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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. Juni 2010
Wer meint, dass in den USA zunehmend Geländewagen mittlerer Größe die Oberhand gewinnen, kennt nur die halbe Wahrheit. Eine Ausfahrt im neuen Infiniti QX 56.

Infiniti kommt in Europa nicht so recht auf die Beine. Mitte dieses Jahres sollten zumindest die umsatzstarken deutschen Ballungsräume längst mit Händlerstützpunkten überspannt sein. Doch bis dato gibt es hierzulande wenige Möglichkeiten, einen Infiniti zu erstehen. Nur in Dresden und Hamburg arbeiten derzeit offizielle Händler. Im europäischen Ausland sieht es mit weiteren 28 Stützpunkten zumindest etwas besser aus. Doch eine Erfolgsgeschichte liest sich anders. Seit dem europäischen Marktstart im Oktober 2008 wurden erst 2.500 Fahrzeuge verkauft.

Dabei hat der Nobelableger des französisch-japanischen Renault-Nissan- Konzerns in den letzten Monaten produkseitig mächtig draufgesattelt. Neue Modelle und frische Motorisierungen sollen den Kunden Lust auf einen Umstieg von BMW oder Audi hin zur exklusiven Infiniti-Marke machen. Doch viele interessierte Händler zögern wegen des großen Invests und Infiniti will eben nicht jeden x-beliebigen Standort. Nachdem wegen der zunehmend europäischer werdenden Ausrichtung zunächst der kleinere Mittelklasse-SUV Infiniti EX im Fokus stand, folgen nun die größeren Modelle. Die Luxuslimousine Infiniti M wurde als internationales Topmodell bereits vorgestellt. In den USA kommt jetzt das Aushängeschild QX auf den Markt.

In der Klasse der üppig dimensionierten Luxus-SUV kämpft der Über- Infiniti mit wenig filigranem Design gegen Erfolgsmodelle wie Mercedes GL, Cadillac Escalade oder Lincoln Navigator. Der Vorgänger mit gleichem Namen war weitgehend baugleich mit dem Nissan Armada, jedoch deutlich luxuriöser. Optisch ist der neue QX kaum wiederzuerkennen. Das kantig- kastige, aber wenig auffallende Design von einst ist Vergangenheit. Der 5,30 Meter lange QX der neuen Generation präsentiert sich optisch als wenig zurückhaltendes Nashorn mit einer alles überragenden Motorhaube. Der Kühlergrill selbst ist mächtig, die Schulterlinie in Höhe und Ausprägung fast schon Angst einflößend. Nur am Heck zeigt sich der neueste Infiniti von seiner vergleichsweise harmlosen Seite. „Der neue QX strahlt eine unglaubliche Präsenz unter allen Luxus-SUV aus“ so Ben Moore, Vize- Präsident des Infiniti-Geschäftsbereichs, „perfekt für alle die Styling, Komfort, Raumgefühl und Fahrvergnügen an die oberste Stelle wollen.“

Angetrieben wird der mächtige Geländekreuzer von einem 5,6 Liter großen Achtzylinder mit Benzindirekteinspritzung, der 294 KW / 400 PS und 530 Nm Drehmoment leistet. Das reicht lässig für über 200 km/h Spitze. Das Vierventil-Triebwerk säuselt im Stand so leise, dass die Insassen kaum Zweifel daran haben, in einem Hybridmodell zu setzen. Das bleibt jedoch bis auf weiteres Zukunftsmusik; soll jedoch bald folgen. Wie man es von den anderen Infiniti-Modellen her kennt, arbeitet das siebenstufige Automatikgetriebe von Aisin nahezu perfekt mit dem kraftvollen Koloss unter der Motorhaube zusammen. Beim starken Beschleunigen wird das Triebwerk nur unmerklich lauter und presst den mächtigen Geländecruiser unnachgiebig nach vorn. Die Geräusche von Triebwerk und Umwelt gehen im belederten Innenraum nicht zuletzt durch das mehrschichtige Dämmglas unter. Angesichts der Dimensionen und des Fahrzeugsgewichts von über 2,6 Tonnen sollte einen ein Realverbrauch von über 16 Litern Super auf 100 Kilometern nicht überraschen. Der für den sportlichen SUV-Bruder FX neu entwickelte Dreiliter-Diesel soll erst einmal keinen Einzug in den QX-Motorraum halten.

Typisch für den amerikanischen Markt sind die allzu leichtgängige QX- Lenkung und eine mehr als komfortable Dämpferabstimmung. Schon wegen der deutlich spürbaren Nick- und Wankbewegungen sollte man dem QX eine elektronische Dämpferregelung gönnen. Doch die fehlt in der Aufpreisliste und die Wankstabilisierung des optionalen Touring-Pakets (zusammen mit 22-Zoll-Felgen) erscheint in flott gefahrenen Kurven überfordert. Der Kunde hat die Wahl, ob er seinen Koloss mit günstigem Heck- oder dem sinnvollen Allradantrieb bestellen möchte. Wer will, kann mit dem Allradler bis über 3,8 Tonnen Last an den Haken nehmen. Schon bald könnten unter den mächtigen Nasenflügeln des QX leistungsstarke Triebwerke aus dem Hause Mercedes-Benz arbeiten. Denn Infiniti soll Zugriff auf entsprechende Mercedes-Triebwerke bekommen. Heißt, Renault-Nissan kommt aus der misslichen Lage hinaus, für vergleichsweise kleine Stückzahlen große Sechs- und Achtzylinder-Triebwerke entwickeln und produzieren zu müssen.

Der Innenraum lässt mit seiner Komplettausstattung und den imposanten Platzverhältnissen für sieben oder acht Personen keine Wünsche offen. Fahrer und Passagiere betten sich in handschuhweichen Ledersesseln, die jeden Kilometer zu einem mobilen Kurzurlaub werden lassen. Etwas mehr Beinauflage und Seitenhalt würden jedoch auch einem QX 56 gut stehen. Unter anderem bietet der 2,03 Meter breite und 1,92 Meter hohe Infiniti im Innenraum Satellitenradio mit Wettervorhersage, Festplattennavigation, Acht-Zoll-Display, Rücksitz- Entertainment, klimatisierte Ledersitze und Bluetooth-Telefon. Die dritte Sitzreihe lässt sich elektrisch im Fahrzeugboden versenken. Alle Bedienelemente liegen gut im Blick und lassen sich problemlos bedienen. Einzig die Lichtbedienung am Blinkerhebel und der weitgehend sinnfreie Controller auf der breiten Mittelkonsole stören das luxuriöse Gesamtbild. Ebenso riesig wie das mächtige Passgiergewölbe ist auch das üppige Kofferabteil, der als Fünfsitzer über 600 Liter Laderaum bietet. Jedoch könnte die Ladekante niedriger sein und elektrische Heckklappe scheint vor jedem Dienstvorgang zwei Schlaftablette genommen zu haben.

Für Sicherheit an Bord sorgen neben zahlreichen Airbags, ABS, ESP und Wankstabilisierung unter anderem Spurverlassenswarnung, Spurwechsel- und Totwinkelassistent. Das Ein- und Ausparken ist mit dem Schlachtschiff kein Problem. Kameras rundherum und die leichtgängige Lenkung machen das kinderleicht. Der Einstiegspreis für den Infiniti QX 56 2 WD liegt bei 56.700 US-Dollar (rund 47.000 Euro). Der standesgemäße Allradantrieb kostet 3.100 Dollar Aufpreis. Zunächst kommt der Infiniti QX 56 nur in den USA auf den Markt. Russland und der mittlere Osten sollen folgen. Ob der übermächtige Geländekreuzer auch nach Deutschland kommt, scheint ungewiss. Hier müssen erst einmal die Händler-Hausaufgaben erledigt werden.

Quelle: Autoplenum, 2010-06-15

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