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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. Oktober 2011
Die SUV-Wartezeiten steigen ins Unermessliche. Bei Luxusmodellen wie BMW X5, Audi Q7 oder Mercedes ML müssen Kunden ein Jahr auf einen Neuwagen warten. Diese Probleme hätte man gerne auch bei Toyota. Der Lexus RX 450h ist einer der erfolgreichsten Luxus-SUV der USA. In Europa tut sich das Hybridmodell nach wie vor schwer.

In Sachen Design, Komfort, Ausstattung und Verarbeitung kann es der Lexus RX 450h dabei allemal mit seinen europäischen Konkurrenten aufnehmen. Beim Antrieb bietet er jedoch ein völlig anderes Konzept. Während die Europäer real nur als Dieselmodelle auf dem Markt vertreten sind, setzt der Lexus RX 450h ganz auf das Zusammenwirken von Verbrenner und Elektromotor. Während sich das reine Benzinmodell des RX 350 gerade in Europa keiner nennenswerten Nachfrage erfreut, sieht das in den USA völlig anders aus. Hier ist der RX 350 als preiswertes Basismodell der RX-Reihe positioniert. Wem der Hybridpionier Toyota Prius zu schwächlich oder zu klein ist, steigt in Nordamerika gerne in das Topmodell Lexus RX 450h, der an sich kaum mehr ein hoch gelegter Kombi ist. Im Gelände hat er nichts zu suchen – und keinen Kunden dürfte es stören. Doch der serienmäßige Allradantrieb lässt insbesondere fahrdynamisch einige Wünsche offen. Im Gegensatz zum RX 350 wird die Hinterachse des Hybridmodells von dem hinteren Elektromotor angetrieben, der gerade einmal 50 KW / 68 PS und ein maximales Drehmoment von 139 Nm liefert. Die Vorderachse greift auf einen 249 PS starken Verbrennungsmotor mit 3,5 Litern Hubraum und einem zweiten Elektromotor mit 123 KW / 167 PS zu. Beide Elektro-Triebwerke werden aus dem 288-Volt-NiMh-Akkupack mit Strom versorgt.

Einfach addieren lassen sich die drei Triebwerke nicht. So liegt die Systemleistung des 2,2 Tonnen schweren SUV liegt bei nur 220 KW / 299 PS. Insgesamt ist der Hybride nur rund 150 Kilogramm schwerer als der Benziner RX 350. Bei langsamer Fahrt bis 40 km/h ist der Lexus allein mit seinem Elektroantrieb unterwegs. Beim starken Beschleunigen arbeiten der 3,5 Liter große Verbrenner und die beiden Drehstromsynchronmotoren dagegen Hand in Hand. Den Spurt 0 auf 100 km/h schafft der Hybride dadurch in flotten 7,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird allzu früh bei 200 km/h abgeriegelt. Da bietet jeder Konkurrent mehr. Doch im Gegensatz zur Fahrdynamik soll beim RX 450h allein der Verbrauch im Vordergrund stehen. Beim Praxistest auf den Straßen von Florida tastete sich der Japaner dabei besonders auf den tempokonstanten Highways und in Innenstädten von Miami oder Fort Lauderdale an den versprochenen Normverbrauch von 6,3 Litern Benzin auf 100 Kilometern heran. Im Mix verbrauchte der Allradler gerade einmal sieben Liter.

Ein beachtlicher Wert, den insbesondere die dynamisch wenig überzeugende Getriebeautomatik mit ihrer stufenlosen Auslegung ermöglicht. Wer auf der Autobahn oder der Landstraße schnell überholen möchte, hört ein wild aufheulendes Sechszylinder-Triebwerk und spürt einen wenig beeindruckenden Schub nach vorn. Der bei CVT-Getrieben übliche Gummiband-Effekt ist beim RX 450h ausgeprägter denn je. Hier gibt es kaum effizientere, aber insgesamt deutlich bessere Lösungen.

Bei der Fahrwerksabstimmung unterstreicht der Japaner seine Komfortqualitäten. Die Federung ist betont rückenschonend, wenngleich die Hinterachse auf schlechter Fahrbahnoberfläche bisweilen einen polterigen Eindruck macht. Gerade bei kurzen Welle und nervigen Querfugen stoßen Federung und Dämpfung an ihre Grenzen. Optional gibt es den Luxus-Lexus mit elektronischer Dämpferabstimmung und Luftfederung. Nicht nur Fahrdynamiker werden die allzu synthetische Servolenkung bemängeln. Hier fehlen die Rückmeldung von der Fahrbahn und die rechten Rückstellkräfte bei kurvigen Landstraßen. Wer jedoch einfach nur cruisen will, dem kann es kaum besser als im Lexus gehen. Er wird sich auch nicht an den nervigen Wankbewegungen bei flotter Gangart stören. Sie haben ihren Grund ebenfalls in der ganzheitlichen Komfortabstimmung.

Das Platzangebot im 4,77 Meter langen Lexus RX 450h ist so, wie man es sich von einem Luxus-SUV wünscht. Vorne geht es trotz des breiten Mitteltunnels überaus komfortabel zu. Die bequemen Ledersessel dürften jedoch durchaus etwas mehr Seitenhalt und Oberschenkelauflage bieten. Im Fond stören die viel zu kurzen Kopfstützen und fehlende Bedienoptionen. Sitzheizung, eine getrennte Klimaregelung oder ein 220-Volt-Anschluss – nichts bietet der RX 450h. Das DVD-Entertainment kostet astronomische 3.450 Euro. Über derartige Schwächen täuschen auch das beeindruckende Soundsystem von Mark Levinson und die elektrisch bedienbare Heckklappe nicht mehr hinweg, die beim Basismodell noch nicht einmal Standard sind. Hinter der müde öffnenden Klappe steht ein Stauraum von 446 bis 1.570 Litern zur Verfügung. Nicht riesig, aber für die meisten Kunden allemal genug.

Der Lexus RX 450h ist kein günstiges Vergnügen. Der Grundpreis inkl. einer allenfalls ordentlichen Komfortausstattung liegt bei 59.950 Euro. Festplattennavigation, elektrische Heckklappe, 19-Zoll-Felgen und Rückfahrkamera kosten 6.260 Euro. Für weitere 6.900 Euro gibt es die Ambience-Line mit klimatisierten Sitzen vorn, High-End-Soundsystem, Luftfederung und schlüssellosem Zugang. Den Abstandstempomaten mit Notbremssystem lassen sich die noblen Japaner mit 3.500 Euro ebenso vergolden wie das angenehme Glasschiebedach für 1.350 Euro. Außer dem 1.450 Euro teuren Head-Up-Display gibt es weder Überhol-, noch Spurhalteassistent, Einschlafwarner oder Verkehrszeichenerkennung. In artgerechter Komplettausstattung liegt der Vorzeige-Hybride bei weit über 80.000 Euro. Auf gleichem Niveau liegt ein BMW X5 oder einem Mercedes ML 350 Bluetec in Komplettausstattung. Wer den geringeren Wiederverkauf in Anrechnung bringt, kann die Einsparpotenziale durch den geringen Realverbrauch schlicht vergessen. Und bis zu 1.000 Kilometer Reichweite bietet auch die Konkurrenz – allerdings bei höherem Verbrauch und mit einem deutlich größeren Tank.

Quelle: Autoplenum, 2011-10-10

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