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Testbericht

Sebastian Viehmann, 11. Mai 2011
Der Jensen Interceptor war nicht nur im Autoquartett ein Star und hatte als erstes Auto ABS an Bord. Promis wie Frank Sinatra, Keith Richards oder Tony Curtis schmückten sich mit dem Briten. Auf Tour mit dem schillernden V8-Boliden.

Wenn Sebastian Claus als Kind im Quartett auftrumpfen wollte, zog er seinen Joker. Der Jensen Interceptor hatte mehr Hubraum als ein Aston Martin, reichlich PS und noch einen anderen Vorteil: „Der Wagen hat etwas herrlich Schrulliges und Englisches an sich“, sagt Claus, als er das Pedal ins Bodenblech drückt und das Jensen Interceptor III Cabriolet von 1974 mit einem satten V8-Bollern über die Landstraße gleitet. Der Wagen schöpft seine Kraft aus 7,2 Litern Hubraum, leistet 260 PS und schafft mehr als 200 Km/h. Der Sound ist gigantisch: „Es macht einen Riesenspaß, durch Tunnel zu fahren“, grinst Sebastian Claus.

Zwar war 1974 die Verdichtung des Motors aus dem Hause Chrysler schon längst reduziert worden, doch der Bigblock-V8 liefert noch immer einen ordentlichen Bumms. Der Wagen muss seinem Namen schließlich gerecht werden - Interceptor heißt übersetzt Abfangjäger. Wer hinter das Steuer des in Handarbeit hergestellten britischen Nobel-Hobels gleitet, vor dem baut sich eine Landschaft aus beigem Leder und diversen Rundinstrumenten auf. Eine extrabreite Mittelkonsole trennt Pilot und Copilot. Eine behäbige Dreistufen-Automatik verteilt die Gänge. Das Verdeck öffnet und schließt sich natürlich elektrisch. Sparsamkeit ist freilich nicht die Stärke des Jensen Interceptor. „Unter 18 Litern auf 100 Kilometer geht eigentlich gar nichts, in der Stadt werden es auch mal 25“, erzählt Claus.

Der offene Straßenkreuzer ist der seltene Vertreter einer legendären Marke. Die britische Automobilmanufaktur Jensen existierte von 1935 bis 1976. Der Einfluss der britischen Exotenmarke auf den Automobilbau ist kaum zu unterschätzen. So war zum Beispiel keineswegs der Audi Quattro der erste Serien-Sportwagen mit einem permanenten Allradantrieb, sondern der Jensen FF von 1966. Das Kürzel steht für Ferguson Formula, benannt nach dem britischen Konstruktionsbüro Ferguson, das mit seinem Allradantrieb Pionierarbeit in der Formel 1 leistete. Der FF hatte außerdem als erster Serien-PKW ein Antiblockiersystem an Bord, das allerdings rein mechanisch funktionierte. Ein Verkaufserfolg wurden die komplexen und teuren Technik-Schmankerl nicht. Nur 320 Jensen FF wurden gebaut. Vom normalen Jensen Interceptor entstanden zwischen 1966 und 1976 immerhin rund 7000 Exemplare.

Erst die Ölkrise und der Misserfolg des Modells Jensen-Healey machten dem exotischen Autohersteller aber den Garaus. Vereinzelte Versuche der Wiederbelebung scheiterten bislang, doch die nächste Wiedergeburt ist schon in Planung. Der Interceptor R bekommt den V8-Motor aus der Corvette, die Karosserie stammt von Originalmodellen aus den 70er Jahren. Mit 429 PS soll der reaktivierte Abfangjäger in weniger als fünf Sekunden von 0 auf 100 stürmen. Geplant ist eine Kleinserie von 15 Fahrzeugen pro Jahr.

Während das Cabriolet der seltenste Vertreter des Jensen Interceptor ist, wird der Interceptor R im Kleid des Coupés auftreten. Das hat seinen ganz eigenen Charme: Mit seiner langen Haube, den Doppelscheinwerfern und dem rundlichen Heck samt riesiger Heckscheibe sieht der Wagen aus wie ein Mischung aus Ford Capri und AMC Pacer. Das Platzangebot unter der Glaskuppel ist dafür fast schon üppig zu nennen.

Der Exoten-Status des Jensen wirkte stets auch auf Promis magnetisch. Wer es ganz nach oben geschafft hatte, zeigte das gern mit einem potenten Boliden aus dem Hause Jensen. Frank Sinatra legte sich ebenso ein Interceptor Cabriolet zu wie Cher oder John Bonham, der Drummer der Band Led Zeppelin. Der Prinz von Marokko orderte angeblich ein blaues Modell mit weißer Innenausstattung, wollte dann aber doch kein Cabriolet haben, sondern das Auto „mit der großen Scheibe am Heck“. Also wurde der Wagen flugs zum Coupé zurückgerüstet.

Während der Interceptor zu seiner Zeit teurer war als ein Aston Martin und heute ein gesuchter Youngtimer ist, ist das Preisniveau vergleichsweise niedrig. Für ein ordentliches Exemplar muss man rund 20.000 bis 30.000 Euro hinblättern. Den Grund für die eher niedrigen Preise sehen manche Sammler in der amerikanischen Großserien-Motorentechnik, die eben nicht den Nimbus einen diffizilen Aggregates von Aston Martin und Co. verbreitet.

Das hat für die Alltagstauglichkeit aber auch Vorteile: „Dieser V8-Motor wurde millionenfach gebaut und ist sehr wartungsfreundlich“, berichtet Interceptor-Pilot Sebastian Claus. Das Aggregat sei zwar nicht dauergasfest, aber mit 150 Sachen über die Autobahn cruisen ist durchaus drin. So steht der Cabrio-Saison nichts im Wege. Einen Traum hat Claus allerdings noch: „Ein Jensen FF wäre natürlich toll. Ich bin schon auf der Suche“, sagt der Fan der britischen Exoten.

Quelle: Autoplenum, 2011-05-11

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