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Testbericht

automobil-magazin.de, 2. April 2010
Der Vater fuhr Granada, die Mutter Käfer. Was man nach dieser Art von Sozialisation als Sohn über die Rüsselsheimer Automobilproduktion dachte … Man kann es sich ja beinahe denken: Opel, das waren die Spießer, die gerade nicht Ford fuhren … Aber, Kindheitserinnerungen ohne Zündschlüssel-Vollmacht haben im Testbetrieb nur wenig verloren.

Und so kommt´s, wie es kommen muss: anders. Der Sports Tourer wäscht der Erinnerung gründlich den Kopf. Weg, das Lammfell ums Volant. Weg, die umhäkelte Klopapierrolle. Weg, die Aura von Spießigkeit. Attraktive Karosserie, attraktives Interieur, flotte Fahreigenschaften – so schnell und effektiv lassen sich Kindheitserinnerungen aus der Welt schaffen.

Souverän bügelt das FlexRide-Fahrwerk (Serie im Sport) lange Wellen auf. Souverän absorbiert es auch die kurzen Stöße. Die Winterreifen (Bridgestone Blizzak LM-25V 235/45 R18) füllen die Radkästen unter betonten Kotflügeln satt aus. Sie erhalten dem Opel, trotz des erheblichen Niederquerschnitts und wenig Gummi unter der großen Felge, eindrucksvoll den guten Komfort. Die Lenkung arbeitet leichtgängig und zugleich präzise, aber auch eine Spur instant.

Einen ähnlich bivalenten Eindruck hinterlässt der 2,0 Liter-Diesel mit aufoktroyiertem ecoFLEX. Einerseits arbeitet während des Kaltstarts rau, ist aber später und warm gefahren dank seiner Laufruhe und Geschmeidigkeit kaum noch als Vierzylinder-Diesel zu enttarnen. Andererseits fühlt man, wie er schon bei 2.000/min kraftvoll zulangt und cremig durchzieht, aber genauso, dass er vorher, unterhalb von 1.500 U/min, ziemlich durchhängt: verwunderte Gastritte im Kraftniemandsland. Der D murrt, schüttelt sich auch mal. Der Grund? Die zu langen oberen Gänge eines nur etwas knorpeligen Sechsgang-Getriebes als Teil der ecoFlex-Maßnahmen (Tieferlegung um 10 mm, Rollwiderstandsoptimierte Reifen, aerodynamische Verkleidung am Unterboden, längere Achsübersetzung …). Der gute Nebeneffekt dieser Maßnahmen: Der 2.0 CDTI ecoFLEX ist ein Sparfuchs von Opels Gnaden. 1.000 km mit einem Tank. 6,8 Liter im Testmittel. Für Vielfahrer zweifellos eine Verlockung.

Verlockung = Lob: „Ich dachte, es wäre ein Mercedes oder BMW …“ Solche Schmeicheleien hört man oft. Berechtigt. Man blickt ihn an, und es kribbelt im Magen. Das Will-Haben-Gefühl stellt sich ein. Das frische Design steht ganz offensichtlich nicht nur der Limousine, sondern auch dem Sports Tourer ziemlich gut. Mit sehr erwachsenen 4,91 Meter ist der Mittelklasse-Kombi rund acht Zentimeter länger als die Limousine. Türen und B-Säule wurden angepasst. Der Radstand blieb mit 2,74 Meter dagegen unangetastet.

Wenn die Kinder bei der Oma geparkt werden, beträgt die Laderaumlänge bis zu den Vordersitzen 1,91 m. Voll beladen, passen so maximal 1.510 l in den völlig ebenen, sonst 540 Liter aufnehmenden Gepäckraum mit freundlich tiefer Ladekante und gescheitem Fach unter dem Kofferraumboden (ein flaches, aber gutes Versteck vor potentiellen Langfingern). Die gute – allerdings wie bei Premiumautomobilen locker durch einige Zuzahlungsoptionen steigerbare – Serienausstattung erfreut den Bepacker. Die automatische Niveauregulierung ist Serie. Der Gepäckschutz ist flott deinstalliert, eine Steckdose vorhanden. Das FlexOrganizer-System (Gepäckschienen, Gepäcknetze, Adapter) kostet Aufpreis (brave 150 Euro). Die in der Öffnungshöhe programmierbare elektrische Heckklappe (390 Euro) verhindert den ultimativen Packgau: die Beschädigung durch die Decke einer nicht ausreichend hohen Garage. Aber nicht nur an der formschönen Heckklappe macht man sich die Hände schmutzig, sondern auch am Heckstoßfänger (weil er so tief baut, bis die Ladefläche endlich beginnt) schnell die Hose.

Vernunft und Attraktivität. Das setzt sich im Innenraum fort. Die Sitze (mit relativ hoher Sitzposition und komfortabler Sitzflächenverlängerung) sind bequem, die Bedienung schlüssig, und all das fasst sich gut an - festzumachen an Details wie dem umlederten Multifunktionslenkrad (Temperatur, Radio, Telefon), der dynamisch gezeichneten Mittelkonsole, der wertigen Schaltkulisse oder dem Spaß, den der elegante Türinnengriff dem Designer bereitet haben muss. Allerdings hätte man den Kopfstützen im Fond noch etwas mehr Verstellweg mit auf den Weg geben können – denn auch Erwachsene sitzen hier bequem.

„oDrive“ räumt die Mittelkonsole leer, als vielfunktionaler Regler (Navigation, Audio, Mute, Telefon, Destination). Die elektrische Handbremse erfüllt den selben, aufräumenden Zweck. Die Geschwindigkeitserkennung (einblendbar zwischen Drehzahlmesser und Tacho) überzeugt, liegt aber – ganz selten – auch mal daneben. Liegt dies der Fahrer, ertönt der Spurhalteassistent. Der schützt effektiv vor dem gefährlichen Sekundenschlaf, lieben muss man den begleitenden hohen Warnton deshalb aber noch lange nicht. Dem zu weit vom Navigationsbildschirm platzierten OK-Schalter der „DCD800 NAVI“ kommt man auch mit erprobter Intuition kaum bei. Und was hat sich der Programmierer gedacht bei diesem Navi-Tipp? „Achtung, null stockender Verkehr!“ Achso.

Das harmonische Gesamtpaket überzeugt. ecoFLEX nicht voll und ganz (Stichworte: Durchzugsschwäche in hohen Gängen). Der Preis ist fair (ab 28.690 Euro), und der Aufpreis für den Kombi beträgt lediglich 1.200 gut investierte Euro. Die Möglichkeiten zur Individualisierung (Allradantrieb, Aktivfahrwerk, Verkehrsschilderkennung, …) sind zahlreich. Ab der Edition-Ausstattung ist die Navi sogar von Hause mit an Bord. Eine überzeugende Rüsselsheimer Navigation in die richtige Richtung. Zurück zu alten Opel-Tugenden. Der Opel Kombi ist wieder im Volk angekommen.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2010-04-02

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