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Testbericht

15. Oktober 2007
Frankfurt, 11. Oktober 2007 – "Der ist süß!“ sagt die Dame auf dem Parkplatz und meint damit unseren cremeweißen Fiat 500. Wir haben eines der wenigen bereits verfügbaren Exemplare in Deutschland für einen ersten Test bekommen. Wir ahnen, dass es mehr wird als ein normaler Autotest, in dem Fahreigenschaften, Platzangebot und Preise im Vordergrund stehen. Denn der kleine Fiat ist etwas Besonders: Er ist nicht die pure Neuauflage eines Autos, sondern die Wiederbelebung eines Lebensgefühls, das die 50er- und 60er-Jahre beherrscht hat. Vor 50 Jahren kam der Vorgänger Es war 1957, als der Fiat Cinquecento (ital. für 500) sein Debüt feierte und in Italien wohl denselben Kultstatus bekam, den hierzulande der Käfer erreicht hat. Der 500 war ein kleines, erschwingliches Auto, das auch Leuten mit schmalerem Geldbeutel den Wunsch nach Motorisierung erfüllen konnte. Fünfzig Jahre später erscheint nun der Nachfolger. Am 27. Oktober 2007 wird er in Deutschland auf den Markt kommen. „Das wird auch Zeit“, meint ein Italiener, der uns beim Fotografieren entdeckt hat und nun nicht mehr von unserer Seite weichen will. Er hat sein Fahrrad abgestellt und kriecht fast in den 500 hinein. „Der sieht richtig gut aus, der hat nicht so ein steiles Heck wie der Panda!“ Panda als Basis Panda ist ein gutes Stichwort, denn der neue 500 basiert auf dem kleinen Bären. Von außen hat er mit diesem natürlich nichts gemeinsam. Der Dreitürer sieht seinem Urahn wirklich ähnlich. Von vorn kuckt er aus Kulleraugen unschuldig die Passanten an und scheint dabei zu lachen. „Kindchenschema“ nennen Psychologen dieses Schauen: Große Augen und ein freundlicher Blick animieren dazu, ebenso nett zurückzuschauen. Dieser Blick weckt Beschützerinstinkte und bei der Damenwelt den Muttertrieb. Das klappt auch bei Automobilen und, wie man am Beispiel des neuen Mini unter BMW-Regie sieht, auch sehr erfolgreich. Von diesem Erfolgsrezept will Fiat mit dem neuen 500 ebenfalls profitieren. Das könnte klappen: Denn wie der Mini ist der 500 die Neuinterpretation eines Volksautos im angesagten Retro-Design.

Sympathische Erscheinung Kommen wir zurück zu Fiat und in die Nähe des Rheins bei Mainz, wo wir mit dem Italo-Klassiker zum Fotoshooting sind. Zur Kaffeepause steuern wir ein stilechtes italienisches Eiscafé an. „Dolche Vita“ heißt es, klar, wie auch sonst. Und wie sonst nur im Film können wir unseren Fiat zufälligerweise direkt vor dem Eingang parken. Während wir genüsslich Cappuccino schlürfen, die Sonne genießen und nebenbei die Eiskarte studieren, haben wir Zeit, Passanten zu beobachten. „Schau mal, vom dem hat meine Tochter den Alten“, erzählt eine Frau ihrer Begleiterin, „das ist ein witziges Auto. Und das hier ist wohl der Neue. Der ist richtig schön“. Knapp über 10.000 Euro Später kommen wir wieder mit einem jungen Italiener ins Gespräch. Nicht nur der sympathische Fiat, wohl auch das italienische Zulassungsschild animiert die Landsleute seiner Heimat, uns anzusprechen. Der Mann erzählt uns, dass seine Eltern den Ur-500 gehabt hätten und dass es doch prima wäre, dass jetzt wieder einer gebaut wird. „Aber der ist sicher zu teuer“, meint er bedauernd. Wir erklären, dass man das Grundmodell schon für knapp über 10.000 Euro bekommt und dass unser Testwagen so um die 15.000 Euro kostet. Das klingt gar nicht mal viel: Die Preisliste des neuen Mini beginnt erst bei etwa 15.800 Euro. Bedientasten und CD-Radio Gemeinsam schauen wir uns den Innenraum an. Er gefällt uns auf den ersten Blick. Das Armaturenbrett und das Lenkrad sind, ebenso wie unser ganzer Testwagen, in Cremeweiß gehalten. Das Cockpit erinnert an das Original, ist aber technisch natürlich up to date. Bedientasten am höhenverstellbaren Lenkrad gehören ebenso zum Geist der modernen Zeit wie eine Klimaautomatik und das stimmig integrierte CD-MP3-Radio. Der kugelrunde Knauf des Sechsgang-Getriebes kommt wie beim Panda aus der Mitte der Armaturentafel und auch die Tasten für die Fensterheber sehen denen im Kleinbären ebenso verdächtig ähnlich wie die Tasten der Klimasteuerung. Offene Ablagen unterhalb des Instrumententrägers sind gleichermaßen praktisch wie eine Reminiszenz an die Vergangenheit. Hier könnte früher der Autoatlas gelegen haben, der den Weg aus dem Stiefel-Land über die Alpen ins ferne Deutschland wies.

Ein Instrument für viele Anzeigen Unübersehbar groß prangt hinter dem Lenkrad das zentrale Anzeigeinstrument. Es ist zwar auf den ersten Blick schlecht abzulesen, aber wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, geht es. Das Rundinstrument hat als äußeren Ring den Tachometer mit klassisch gezeichneten Ziffern. In einem kleineren Innenring wird die Drehzahl angezeigt. Das mittlere Feld wird von einem Display gebildet, in dem alles abzulesen ist, was man in einem Auto normalerweise wissen muss: Uhrzeit, die Werte vom Bordcomputer und nicht zuletzt in digitaler Form der Tankinhalt und die Wassertemperatur. Zwei Plätze im Fond Ein Zug am Griff an den Rückenlehnen ermöglicht den Zustieg zum Fond. Hier gibt es zwei Plätze, auf denen im Notfall zwei Leute untergebracht werden können. „Sitzen“ wäre in diesem Zusammenhang übertrieben, denn weder für die Knie, noch für den Kopf eines 1,80 Meter großen Mannes ist genügend Raum vorhanden. Also klettern wir aus dem Fond, verabschieden uns von unserem Gesprächspartner und machen uns wieder auf den Weg. Vorn ausreichend Platz Im Vergleich zu hinten sind Erwachsene vorn recht bequem untergebracht, wenn auch mit einer kurzen Oberschenkelauflage. Wir hätten aber auch keine Raumwunder erwartet: Schließlich war das Ur-Modell auch nicht gerade ein ausufernder Ballsaal. Während wir gemütlich durch kleine Orte mit engen Gassen cruisen, überkommt uns ein bisschen Italienfeeling: Wir denken an Bardolino in großen Fässern, Boccia-Spieler, weiß getünchte Häuser mit grünen Fensterläden und den unnachahmlichen Duft von Oliven und frischer Pasta. Der Fiat schnurrt leise dahin. Beim Gasgeben wird er allerdings recht rau, aber das war früher auch nicht anders. Nur, dass zu dem Zeitpunkt das Geräusch von hinten kam und nicht von vorn, wie beim Neuen.

100 PS aus 1,4 Liter Hubraum Das Aggregat unter der vorderen Haube ist in unserem Beispiel ein 1,4-Liter-Motor mit 100 PS. Das klingt viel, aber der Motor zeigt nur mäßigen Durchzugswillen und wird bei höheren Touren recht zäh. 10,5 Sekunden dauert der Sprint auf Tempo 100, auf der Autobahn ist bei 182 km/h Schluss. Dafür soll er, so Fiat, nur 6,3 Liter Sprit brauchen und 149 Gramm CO2 ausstoßen. Langstrecken werden durch das recht hoppelige Fahrwerk nicht unbedingt zum Genuss. Aber bei einem Radstand von 2,30 Meter sollte man auch keinen Gleiter erwarten. Es beruhigt zu wissen, dass bei der 100-PS-Ausführung ein ESP schon ab Werk montiert ist. Ausrutscher in mit Tomaten beladene APE-Liefer-Dreiräder dürften also eher selten sein. Aber solchen begegnet man ja hierzulande nicht besonders oft. Wendiger Flitzer Seine Qualitäten hat der kleine Italiener eindeutig in der Stadt, also dort, wo er eigentlich hingehört. Mit dem Flitzer macht es Spaß, durch die Straßen zu wuseln. Auch Parken in engen Lücken ist kein Problem: Erstens ist der 3,55 Meter lange Kleine dank einer leichtgängigen Lenkung überaus wendig, und zweitens kann man für hinten Parkpiepser bestellen. So viel Moderne muss schon sein. Apropos hinten: Da unter der kleinen Heckklappe ja kein Motor ist, passt dort das Gepäck rein. Allerdings: Magere 185 Liter schluckt das Ladeabteil. Mehr Platz bekommt, wer die Rücklehnen umklappt und so den Fondbereich mit nutzt. Da die Sitze wohl aus bereits erwähnten Gründen doch eher selten belegt sind, eignet sich diese Methode gut, um den Wochenend-Einkauf zu transportieren. Wer übrigens noch niemanden hat, mit dem er das Wochenende verbringt, dem sei der kleine Fiat wärmstens an Herz gelegt: Der Flirtfaktor des freundlichen Kleinen ist bei Männern und bei Frauen überaus hoch.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor
Hubraum:1.368
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:73 kW (100 PS) bei UPM
Drehmoment:131 Nm bei 4.250 UPM
Preis
Neupreis: 14.500 € (Stand: Oktober 2007)
Fazit
Der neue Fiat 500 ist mehr als die simple Neuauflage eines Klassikers, er scheint die Wiedergeburt eines Lebensgefühls zu sein. Sein sympathischer Auftritt, gepaart mit moderner Technik, könnten ihn zur ernsthaften Konkurrenz für den erfolgreichen Mini aus dem Hause BMW werden lassen. Dass der Cinquecento etwas müde motorisiert ist und einen engen Fond hat, ist ihm zu verzeihen: Das Original ist auch nicht zum Kult geworden, weil es ein Raum-Renner war.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-10-15

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