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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 24. Juni 2013
VW baut seine Golf-Familie mit dem TDI Blue Motion und dem Variant weiter aus und bespielt so zwei völlig verschiedene Kundengruppen. Bei der Blue-Motion-Version haben die Wolfsburger tief in das Konzern-Technikregal gegriffen!

Unterschiedlicher können zwei Autos der gleichen Baureihe kaum sein. Da ist zum einen der Golf Blue Motion, ganz Benzin-Asket, ohne den Komfort zu vernachlässigen, und zum anderen der Golf Variant, der ansehnlichen Ladevolumen-König der Familie gibt. Zwischen der immer kleiner werdenden Diskrepanz zwischen Nutzen und Aussehen liegt vielleicht der größte Fortschritt beim Variant. Schließlich galt bei den Vorgängern der kühle Grundsatz: Die Form folgt der Funktion. Der neue Vertreter kommt schick daher, ist aber immer noch vielfältig einsetzbar. Ersteres liegt vor allem an den dynamischeren Abmessungen gegenüber der letzten Generation des Golfs Variant: Der Neue ist 2,8 Zentimeter länger, 1,8 cm breiter aber 2,3 Zentimeter tiefer. Dass der Radstand um 5,7 Zentimeter gewachsen ist, sieht nicht nur besser aus, sondern ist auch dem MQB zuzuschreiben. Dazu kommen Details, wie erstmals geteilte Rückleuchten und eine markante Lichtkante, die sich quer über die Flanke zieht.

Doch das bedeutet natürlich nicht, dass die Funktionalität keine Rolle mehr spielt. Ganz im Gegenteil: Das Kofferraumvolumen ist deutlich gewachsen und liegt nun bei 605 Liter, das sind 100 mehr als beim Vorgänger und fünf weniger als beim Skoda Octavia Combi. Bei umgelegter Rückbank sind es 1.620 Liter, das ist ein Plus von 125 Litern gegenüber dem Golf VI Variant. Hier bleibt der Skoda mit 1.740 Litern unerreichte Spitze. Sobald man die Lehne des Beifahrersitzes umlegt, verschwinden auch Regale oder Surfbretter im Gepäckabteil des Wolfsburgers. Die nur 63 Zentimeter hohe Ladekante erleichtert das Verstauen der Utensilien ungemein. Und dass die Heckklappe weit aufschwingt, ist - gerade bei Regen - nicht unbedingt ein Nachteil. Erstmals hat der Variant einen Hebel, mit dem die Rücksitze mit einem Zug entriegelt und zu einer ebenen Ladefläche umfunktioniert werden können. Solche Mechanismen bieten andere schon länger, schön, dass es VW auch einführt. Unter dem Ladeboden befindet sich noch ein weiteres Staufach. Weitere Der Golf Variant bietet weitere Kombi-typische Details. Die Anhänger-Kupplung klappt heraus, wenn man einen Hebel zieht und eine Leuchtdiode zeigt an, ob die Anhänger-Kupplung vernünftig eingerastet ist.

Ansonsten spielt sich alles, wie beim Golf ab. Das fängt bei den vielfältigen Assistenzsystemen mit dem erweiterten ESP namens XDS+ an, das mit Bremseingriffen ein Sperrdifferential simuliert, geht bei der ebenfalls serienmäßigen Multikollisionsbremse weiter und hört bei variablen Dämpfern sowie der City-Notbremsfunktion auf. So fährt sich der Kombi-Golf auch wie sein Bruder. Die manuelle Sechsgangschaltung ist präzise, die Lenkung eine Spur zu leichtgängig und der Federungskomfort sehr ordentlich. Der gefahrene 2.0-Liter-Dieselmotor hat mit dem rund 1,4-Tonnen schweren Auto keine Probleme, ist aber auch kein Athlet, schafft 218 km/h Spitze und hat einen Durchschnittsverbrauch von 4,2 l/100 km. Das Cockpit mit der soliden Verarbeitung und den, zumindest in der gefahrenen Top-Ausstattung, feinen Materialien, wie Klavierlack oder Applikationen in Carbonoptik, überzeugt jedes Mal aufs Neue. Also bleibt der Satz: "Ein Golf bleibt ein Golf", der auch von einem sonntagmorgendlichen Frühschoppen stammen könnte, unverändert gültig. Auch bei den Preisen: Los geht es mit dem 85-PS-Benziner mit 18.950 Euro und die gefahrene Topversion kostet mindestens 10.000 Euro mehr.

Beim Golf TDI Blue-Motion sind die Daten durchaus beeindruckend: Der CO2-Ausstoß beträgt nur 85 g pro Kilometer. Das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 3,2 l/100 km oder eine Reichweite von mehr als 1.500 Kilometern, sofern der Tank mit 50 Liter Diesel zur Gänze gefüllt ist. Doch auch holt die ewige Diskrepanz zwischen Normverbrauch und Realität den Fahrer in die Realität zurück. Bei ersten Testfahrten, die der Spritspar-Golf auf brettebenen Straßen rings um Amsterdam absolvierte, lag der Verbrauch bei normaler Fahrweise bei 5,6 l/100 km. Immer noch beachtlich, aber keine verbrauchstechnische Revolution. Immerhin zeigte der 110-PS-1,6-l-TDI-Motor, dass er durchaus lebendig ist. Das merkt man allerdings auch am Golf-untypischen Brummen und Vibrieren, das hauptsächlich dem Fehlen von Ausgleichswellen geschuldet ist, die die Reibung und das Gewicht vergrößern würden. Dank des halbwegs ordentlichen Drehmoments von 250 Newtonmetern kann man den Blue Motion recht entspannt fahren.

Allerdings raubt ihm die durchgängig länger übersetzte mit speziellem Leichtlauf-Öl geschmierte Sechsgang-Schaltung etwas Temperament. Und das trotz eines guten cW-Werts von 0,27. Der kommt aufgrund der, bei besonders genügsamen Modellen, üblichen aerodynamischen Kniffe zustande: Dazu gehören unter anderem spezielle, möglichst geschlossene Felgen, ein verkleideter Unterboden und ein fast geschlossener Kühlergrill.

Innermotorisch haben die Wolfsburger auch einiges getan, um das neue EA-288-Triebwerk Euro-6-fit zu machen. So verstellt eine Nockenwelle sowohl ein Einlass- als auch das dazugehörige Auslassventil bei jedem der vier Zylinder variabel. Während das andere Ein-/Auslassventilpaar von einer weiteren Nockenwelle traditionell angesteuert wird. Diese einseitige variable Veränderung der Steuerzeiten reicht, um die Emissionen bis auf die Euro-6-Norm zu drücken. Wichtig ist, dass der Stellmotor so schnell arbeitet, um beide Ventile nacheinander zu variieren. So sparte man die 400 Gramm Gewicht eines zweiten Stellmotors und außerdem Kosten.

Weitere durstsenkende Maßnahmen sind unter anderem reibungsarme Wälzlager an der Nockenwelle, eine schnellere Erwärmung des Motors durch zwei getrennte Kühlkreisläufe für Zylinderkopf und Kurbelwellengehäuse sowie einen Zylinderdrucksensor, der die Einspritzmenge auch bei älter werdenden Motoren, die bereits einem gewissen Verschleiß ausgesetzt sind, konstant hält. Soviel Hirnschmalz hat natürlich auch seinen Preis: Der Blue Motion TDI kostet mindestens 21.900 Euro. Übrigens wird es gegen Ende des Jahres diese Spritspar-Variante des Golf Variant geben. Nur, dass der Verbrauch dann um 0,1 l/100 km höher liegen wird, als beim "normalen" Golf. Doch das kann man angesichts des Gebotenen durchaus verschmerzen.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2013-06-24

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