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Testbericht

25. April 2012
Marrakesch (Marokko), 26. April 2012 - Sie kommen von allen Seiten: Taxis vom Typ Dacia Logan. Die Stufenhecklimousine ist in Marokko ein häufiger Anblick. Keine Frage, Dacia hat sich hier etabliert. So verwundert es auch nicht, dass die rumänische Renault-Tochter im marokkanischen Tanger für insgesamt eine Milliarde Euro ein brandneues Werk aus dem Boden gestampft hat. 400.000 Fahrzeuge können dort pro Jahr gebaut werden, darunter möglichst viele Dacia Lodgy. Das neue Modell soll die Klasse der Kompaktvans aufmischen. Gelingt dieses Vorhaben? Unerwartete Neuigkeiten Mit einer Länge von 4,50 Meter liegt der Lodgy knapp über dem Niveau von VW Touran (zehn Zentimeter kürzer) oder dem alten Opel Zafira (vier Zentimeter kürzer). Hinzu kommt eine üppige Höhe von 1,71 Meter und ein Radstand von 2,81 Meter. Die daraus resultierende Optik folgt der Devise: Nutzwert vor Schönheit. Doch es zeigen sich zarte Ansätze von Eleganz: So tragen die höheren Lodgy-Versionen eine Chromleiste im Kühlergrill. Diese Linie setzt sich im Innenraum fort. Das Cockpit glänzt je nach Ausstattungsvariante mit verchromten Lüftungsdüsen und Applikationen in Klavierlackoptik. Auch ohne diese Details beeindruckt die Kommandozentrale mit einer von der Marke bislang nicht gekannten Hochwertigkeit, wozu unter anderem genarbte Kunststoffe beitragen. Sie kaschieren den robusten Charakter des Plastiks, der aber gerade mit Kindern an Bord eher von Vorteil ist. Vorteilhaft sind die vielen Ablagen, darunter ein großes Fach mit Deckel auf dem Armaturenbrett. Noch ein Riesenschritt in die Moderne: Erstmals wird das Blinken links und rechts separat angezeigt. Premiere hat auch das von LG entwickelte Navigationssystem mit Sieben-Zoll-Bildschirm. Es ist einfach zu handhaben, verzichtet aber aus Kostengründen auf einen CD-Player. Macht nichts, denn die eigene Musik kann per USB- oder AUX-Anschluss abgespielt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, Pop, Rock und Co. per Bluetooth vom Handy zu importieren. Umständlich ist lediglich der klassische Renault-Bediensatellit für die Lautstärke an der Lenksäule, hier wären Knöpfe auf dem Lenkrad besser. Immer mit ESPAuf dem Volant ist nur ein Schalter für den meist serienmäßigen Geschwindigkeitsbegrenzer vorhanden. Eine etwas irreführende Bezeichnung, denn es handelt sich nicht um einen klassischen Tempomat. Der Fahrer kann zwar eine Geschwindigkeit vorwählen, bei dessen Überschreitung ein Widerstand im Gaspedal zu spüren ist. Kostengründe seien hierfür ausschlaggebend gewesen, heißt es. Fast Revolutionäres ist in puncto Sicherheit zu vermelden: Der Lodgy ist der erste Dacia, der stets ein ESP und vier Airbags serienmäßig an Bord hat. Mehr Luftsäcke sind aber auch gegen Aufpreis nicht erhältlich. Das ESP ist hingegen absolut sinnvoll, schließlich hat der Lodgy einen hohen Aufbau mit daraus resultierender Wankneigung. In schnell gefahrenen Kurven bleibt der Wagen gut beherrschbar und schiebt im Grenzbereich über die Vorderräder, so dass der Fahrer sofort weiß, wann er sich zurücknehmen muss.
Ein Traum von Raum Wie sieht es mit dem Platzangebot aus? Dieser Punkt dürfte potenzielle Lodgy-Fans sicherlich am meisten interessieren. Fahrer und Beifahrer genießen eine gute Rundumsicht auf ordentlichen Sitzen, denen es aber klar an Seitenhalt fehlt. In der erhöhten Reihe zwei finden drei Personen bequem Platz, oder in trockenen Zahlen ausgedrückt: Stolze 95 Zentimeter Kopfraum treffen auf eine Kniefreiheit von 17,7 Zentimeter. Drei Isofix-Befestigungen dürften kindersitzgeplagte Eltern erfreuen. Eine Überraschung gibt es auf der 590 Euro teuren dritten Sitzbank. Hier sitzen sogar Erwachsene kommod, 87 Zentimeter Kopf- und 14 Zentimeter Kniefreiheit machen es möglich. Für die zwei Personen in Reihe drei gibt es zudem Getränkehalter und jeweils einen Haltegriff an der Decke, ausstellbare Seitenfenster sorgen für frische Luft. Eine Frage der Wicklung Versenkbare Sitzreihen à la Opel Zafira sucht man im Dacia Lodgy vergeblich. So funktioniert die Variabilität im Siebensitzer: Sind alle Sitze belegt, passen 207 Liter Gepäck hinter die große Heckklappe. Bei der dritten Bank können die Lehnen umgelegt werden, dann wird das entstandene Paket nach vorne umgelegt, also gewickelt. Doch Vorsicht! Scharfkantiges Metall lauert fingergefährdend nahe der zuständigen Zugschlaufen und Hebel. Übung macht hier den Meister, spätestens, wenn es an den fummeligen Ausbau der 18 Kilogramm schweren dritten Reihe geht. Sie kann aber von einer Person getragen werden, ohne dass es im Kreuz drückt. Nun ist der Lodgy zum Fünfsitzer geworden und schluckt üppige 827 Liter Gepäck, mehr als ein Renault Espace, wie ausdrücklich betont wird. Auch die geteilt umlegbare zweite Sitzreihe muss gewickelt werden, dann stehen 2.617 Liter zur Verfügung. Die Zuladung beträgt übrigens je nach Motor zwischen 635 und 590 Kilogramm. Akzeptable Basis Platzprobleme kennt der Dacia Lodgy also nicht, wie sieht es mit adäquaten Motorisierungen aus? Hier hat die Marke ordentlich aufgerüstet und zwar in Form des neuen 1,2-Liter-Turbobenziners mit 115 PS, der aber erst ab Herbst 2012 lieferbar ist. Ergänzt wird das Angebot um alte Bekannte: ein Saug-Benziner mit 83 PS und zwei Dieselmotoren mit 90 und 107 PS. Los gehts zur ersten Runde mit dem Basismotor, der durchaus überrascht: Er treibt den relativ großen Lodgy zwar nicht übertrieben spritzig, aber durchaus akzeptabel voran. Möglich macht es das relativ geringe Gewicht von unter 1,3 Tonnen für den Siebensitzer. Das 1,4-Liter-Aggregat bleibt bis etwa 70 km/h akustisch zurückhaltend, erst ab 100 km/h beziehungsweise 3.000 Touren meldet sich die Maschine lautstark zu Wort, weil ein sechster Gang fehlt. Damit ist der kleine Otto eine Empfehlung für alle, die einen geräumigen Zweitwagen für Kindertransport und Einkäufe suchen. Speziell der Preis ist heiß: 11.990 Euro inklusive Klimaanlage, höhenverstellbarem Fahrersitz und höhenverstellbarem Lenkrad, Dachreling und elektrischen Fensterhebern vorne. Zugespitzt formuliert: Einen kleinen VW Up oder fürs gleiche Geld einen großen Dacia Lodgy?
Starker Diesel mit Schwächen Wer hingegen einen vollwertigen Erstwagen für die Familie sucht, sollte zum laufruhigen Diesel mit 107 PS greifen. Bei Autobahntempo sind hier mühelos Unterhaltungen möglich, denn dieser Maschine gönnt Dacia einen sechsten Gang. Leider ist das Getriebe nicht immer ein Grund zur Freude, was weniger an der etwas hakeligen Schaltung liegt. Wesentlicher Knackpunkt ist die spürbare Antrittsschwäche: Erst bei 1.750 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 240 Newtonmeter an, darunter tut sich kaum etwas. Speziell auf hügeligen Landstraßen sitzt man zwischen den Stühlen: Die lange Übersetzung senkt zwar den Geräuschpegel, lässt aber den Wagen oft am Berg "verhungern". So hilft nur der Griff zum Knüppel und die Wahl des niedrigeren Gangs mit damit verbundenen höheren Drehzahlen, um den Diesel bei Laune zu halten. Ein Kurvenjäger ist der Dacia Lodgy nicht, dafür sorgt schon die relativ synthetische Lenkung. Generell ist das Fahrwerk auf Komfort ausgelegt, grobe Unebenheiten werden aber nach innen durchgereicht, wozu das relativ straffe Abrollverhalten mit beträgt. Kosten-Knüller Hinsichtlich der Preispolitik bleibt auch der Lodgy ein typischer Dacia: Zur Wahl stehen zum Marktstart am 16. Juni 2012 insgesamt vier Ausstattungslinien, die jeweils 1.000 Euro auseinander liegen. Fast schon obszön luxuriös ist die Topversion namens Prestige, die für die jeweils stärksten Motoren erhältlich ist: Navigationssystem, elektrische Fensterheber hinten, Parkpiepser am Heck oder auch 16-Zoll-Leichtmetallräder. Wohlgemerkt, alles inklusive. Und nun bitte festhalten: Der 110-PS-Diesel kostet so ausgestattet 16.290 Euro. Zum Mitschreiben: Eins-Sechs-Zwei-Neun-Null. Extras gibt es natürlich trotzdem, sinnvoll sind die dritte Sitzreihe für 590 Euro und die Sitzheizung vorne für 150 Euro. Dazu noch die 129 Euro teure Mittelarmlehne aus dem Zubehörangebot, macht unter dem Strich immer noch schlanke 17.159 Euro. Schon bei Dacia-Mutter Renault wird es deutlich teurer: Der Grand Kangoo Siebensitzer mit 110-PS-Diesel kostet 20.190 Euro. Für einen VW Touran mit 105 PS starkem Selbstzünder sind sogar mindestens 24.900 Euro fällig, dabei ist er nur als Fünfsitzer erhältlich. Über 8.000 Euro Differenz also, oder in Dacia-Dimensionen: Top-Lodgy plus Basis-Logan MCV.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
Hubraum:1.461
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:79 kW (107 PS) bei UPM
Drehmoment:240 Nm bei 1.750 UPM
Preis
Neupreis: 16.290 € (Stand: April 2012)
Fazit
Wieder einmal sorgt Dacia für einen Paukenschlag. Nirgendwo sonst gibt es ein derart geräumiges Fahrzeug zum Kleinwagen-Preis. Der Lodgy zeigt zudem das Bemühen der Marke, von veralteter Technik loszukommen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Lodgy trotz Dingen wie Turbo-Benziner oder Navigationssystem bezahlbar bleibt. Abstriche gilt es lediglich bei der Funktionalität der hinteren Sitze und der Zahl der Airbags zu machen, auch die Motor-Getriebe-Kombinationen sind nicht immer hundertprozentig geglückt. Familienväter und -mütter sollten den Dacia Lodgy dennoch weit oben auf ihrer Liste haben.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2012-04-25

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