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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 5. April 2016
Die atemberaubenden roten Felsen nahe dem Örtchen Moab haben schon vielen Hollywood-Filmen als markante Kulisse gedient. Jetzt wagt sich der Jeep Cherokee in das unwirklich-schöne Terrain der Millionen-Jahre alten Steinformationen.

Steil ragen die beiden Zwillings-Felstürme Monitor und Merrimac empor. Ein böig-scharfer Wind peitscht unbarmherzig über die schaurig schöne Landschaft, roter Sand und Büsche wirbeln durch die Luft. Eine Szenerie, wie man sie aus alten John Wayne-Western kennt, die nur wenige Kilometer entfernt im Monument Vallye gedreht wurden. Die schroffe, schaurig schöne Doppel-Fels-Formation beherrscht schon seit vielen Millionen Jahren das Plateau nahe dem 5.000-Einwohner-Örtchen Moab im US-Bundesstaat Utah. Majestätisch stehen sie da die Doppel-Ms, wie von einer gigantischen Steinschneide-Maschine aus dem Vollen gefräst. An den geraden roten Felswänden sind die verschiedenen Steinschichten zu erkennen, die wie die Lagen eines Sandwiches Auskunft über die Erdgeschichte geben.

Wasser, Wind und Sonne sind die Architekten dieser atemberaubenden Landschaft. Hier herrschten früher Dinosaurier, dann die amerikanischen Ureinwohner, bis der weiße Mann kam und die Indianer vertrieb. Dennoch war Utah der letzte der kontinentalen US-Staaten der eingenommen wurde und bis heute hat sich das Antlitz dieses Teils der Erde nicht verändert. Die Sonne brennt auch im April schon unbarmherzig vom blauen Postkarten-Himmel. Jetzt kämpft sich ein neuartiges Stahlroß durch den wehenden Sand: ein Jeep Cherokee 75th Anniversary-Edition. Neben der Jubiläums-Plakette erkennt man das Sondermodell unter anderem noch an den bronzefarbenen 18-Zoll-Felgen und den abgedunkelten hinteren Scheiben.

Der Name des Geburtstagsmodells der US-Geländewagenmarke passt zur ehemals letzten Indianer-Bastion. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Mit seinem 3.2-Liter-Penta-Star-Motor, den 200 kW / 272 PS und vor allem dem Gewicht von 2.036 Kilogramm ist der automobile Indianer-Häuptling nicht gerade geeignet, sich durch die unwirkliche Landschaft zu kämpfen, wie das beim Jeep Wrangler Rubicon der Fall ist. Die Verschränkungsmöglichkeit beschränkt sich auf das serienmäßige Maximum, das bei diesem Fahrzeug selbstredend immer noch größer ist, als bei einer Limousine. Immerhin sind solche Off-Road-Zutaten, wie eine Getriebe-Untersetzung und eine Bergabfahr-Kontrolle einsatzbereit. Die sandigen Pisten der Wüsten-Landschaft entlocken dem Cherokee nur ein müdes Lächeln. Da harmonieren die ZF-Neungang-Schaltung und der Motor wesentlich besser, als auf befestigten Straßen, wo das Getriebe dem Antrieb die Verve raubt. Doch diese pittoreske Landschaft ist nichts für Asphalt-Cowboys. Manche Steinformationen und steilen Abhänge flößen schon beim bloßen Anblick Furcht ein und lassen den Fahrer um die Unversehrtheit des Unterbodenschutzes bangen.

Auf dem sogenannten Seven-Mile-Trial haben Quad- und Enduro-Piloten mit ihren fahrbaren Untersätzen Spaß. Jetzt kommt so ein Dickschiff und will einen treppenförmigen Abhang hinaufklettern. Schnell die Untersetzung per Druckknopf in der Mittelkonsole aktiviert und schon legt der Cherokee eine beeindruckende Bergsteiger-Mentalität an den Tag. Fast schon behände kraxelt das 4,62 Meter lange SUV über das Natur-Hindernis. Auch wenn nur ein Rad Kontakt mit dem Untergrund hat, verrichtet der Allrad-Antrieb souverän seine Arbeit und wuchtet das Gefährt über die Klippe.

Auch tiefe Kuhlen, in denen sich Wasser und Schlamm sammeln, sind keine echten Gefahren für das Vorwärts kommen. Unvermittelt lauert ein Abhang: Zerklüftete Felsen ergänzen sich zu einer heimtückisch grinsenden Kombination, die die Geländegängigkeit auf eine ernste Probe stellt. Der Mensch am Lenkrad muss durch einen sensiblen Umgang mit Gas, Bremse und Lenkrad sein Bestes geben, um das Vehikel millimetergenau und unbeschädigt durch die Natur-Slalom zu führen. Mit einem Böschungswinkel von 29,9 Grad vorne und 32,1 Grad hinten hat der Cherokee auch abwärts vernünftige Alpinisten-Fähigkeiten. Der Radstand von 2,72 Metern und die fehlende Verschränkungsmöglichkeit des Fahrwerks machen das Unterfangen aber nicht einfacher. Zentimeter um Zentimeter robbt der Cherokee nach vorne, langsam neigt sich die Karosserie seitlich nach unten, dann kippt der Ami nach vorne, wieder hängen drei Räder in der Luft und die Differentiale dosieren den Vortrieb. Fast quälend langsam schiebt sich der Jeep den Abhang hinunter und hat bald wieder komplette Bodenhaftung. Den Rest auf den Weg zurück in die Zivilisation erledigt die Bergabfahrkontrolle. Ein Blick auf die Frontschürze zeigt: Keine Kratzer, keine Beschädigungen, auch das Heck ist unversehrt - Respekt Häuptling!
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-04-05

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