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Testbericht

15. Juni 2007
Olbia (Sardinien), 30. April 2007 – Mit dem Scorpio endete Fords langes Engagement in der oberen Mittelklasse. Wegen Erfolglosigkeit wurde das Luxus-Modell 1998 nach 13 Jahren einfach vom Markt genommen. Auf einen neuen, ähnlich großen Ford wartete man seither vergeblich. Stattdessen musste der Mittelklässler Mondeo diese Rolle in Europa mehr schlecht als recht übernehmen. Doch im Juni 2007 startet der Mondeo als Neuauflage. Er ist in alle Richtungen gewachsen, wurde optisch aufgewertet, bietet viele neue Ausstattungsoptionen und ist zudem antrittsstärker als je zuvor. Zwar bleiben trotz dieses Upgrades die Gegner weiterhin Opel Vectra und VW Passat. Doch Ford will mit der Neuauflage auch die obere Mittelklasse wieder stärker ins Visier nehmen und künftig sogar Modellen wie dem BMW 5er in die Quere kommen. Wir haben getestet, wie viel Aufstiegs-Potenzial die neue Generation wirklich bietet.

Völlig neue und edle Optik Dass der Mondeo weiter nach oben will, vermittelt er bereits optisch in überzeugender Weise. Ähnlichkeiten zum Vorgänger sind kaum mehr vorhanden. Viele Designdetails erinnern eher an das erfolgreiche Van-Duo Galaxy und S-Max. Allerdings versprüht der Mondeo mehr Eleganz und kann mit einigen juwelartigen Details mehr Aufmerksamkeit auf der Straße erzeugen als seine Großraum-Brüder. Ein mächtiger Kühlergrill mit viel Chrom, lang gezogene und charaktervoll geschwungene Scheinwerfer sowie viele geschickt herausgearbeitete Linien und Flächen im Blechkleid machen ihn zu einem Blickfang.

Viel schicker Schein Auch der Innenraum bietet deutlich mehr Noblesse. Neben dem sehr guten Platzangebot vorne wie hinten fällt in der höherwertigen Ausstattung Titanium eine Mittelkonsole in Metall-Optik und ein großes Farbdisplay im Armaturenträger auf. Letzteres befindet sich genau dort, wo man sonst den Tacho erwarten würde. Ford hat viel getan, um dem Interieur qualitativ ein edleres Ambiente zu verpassen. Haptisch und beim Betätigen der sinnvoll angeordneten Schalter hat sich diese Mühe gelohnt. Allerdings fällt beim genauen Betrachten auf, dass beispielsweise die Türöffner innen eben nicht aus massivem Metall sind, sondern nur so aussehen. Auch das Schlagen der Türen vermittelt nicht die Sattheit und Solidität, die man zunächst erwarten möchte. Doch ist der Mondeo keineswegs ein Blender. Er kann jedoch nicht ganz kaschieren, dass in seinem Preissegment keine Qualitätswunder vollbracht werden können.

Kleine Innovationen und edle Extras Dennoch sorgen unterschäumte Softoberflächen, eine gute Verarbeitung und ein vielfältiger Materialmix für eine angenehme Umgebung. Wer etwas mehr investieren will, kann seinen Mondeo mit edlen Tierhäuten, Klavierlack, Holzdekor und allerlei technischen Leckerbissen wie einem Touchscreen-Navisystem zusätzlich aufwerten. Im schicken Nachtdesign erscheint der Innenraum mit einer den höherwertigen Ausstattungen vorbehaltenen Ambientebeleuchtung noch edler. Eine weitere Neuerung: Über zusätzliche Lüftungsdüsen im Fond können die hinteren Passagiere selbst bestimmen, wie viel Wind ihnen entgegen bläst.

Umfangreich ausgestattet Ansonsten bietet der Mondeo bereits in der Basisversion Ambiente eine Ausstattung, die sich sehen lassen kann. Einer von insgesamt sieben Airbags schützt sogar die Knie des Fahrers. Des Weiteren sind eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Außenspiegel und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung an Bord. Auch bei der aktiven Sicherheit sind mit ABS, ESP und dem Bremsassistenten EBA alle wichtigen Helfer serienmäßig vorhanden. Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, verspricht Ford dank vieler besonders fester Stähle in der Karosserie ein sicheres Crashverhalten. Der EuroNCAP-Test steht zwar noch aus, doch ist zu vermuten, dass der Mondeo ähnlich hervorragend wie der Galaxy und der S-Max abschneiden wird. Dazu könnte ihm übrigens eine Neuheit verhelfen: Die beim Unfall horizontal zurückweichende Lenksäule kann Beinverletzungen beim Crash mindern.

Viel Platz für Gepäck Das bisher meist verkaufte Mondeo-Modell ist der von Ford traditionell Turnier genannte Kombi. Beim Vorgänger wählten gut 75 Prozent der Kunden diese Variante. Auch mit der neuen Generation dürfte sich der Lastenträger einer ähnlich großen Beliebtheit erfreuen. Dabei wird ihm unter anderem das um 45 Liter auf stolze 1.745 Liter gewachsene Gepäckabteil helfen. Der normal 554 Liter große Kofferraum ist über die im Verhältnis 60 zu 40 umklappbare Rückbanklehne einfach erweiterbar. Klappt man zusätzlich die Beinauflagefläche der Rückbank nach vorn, lässt sich die Lehne weiter runterklappen. So entsteht eine ebene Ladefläche. Klassenbester soll der Kombi mit seiner Laderaumbreite von 1,14 Meter sein. Doch Vorsicht beim Transport: Wer zum Beispiel Sägespäne auf dem zwar schicken aber leider filzigen Textilboden verteilt, sollte beim späteren Aussaugen viel Geduld mitbringen.

Stufenheck und Fließheck Alternativ kann der Kunde noch zwischen einer Fließheckvariante mit großer Heckklappe oder der klassischen Stufenheck-Limousine wählen. Letztere bietet einen separaten 550-Liter-Kofferraum, der sich allerdings nicht erweitern lässt. Der Kofferraum ist zwar recht groß, doch die Öffnung ist etwas knapp geschnitten und das Gepäckabteil ist zudem sehr lang. Entsprechend weit muss man sich strecken, um ganz nach hinten durchgerutschte Gepäckstücke wieder herauszufischen.

Starker Zweiliter-Diesel Neben den drei Karosserien stehen sieben Motoren zur Wahl. Einstiegsaggregat ist ein 1,6-Liter-Benziner mit 110 PS. Wir waren mit dem 140 PS starken Top-Diesel 2.0 TDCI sowie mit dem 220 PS starken 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbobenziner unterwegs. Der über einen Start-Stopp-Knopf (Aufpreis 200 Euro) zum Leben erweckte Diesel überraschte zunächst mit akustischer Zurückhaltung. Insgesamt hat Ford das Geräuschniveau im Innenraum gegenüber dem Vorgängermodell deutlich gesenkt. Dank eines Drehmoments von 320 Newtonmetern kommt man mit dem starken Selbstzünder zügig voran. Den 100-km/h-Sprint erledigt er nach 9,8 Sekunden, der Vortrieb endet bei 205 km/h. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,9 Litern geht er dieseltypisch sparsam mit dem Sprit um.

Verstellbares Fahrwerk Einen etwas zwiespältigen Eindruck hat das Fahrwerk hinterlassen. Unser Diesel-Testwagen war mit dem 965 Euro teuren interaktiven Fahrwerkssystem ausgestattet. Der Fahrer kann per Knopfdruck die elektrisch verstellbare Dämpfung komfortabel, normal oder sportlich einstellen. Zwar konnte man stets lustvoll und agil mit dem gut beherrschbaren Untersteuerer unterwegs sein. Doch selbst in der Einstellung "Sport" wirkte der Diesel noch zu kopflastig und die Lenkung nicht präzise genug.

Richtig sportlich Deutlich mehr Spaß hat dafür die neue Top-Version mit dem 2,5-Liter-Turbobenziner und dem Standardfahrwerk gemacht. Mit dem erstmals im Mondeo eingesetzten Fünfzylinder kommt zugleich das antrittsstärkste Modell der Baureihe auf die Straße. Mit seiner üppigen Kraft, die über ein sehr breites Drehzahlband abrufbar ist, geht es beeindruckend flott und mit toller Motorakustik voran. Dabei hinterließ das Fahrwerk einen ausgewogeneren Eindruck und die Lenkung fühlte sich spürbar präziser an. Beeindruckend waren die sehr hohen Kurvengeschwindigkeiten, ohne dass dabei Regeleingriffe des ESP nervten. Für die gute Straßenlage sind unter anderem die breitere Spur und der längere Radstand verantwortlich. Das gute Einlenkverhalten, eine narrensichere Beherrschbarkeit und packende Bremsen sind weitere Zutaten für viel Fahrspaß. Der geht allerdings mit einem entsprechend hohem Verbrauch einher. Auf unserer zügigen Testfahrt zeigte der Bordcomputer mit 12,6 Litern aber eine keineswegs übertriebene Trinkfreude. Ford gibt den Durchschnittsverbrauch mit 9,3 Litern an.

Ab 21.990 Euro Auch bei den Preisen bewegt sich der neue Mondeo auf moderatem Niveau. Günstigstes Modell ist der Fließheck-Fünftürer mit dem 110 PS starken 1,6-Liter-Benzinmotor in der bereits höheren Ausstattung Trend für 21.990 Euro. Für den Basis-Kombi mit dem gleichen Benzinmotor werden 22.500 Euro fällig. Zum Vergleich: Ein ähnlich motorisierter Opel Vectra Caravan ist ab 23.400 Euro und ein VW Passat Variant ab 24.000 Euro zu haben. Auch bei der Versicherungseinstufung kommt der Kölner besser weg, da eine spezielle Stoßfängerkonstruktion Reparaturkosten zumindest nach einem leichten Crash recht niedrig halten soll. Selbst wer sich für den Mondeo Turnier mit stärkster Motorisierung in der Top-Ausstattung Ghia X entscheidet und sich noch den Luxus eines Navigationssystems, der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage, des schlüsselfreien Einstiegs- und Startsystems, der Bi-Xenon-Scheinwerfer, des Schiebedachs und einiger anderer Annehmlichkeiten gönnt, wird mit maximal 40.000 Euro hinkommen. Damit ist der Mondeo preislich bemerkenswert gut aufgestellt.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Turbodieselmotor
Hubraum:1.997
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:103 kW (140 PS) bei UPM
Drehmoment:320 Nm bei 1.750 - 2.240 UPM
Preis
Neupreis: 28.025 € (Stand: April 2007)
Fazit
Der 1. FC Köln bleibt auch 2008 der zweiten Fußballbundesliga treu. Doch muss das in Köln kein Grund für Trübsal sein: Mit dem neuen Ford Mondeo ist eine andere Ikone der Rheinmetropole erfolgreich aufgestiegen. Der neue Auftritt des Mittelklässlers ist sogar beeindruckend souverän. Optisch kann er sich wesentlich besser in Szene setzen als sein Vorgänger. Die Komfort- und Sicherheitsausstattung ist auf der Höhe der Zeit. Das Serienfahrwerk lässt Fahrfreuden auf hohem Niveau zu. Und trotz der allgemeinen Aufwertung bleibt der Preis attraktiv. Die Kölner haben beim neuen Mondeo anscheinend so ziemlich alles richtig gemacht. Allein die vielen Ausstattungspakete, Karosserievarianten und Motorisierungen machen Interessenten die Qual der Wahl nicht gerade leicht.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-06-15

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