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Testbericht

19. Juni 2009
Schwarzwaldhochstraße, 19. Juni 2009 - Endlich öffnet sich vor uns eine zusätzliche Überholspur. Wir ziehen rüber und geben ordentlich Gas. Mit unbändiger Macht zieht unsere schwere Limousine nach vorn, ohne dabei laut zu werden. Der neue Mercedes S 65 AMG schlägt mit einem Drehmoment von maximal 1.000 Newtonmeter in den Asphalt - und klingt dabei, als könne er kein Härchen krümmen.

Dezenz für Kenner Die Änderungen im Auftritt des S 65 AMG halten sich sehr zurück: Der Kühlergrill ist nahezu unsichtbar stärker gepfeilt als bisher und die Querlamellen kommen jetzt als Doppellamellen her. Neu ist auch die Frontschürze, aus welcher markante LED-Tagfahrlicht-Streifen herausstrahlen. Gewöhnungsbedürftig: die eckigen Außenspiegel, die nicht so ganz zum restlichen Fahrzeugdesign passen wollen. Allerdings macht der Toter-Winkel-Warner Spaß: Unten außen in der Spiegelfläche sitzt ein Warndreiecks-Symbol, welches wild aufblinkt, wenn ein anderes Fahrzeug im toten Winkel unterwegs ist und wir auf dessen Spur ziehen wollen. Bei keinem anderen System ist die Warnung so gut wahrnehmbar. Die überaus sachten Karosserieänderungen sollen laut AMG übrigens der Hauptgrund für den um 0,3 Liter auf 100 Kilometer gesenkten Spritverbrauch sein.

Ein Schirm für zwei Im S 65 AMG ist so ziemlich alles versammelt, was in einem luxuriösen Wagen an Extras zur Verfügung steht. Lederausstattung, Holzapplikationen und selbst der Nachtsicht-Assistent gehören zum Serienumfang. Eine nette Funktion ist der so genannte Split-Screen in der Mittelkonsole: Während der Fahrer sich über die Navigations-Karte informiert, kann der mit Kopfhörern ausgerüstete Beifahrer zur selben Zeit über denselben Bildschirm Fernsehen schauen. Die Bilder sind jeweils gestochen scharf. Auch die Ergonomie ist ohne Fehl und Tadel, zudem sind die Sitze super komfortabel und verpassen uns ein leichtes Sport-Feeling. Die gesamte Kabine hält den äußeren Stress von uns fern, der 612-PS-Wagen lädt zum Entspannen ein.

Gegen den Seitenwind Der S 65 AMG stützt sich serienmäßig auf das ABC-Fahrwerk. Dies Active-Body-Control-System gleicht Wank- und Nickbewegungen durch Aufbauen von Gegendrücken aus. AMG schärft das Fahrwerk nochmal ein wenig Richtung Dynamik. Und ab sofort serienmäßig mit dabei: eine automatische Seitenwind-Stabilisierung. In Sekundenbruchteilen wird hier der Einfluss starker Windböen durch Variation der Radlastverteilung kompensiert. Bei unserer Testfahrt gab es keinen Seitenwind - aber Aufschaukeln und Kurvenwanken hat das ABC-Fahrwerk locker im Griff. Und das bei einer 2,3-Tonnen-Limousine. Die 612 PS wirken ausschließlich über die Hinterachse. Aber wir sind in einer S-Klasse unterwegs. Also lautete das oberste Ziel: kein Ausbrechen des Hecks, nicht einmal ein minimales. Das ist gelungen, wir können das Hinterteil des Wagens auch beim Kurvenwedeln nicht aus der Spur bringen. Der Grund dafür: die Torque Vectoring Brake. Das jeweils kurveninnere Hinterrad wird so abgebremst, dass der S 65 AMG sich definiert in die Kurve eindreht.

Mit zwölf Zylindern am Start Das Herz unseres S 65 AMG wird vom 6,0-Liter-Zwölfzylinder-Biturbo gestellt. 612 PS und ein von 1.200 auf 1.000 Newtonmeter abgeregeltes Drehmoment lauern damit unter der Haube des Topmodells. Der mit einem Achtzylinder-Saugmotor bestückte S 63 AMG klingt zwar deutlich aggressiver und bringt mit 6,2 Liter auch den größeren Hubraum mit, kann aber bei den Werten mit seinen 525 PS und dem maximalen Drehmoment von 630 Newtonmeter nicht mit dem S 65 AMG mithalten. Während der S 63 AMG in 4,6 Sekunden von null auf 100 km/h sprintet, gelingt das dem S 65 AMG in 4,4 Sekunden. Als Höchstgeschwindigkeit haben beide 250 km/h zu bieten, wobei sich die Abregelung optional bei beiden Fahrzeugen auf 300 km/h hochdrehen lässt (AMG-Drivers-Package, 3.927 Euro inklusive Fahrertraining). Laut Hersteller verbrennen die zwölf Töpfe des S 65 AMG auf 100 Kilometer 14,5 Liter Super - in unserem Test genehmigt sich der Wagen laut Bordcomputer 15,9 Liter. Der S 63 AMG war laut Anzeige mit 16,5 Liter dabei (Herstellerangabe: 14,4 Liter).

Nie angestrengt - nie Der Zwölfzylinder macht unseren schweren Wagen beinahe leichtfüßig - nur in engen schnellen Kurven spüren wir das Gewicht unserer Limousine. Und der Motor scheint sich nicht anstrengen zu müssen. Wenn andere Aggregate auf dem letzten Loch pfeifen, hat das Triebwerk des S 65 AMG immer noch über 300 PS in Reserve. Genau das macht die AMG-S-Klasse aus: Der Wagen bleibt ausgesprochen luxuriös und hat eben einfach ein paar PS mehr.

Das Drehmoment macht's Die Schaltarbeit übernimmt im S 65 AMG eine Fünfgang-Automatik. Egal in welcher Fahrsituation: Die Schaltung macht einen unaufgeregt guten Job. Bei einem Drehmoment von 1.000 Newtonmeter kann eben nicht viel schief gehen, da reichen fünf Gänge allemal. Über einen Knopf in der Mittelkonsole können wir die Schaltprogramme "Comfort", "Sport" und "Manuell" anwählen. Manuell lässt sich das Getriebe über die beiden Magnesium-Schaltpaddles am Lenkrad steuern und im Sportmodus werden die Gänge etwas weiter ausgedreht - was aber dem entspannten Fahrgefühl nicht schadet.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Biturbo-Ottomotor
Hubraum:5.980
Anzahl Ventile:3
Anzahl Zylinder:12
Leistung:450 kW (612 PS) bei UPM
Drehmoment:1.000 Nm bei 2.000-4.000 UPM
Preis
Neupreis: 221.221 € (Stand: Juni 2009)
Fazit
Der Mercedes S 65 AMG ist vor allen Dingen eine S-Klasse. Das Raumgefühl, der überbordende Luxus, der Komfort: Nichts von dem wird geopfert. So bleibt sich die Status-Limousine treu, hat aber eine ordentliche Portion Mehr-PS an Bord. Der Wagen startet beim atemberaubenden Preis von 221.221 Euro, aber immerhin ist da dann schon so ziemlich alles an Ausstattung dabei, was man sich selbst in kühnen Träumen vorstellen kann.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2009-06-19

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