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Testbericht

Stefan Grundhoff, 16. Mai 2017
Dass, was viele Firmen seit Jahrzehnten erfolglos versuchen, gelingt Jungspund McLaren beinahe aus dem Stand. Die Briten bauen die derzeit wohl besten Sportwagen der Welt.

McLaren verwundert seit einigen Jahren die erlauchte Sportwagenwelt. Erst 2009 gegründet, zeigen die Briten der alles andere als schwächlichen Konkurrenz, wo bei einem Sportwagen der Hammer hängt. Bereits das Erstlingswerk MP4 12C war ein exzellenter Sportler; doch seitdem Modelle wie McLaren 650 S, 675 LT oder der Mega-Sportler P1 aus den Manufakturhallen im britischen Woking liefen, überschlagen sich die internationalen Kritiker und in Maranello, Neckarsulm, Santa Agata und Zuffenhausen wundert man sich mehr denn je.

Dabei haben die umtriebigen Briten ihre beeindruckenden Geschosse nicht aus dem Stand in die erste Startreihe gebracht. Bereits bei Modellen wie dem McLaren F1, der zusammen mit BMW entwickelt wurde, sowie dem Mercedes SLR brachten die McLaren-Ingenieure ihre geschätzte Expertise ein. Mit dem derzeit lahmenden Formel-1-Rennstall McLaren-Honda hat McLaren Automotive nichts zu tun und arbeitet komplett eigenständig. Kein Wunder, dass etablierte Fremdfirmen bei McLaren klingeln, wenn es um Zukunftsprojekte geht. So halten sich seit längerer Zeit Gerüchte, dass sich Aston Martin eine Projektzusammenarbeit mit McLaren ebenso vorstellen könnte wie Mercedes-AMG oder BMW. McLaren konzentriert sich derweil auf das eigene Kerngeschäft. Aktuell bekam die Super-Series-Serie mit dem 720 S ein neues Aushängeschild. Der 1,4 Tonnen schwere Karbonrenner feierte auf dem Genfer Salon im März 2017 seine Weltpremiere und sammelte aus dem Stand und ohne jegliche Testfahrten beachtliche 1.500 Vorbestellungen ein, bevor er im Juni / Juli auf den Markt kommt. Ein mächtiger Wert für einen Autohersteller, der im vergangenen Jahr gerade einmal 3.200 Fahrzeuge in wohl betuchte Kundenhände gebracht hat.

Natürlich soll es bei den 3.200 Autos aus 2016 in diesem Jahr nicht bleiben. Vertraut man auf Marketing, Produktion und Produktmanagement sollen es in diesem Jahr bereits 4.000 Stück werden. Doch so langsam greift dann die selbst auferlegte Verpflichtung, nicht zu einem Volumenhersteller zu verkommen. McLaren verspricht, dass bei rund 5.000 produzierten und dann auch verkauften Modellen pro Jahr Schluss sein soll - so viel Exklusivität soll dem geneigten Kunden bleiben. Die angebotenen Modelle teilen sich in die drei Kategorien Sport Series, Super Series und Ultimate Series auf. Der Kern der Marke ist dabei die Super Series und die bekommt mit dem neuen 720S ein grandioses Aushängeschild, 720 PS stark und über 340 km/h schnell. Preis: knapp 250.000 Euro. "Wir haben 91 Prozent des Fahrzeugs komplett neu entwickelt", unterstreicht Entwicklungs-Chef Ben Gulliver, "und über 40 Prozent des Motors sind neu; unter anderem die Turbolader, die jetzt schneller ansprechen."

Groß sind die Erwartungen an den angekündigten Hypersportler McLaren BP 23, der 2019 in einer überschaubaren Stückzahl von 106 Fahrzeugen produziert wird. Wie schon bei seinem Vorgänger P1 sind alle Fahrzeuge bereits verkauft - ohne, dass nur ein Kunde einen Meter gefahren wäre. Wieder gibt es einen doppelt aufgeladenen V8-Motor mit vier Litern Hubraum und mächtiger Elektrounterstützung. Zwischen 1993 und 1997 wurden vom McLaren F1 ebenfalls 106 Fahrzeuge produziert. Der Preis des ggf. wieder dreisitzigen BP 23 soll bei rund 2,5 Millionen Euro liegen. Im Fokus aller Überlegungen steht der Businessplan Track 22, woran McLaren seine Strategie der nächsten Jahre orientiert. Die Hälfte aller neuen Modelle soll demnach mit einem Hybridsystem ausgestattet werden. Bis zum Jahre 2022 sollen insgesamt 15 neue McLaren-Fahrzeuge auf den Markt kommen.

McLaren macht vieles anders als andere Auto- oder Sportwagenhersteller. Nach eigenen Angaben gehen 25 bis 30 Prozent des Gewinnes in die Entwicklung neuer Modelle. Im Vergleich zur Konkurrent ist das ein gigantischer Wert, denn normale Autofirmen haben für Neuentwicklungen eine Investquote zwischen fünf und sieben Prozent. Wer auf die letzten Jahre zurückblickt, muss McLaren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte bescheinigen. So gut, schnell und präzise sich die Flundern aus Woking auch fahren - es ist nicht so, als würden die Briten keine Fehler machen. Wer sich die unterschiedlichen Modelle aus den drei verschiedenen Familien anschaut, kann eine große optische wie technische Ähnlichkeit kaum verhehlen. 570 GT, 650S oder selbst der übermächtige McLaren P1 haben vieles gemeinsam. Sonst würden sich die vergleichsweise kleinen Stückzahlen kaum rechnen. Es scheint daher wichtiger denn je, dass sich die neue Fahrzeuggeneration, die mit dem 720S als erstes Modell der Super-Series-Baureihe begonnen hat, deutlich mehr voneinander unterscheidet. Und auch wenn über 90 Prozent des McLaren 720S neu entwickelt wurden, zeigt der Innenraum große Parallelen zum Vorgängermodell. In der 250.000-Euro-Klasse kann man vielleicht auf Assistenzsysteme verzichten, doch etwas mehr Detailliebe im Innenraum würde dem McLaren gut zu Gesicht stehen. Stattdessen floss das Geld in Motor und Fahrdynamik. "Uns war die Arbeit an der perfekten Aerodynamik besonders wichtig", so Produktmanager Ian Howshall, "wir haben hier 2013 mit dem 650S angefangen und konnte uns hier deutlich verbessern. Wir haben nun 30 Prozent mehr Anpressdruck."

Bisher setzte McLaren mit seinen Sportwagen auf kompromisslosen Leichtbau. Die Fahrzeuge bestehen zu großen Teilen aus Karbon. Nur so ließ sich beim 720S ein Trockengewicht von unter 1,3 Tonnen verwirklichen. Doch die stetig ansteigenden Motorleistungen und der Trend zur Elektrifizierung machen es den Entwicklern schwerer denn je, einen Allradantrieb für kommende Versionen komplett auszuschließen. Bei Leistungen oberhalb von 720 PS und 770 Nm maximalem Drehmoment wird es langsam schwer, die Dynamik bei jedem Bodenbelag artgerecht auf die Fahrbahn zu bekommen. Ein Allradantrieb - mit oder ohne Elektrifizierung - würde jedoch 75 bis 200 Kilogramm zusätzliches Gewicht kosten. Da die McLaren-Verantwortlichen großen Wert auf eine hohe Alltagstauglichkeit ihrer Modelle legen, dürfte man bei deutlich mehr Motorleistung jedoch dem Trend folgen, den Lamborghini oder Audi bereits erfolgreich umgesetzt haben. Ihre Supersportler sind durchweg als Allradler unterwegs.

Quelle: Autoplenum, 2017-05-16

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