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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. Januar 2014
Mehr als zwei Jahrzehnte hatte der Cherokee nicht nur in der Geländewagenwelt einen Namen wie Donnerhall. Die Neuauflage wirft Traditionen über den Haufen und will stattdessen ein SUV sein, der auch im Gelände besteht.

Kaum zu glauben, dass der Fiat-Konzern dem Designer des Multipla nochmals einen Stift in die Hand gegeben hat. Anders ist die Front es neuen Jeep Cherokee kaum zu erklären. Design ist und bleibt Geschmacksache - doch alles hat seine Grenzen. Und die scheinen beim neuen Jeep Cherokee, kreiert von Mark Allen, erreicht zu sein. Denn während das Heck zumindest noch als polarisierend zu bezeichnen ist - fällt dies bei der zerklüfteten Front mit ihren unzähligen Lichtinseln schwerer als je zuvor. Doch auch wer bei den Fakten bleibt, kann den Jeep Cherokee, einst ein urwüchsiger Geländewagen von echtem Schrot und Korn, kaum wiedererkennen. Während er ein paar Jahre vom europäischen Markt verschwunden war, wurde er in den USA unverändert unter seinem Namen Jeep Liberty angeboten.

Der unumwundene Allradantrieb ist Vergangenheit. Denn die neue Generation basiert auf einer Frontantriebsplattform aus dem Hause Fiat, die unter anderem auch den Alfa Romeo Giulietta oder den Chrysler 200 bedient. Wenn jetzt Geländewagenfans die Nase rümpfen, gibt es Licht und Schatten. In der Offroad-Ausstattungsvariante Trailhawk gibt es nicht nur Stollenreifen, 25 Millimeter mehr Bodenfreiheit, Untersetzung und Geländeprogramme, sondern auch die heiß geliebte Plakette "Trail ratet", die belegt, dass der Cherokee auch abseits befestigter Straßen mit allen Wassern gewaschen ist und selbst auf dem Rubicon Trail besteht. Am Steuer sieht das bisweilen weniger überzeugend aus. Denn bei Beschleunigen aus dem Stand oder an einer Kreuzung machen sich nervige Antriebskräfte im griffigen Lederlenkrad bemerkbar, ehe der Kraftfluss zur Hinterachse funktioniert. Auch die von ZF neu entwickelte Neunstufenautomatik kann im Alltagsbetrieb nicht vollends überzeugen. Wie im Land Rover Evoque hat sie oftmals Mühe, beim Herunterschalten den rechten Zeitpunkt zur Gangwahl zu erwischen.

Das Topmodell der Modellpalette ist der Jeep Cherokee 3.2 V6 4x4 Trailhawk. Neben variablem Allradantrieb und rustikaler Optik gibt es verschiedene Allradprogramme und einen bulligen Sechszylinder, der besonders im mittleren Drehzahlbereich mächtig drückt. Er macht jedoch selten den Eindruck, als ob der über 1,8 Tonnen schwere Allradler die versprochenen 199 kW / 271 PS und 316 Nm Drehmoment bei 4.400 U/min in sich tragen würde. 0 auf Tempo 100 schafft das Topmodell in 7,5 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei guten 220 km/h. Sein Verbrauch: knapp elf Liter Super. Alternativ zum V6-Cherokee gibt es einen 135 kW / 184 PS starken Vierzylinder mit 2,4 Litern Hubraum und einen Commonrail-Diesel mit zwei Litern Hubraum und 140 bzw. 170 PS, der in Europa das Rennen machen dürfte. Die Fahrwerksabstimmung wirkt deutlich komfortabler als beim hölzernen Vorgänger. Das Anfedern bei Querfugen nervt jedoch ebenso wie die spürbaren Wankbewegungen bei schnell durchfahrenen Kurven. Die Lenkung ist direkt, aber zu gefühllos.

Im Vergleich zum robusten Vorgänger will der Jeep Cherokee der neuen Generation auch in den Bereichen Komfort und Sicherheit punkten. So verfügt er unter anderem über eine Einpark-Automatik, Abstandstempomat, Auffahrwarnung und Spurassistent, Totwinkelassistent und eine hintere Querbewegungserkennung. So piept es schon einmal kräftig, wenn man sich bremsenden Autos nähert. Spurverlassenswarnung und Totwinkelassistent funktionieren ebenso wie der Abstandstempomat prächtig.

Im Innenraum hat die italienisch-amerikanische Designabteilung einen besseren Job gemacht. Zwischen den beiden Runduhren gibt es ein animiertes Multifunktionsdisplay und auch der große Bildschirm für Navigation, Soundsystem und weitere Anwendungen gefällt. Selbst beim Topmodell Trailhawk mit teils belederten Oberflächen können Verarbeitungsqualität und Haptik jedoch nicht gefallen. Besonders Plastikapplikationen in Holzdekor-Anmutung beleidigen in den Türverkleidungen das Auge. Das Platzangebot bewegt sich im klassenüblichen Rahmen. Zwar lässt sich die Rückbank verschieben und lässt einem so alle Möglichkeiten wie man die 700 bis 1.550 Liter nutzen möchte. Doch selbst mit der elektrischen Heckklappenbedienung wird das Ein- und Ausladen zum Kraftakt, weil die hohe Ladekante ihresgleichen sucht.

In den USA startet das Basismodell Jeep Cherokee 2.4 mit wenig standesgemäßem Allradantrieb bei umgerechnet 20.000 Euro. Das Topmodell Cherokee 3.2 V6 4x4 Trailhawk kostet mit Komplettausstattung nicht einmal 30.000 Euro. In Deutschland dürfte er mit Vollausstattung über 45.000 Euro kosten. Marktstart ist im Frühsommer.

Quelle: Autoplenum, 2014-01-15

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