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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. November 2013
Honda hat in den letzten Jahren durch automobile Extravaganzen mehr auf sich aufmerksam gemacht, als durch erfolgreiche Autos. Der Civic Tourer bietet europäische Hausmannskost - und die schmeckt.

Die deutschen Kunden sind bekanntermaßen alles andere als experimentierfreudig. Wie sonst könnten Golf, Passat und Astra derartige Bestseller sein? Das macht es Spartenherstellern wie Honda schwerer denn je, sich in die Herzen der Kunden zu fahren. Bestes Beispiel ist der Civic, der sich trotz anerkannter Qualitäten auf der Straße wegen seines polarisierenden Außendesigns kaum nennenswert in Szene setzen kann. Und mit diesem Cockpit ist insbesondere in Europa kein Blumentopf zu gewinnen. Mit dem Civic Tourer will Honda - Cockpit-Geschmacksverirrungen hin oder her - neue Wege gehen. Nach langen Jahren Pause bieten die einst so sportlichen Japaner in der Kompaktklasse einen geräumigen Kombi an. Dessen Design kann sich wirklich sehen lassen - Langeweile Fehlanzeige. "Schon auf den ersten Blick ist klar, dass sich der Civic Tourer deutlich von anderen Kombis unterscheidet", sagt Entwicklungsleiter Adrian Killham.

Mit dem coolen Hinterteil mimt der Japaner nicht nur den Hingucker. Mit 624 Litern hat der Civic Tourer den größten Laderaum seiner Klasse. Vier große Koffer nebeneinander schafft sonst kaum ein anderer. Da der Tank des Japaners wie bei der Limousine unter den Frontsitzen platziert ist, gibt es im doppelten Ladeboden zudem Platz für zwei weitere Bordtrolleys. Wer die Rücksitze flach umlegt, kann fast 1.700 Liter nutzen. "Der Civic Tourer ist der kompakteste Kombi im C-Segment", erklärt Produktplaner Patrik Ponec, "er ist 23,5 Zentimeter länger als der Civic Fünftürer, ist zudem der niedrigste Vertreter seiner Klasse, verfügt aber gleichzeitig über den größten Kofferraum."

Die vom Einstiegsmodell Honda Jazz bekannte Konstruktion ermöglicht es zudem, dass sich die Sitzflächen der Rückbank wie Kinosessel nach oben klappen lassen. Größere Gegenstände passen so auch stehend hinter die Frontsitze. Doch die Tankkonstruktion hat auch Nachteile. Von einem Allradantrieb kann der Kunde des Civic Tourer nur träumen. Überhaupt gibt Honda dem Kunden nur wenig Auswahl. Ein 1,8 Liter großer Benziner mit 104 kW / 142 PS und ein 1,6 Liter großer Diesel mit 88 kW / 120 PS - das war es auch schon. Die ohnehin betagte Fünfgang-Automatik gibt es nur für den Benziner. Das Dieselaggregat ist für den 4,54 Meter langen Kombi eine ideale Basisbesetzung. Der drehfreudige Vierzylinder mit einem maximalen Drehmoment von 300 Nm ab 2.000 U/min läuft in sich zwar ruhig, ist jedoch in jedem Betriebszustand laut und deutlich zu vernehmen.

Zudem kommt man kaum umhin, die Start-Stopp-Automatik an der Mittelkonsole zu deaktivieren, denn diese wirkt ungelenk und lässt den Wagen unnatürlich aufschütteln. Gerade unter Last gelangen dröhnende Geräusche in den Innenraum, während sich der 1,6 Liter große Selbstzünder von außen deutlich geschmeidiger anhört. Die Fahrleistungen liegen auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, denn auf 100 Kilometern soll sich der Selbstzünder mit 3,8 Litern Diesel zufrieden geben. 0 auf Tempo 100 schafft der ambitioniert antretende Honda Civic Tourer 1.6i DTEC in 10,1 Sekunden und er beschleunigt bis zur Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h kraftvoll.

Eine technische Neuerung beim Fahrwerk soll Dynamik und Langstreckenkomfort unter einen Honda-Hut bringen. So ist der Civic Tourer erstmals mit einer adaptiven Dämpfereinstellung nur für die Hinterachse zu bekommen. Jedoch liegen die Modi Comfort und Normal allzu eng beisammen. Nur der Dynamik-Modus hebt sich nennenswert ab und macht das Heck bei höheren Tempi fahrstabiler und -aktiver. Die Fahrwerksabstimmung ist seit Jahren eine Stärke der Honda-Modelle. Da macht der immerhin 1,5 Tonnen schwere Kombi-Fronttriebler keine Ausnahme. Die Lenkung ist durch das kleine Triebwerk ebenso leichtgängig wie präzise und nur bei kleinen Unebenheiten kommen störende Vibrationen in die Karosserie.

Bei der Preisgestaltung blickt beim Honda Civic Tourer kaum jemand durch. Ohne nachvollziehbaren Grund wird der geräumige Kombi in den fünf Varianten S, Comfort, Sport, Lifestyle und Executive angeboten. Unterhalb der mittleren Variante Sport sollte man es gar nicht erst versuchen. Dann gibt es an Bord des 25.550 Euro teuren Civic Tourer 1.6i DTEC unter anderem Rückfahrkamera, Tempomat, Licht-/Regensensor, anklappbare Spiegel und Klimaautomatik. Das 850 Euro teure adaptive Dämpfersystem kann man sich ebenso sparen wie das alles andere als überzeugende Navigationssystem, das teure 2.200 Euro kostet. Dann lieber 950 Euro für das Fahrerassistenzpaket ausgeben, das unter anderem Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- / Spurwechselwarner sowie Kollisionswarner und Notbremsassistent bietet. Der Honda Civic Tourer zeigt, dass Hausmannskost in Form eines Familienkombis genau die richtige Wahl sein kann. Es geht eben auch ohne Extravaganz - besser denn je.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-28

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