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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 28. Februar 2013

Entweder oder? Diese Frage lässt AMG-Chef Ola Källenius nicht gelten. Denn wie kein anderer Sportwagenhersteller hat die schnelle Schwester von Mercedes ihr Modellprogramm in den letzten Jahres aufgefächert und dabei sogar den SLS zu einer Großfamilie gemacht. Schon bislang hat AMG den Flügeltürer in fünf Varianten vom normalen Coupé bis zum GT3-Kundenrennwagen angeboten, und jetzt schieben die schnellen Schwaben noch einmal zwei Versionen nach, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Den „Black Series“ und den „electric drive“.
 
Die SLS-Neuheiten stehen fast sinnbildlich für die beiden Technologie-Epochen, zwischen denen die PS-Branche gerade gefangen ist: Hier das Wettrüsten nach alter Väter Sitte, mit mehr Leistung, mehr Performance, mehr Tempo. Und dort ein futuristischer Elektroantrieb, der nach Einschätzung von Entwicklungsvorstand Thomas Weber selbst im aktuellen Imagetief nichts von seiner Faszinationskraft und Zukunftsfähigkeit verloren hat. Eine Baureihe, aber zwei Varianten, so gegensätzlich wie Jeckyll und Hyde.
 
Doch so unterschiedlich die beiden Flügeltürer auch sein mögen, eint sie das Ziel, dem sie verpflichtet sind: Egal ob Sprit oder Strom sie treibt, geht es einzig und allein um den Reiz des Rasens. Und der ist hier wie dort gewaltig: So schafft der Black Series den Sprint von 0 auf 100 in 3,6 Sekunden und stürmt danach weiter bis auf 315 km/h. Der elektrische SLS braucht zwar 3,9 Sekunden für die Standardmessung, und bei 250 km/h ziehen die Entwickler mit Rücksicht auf die Reichweite die Reißleine. Aber bis dahin wirkt keinen Deut weniger dynamisch.
 
Das liegt vor allem am ausgefeilten Antriebskonzept. Wo der Black Series beim Ritt auf Messers Schneide allein auf sein strammeres Fahrwerk und den zusätzlichen Anpressdruck von Spoiler und Diffusor bauen kann, setzt das E-Mobil auf ein einzigartiges Torque Vectoring: In wenigen Sekundenbruchteilen wird die Kraft damit so verteilt, dass sich der SLS wie von selbst durch die Kurven zieht und man wahrscheinlich sogar das Lenkrad loslassen könnte. Das wirkt erst einmal gespenstisch, ist aber schlicht genial.
 
In Fahrt bringt den Verbrenner der bekannte V8-Motor mit 6,2 Litern Hubraum, der für die Black Series allerdings noch einmal überarbeitet wurde. So klettert nicht nur die Leistung von 571 auf 631 PS und das maximale Drehmoment erreicht nun 635 Nm. Vor allem dreht der Sauger nun bis 8.000 Touren, wirkt entsprechend giftig und klingt obendrein noch besser. Außerdem haben die Ingenieure die Doppelkupplung noch einmal überarbeitet, die Schaltvorgänge beschleunigt und die Gangwechsel harmonischer gestaltet.
 
Beim electric drive kommen satt dessen gleich vier Motoren zum Einsatz, die jeweils nahe an den Rädern montiert sind. Sie leisten je 188 PS und 250 Nm. Zusammen ergibt das 752 PS. Sie machen den SLS electric drive zum stärksten Modell in der fast 50jährigen AMG-Geschichte. Auch beim Sound kann der Stromer mithalten: Außen hört man nur das Rauschen des Windes und das Rollen der Reifen. Aber innen komponiert die Elektronik aus 20 sogenannten Soundlayern passend zur Fahrsituation einen spektakulären Synthie-Pop, der ruhig ein bisschen lauter sein dürfte.
 
Wo der Black Series seine Energie ganz simpel aus dem Tank saugt, braucht der elektrische SLS einen Lithium-Ionen-Akku, der gewaltige zehn Zentner wiegt und eine Kapazität von 60 kWh hat. Das reicht im Normalbetrieb für 250 Kilometer und ist nicht schlecht für ein Auto mit diesen Eckdaten. Zumal der Black Series bei entsprechender Fahrweise mit einer Tankfüllung kaum weiter kommen dürfte. Allerdings muss man zur Ehrenrettung des Verbrenners festhalten, dass natürlich auch der Akku schneller leer ist, wenn der Fahrer fester aufs Gas tritt. Viel mehr als eine, höchstens zwei Runden auf der Nordschleife sind dann zum Beispiel kaum zu schaffen, räumt Projektleiter Jan Feustel ein.
 
Zur potenten Technik gibt es für beide Modelle ein auffälliges Design. Der Black Series macht dicke Backen, reißt für mehr Luft im Motorraum vorne gehörig die Klappe auf und zeigt der Welt noch schnell einen gewaltigen Heckflügel, bevor er dem Hintermann aus dem Blickfeld rast. Der elektrische SLS muss zwar ohne großes Leitwerk auskommen, und an die fast perforierte Stromlinienfront muss man sich erst noch gewöhnen. Doch was dem futuristischen Rennwagen an Anbauteilen fehlt, macht er mit seinem neongelben Lack mehr als wett. Wo dieser grelle Blitz auftaucht, sind ihm alle Blicke sicher.
 
Und die Gemeinsamkeiten sind damit noch lange nicht erschöpft: Hier wie dort war Leichtbau das oberste Gebot. Beim Black Series, weil durch die 70 gesparten Kilos das Leistungsgewicht mit 2,45 PS pro Kilo einen neuen Rekordwert für AMG erreicht. Und beim electric drive, weil AMG ja irgendwie das Mehrgewicht für den Akku und die vier Motoren kompensieren musste. Ohne die Aluminium-Karbon-Mischbauweise hätte das Auto gleich ein paar hundert Kilo mehr auf die Waage gebracht, rechnet Feustel vor.
 
Bleibt zum Schluss noch der Blick auf die Preisliste, die eine weitere Parallele offenbart: Was Spaß macht, das kostet. Und je größer der Spaß, desto tiefer muss man in die Tasche greifen. Schon mit der schwarzen Seele klettert der SLS-Preis um 30 Prozent auf 249 500 Euro. Und die 416.500 Euro machen den SLS electric drive zum teuersten Mercedes im gesamten Modellprogramm.

Himmel oder Hölle? Wer jetzt den schärfsten SLS kaufen möchte, den stellt Mercedes vor eine schwere Entscheidung. Denn in diesem Sommer gibt es den Flügeltürer als bitterbösen Black Series und als politisch korrektes Elektro-Auto. Sie fahren zwar völlig unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: Sie machen einen Heidenspaß.

Fazit
Himmel oder Hölle? Wer jetzt den schärfsten SLS kaufen möchte, den stellt Mercedes vor eine schwere Entscheidung. Denn in diesem Sommer gibt es den Flügeltürer als bitterbösen Black Series und als politisch korrektes Elektro-Auto. Sie fahren zwar völlig unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: Sie machen einen Heidenspaß.

Quelle: Autoplenum, 2013-02-28

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