dass eigentlich die gesamte Optik der Mercedes A-Klasse umgekrempelt gehört. Aber die Tatsache, dass hier am wenigsten überarbeitet werden musste, zeigt den Erfolg des Designs. Geschickte Verbesserungen wie das adaptive Fahrwerk und optimierte Motoren halten die A-Klasse auf Augenhöhe mit dem ebenfalls kürzlich gelifteten 1er-BMW. In einer eigenen Liga, auch preislich, spielt der bombastische AMG A 45. + laufruhige Motoren, direkte Lenkung - miserable Sicht nach hinten, hohe Preise
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2015-09-09

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