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Testbericht

Max Friedhoff/SP-X, 22. Juni 2017

Rallyecross ist ein schmutziger Sport: Staub, Matsch und Sand wechseln sich auf der Strecke ab. Oft wird mit Vollkontakt gefahren. Es gibt kurze Rennen mit Fahrern, die einen zerfetzten Kotflügel nicht scheuen, wenn sich damit ein Platz im Finale erkämpfen lässt. Die Rennsport-Disziplin boomt seit einigen Jahren. In der Weltmeisterschaft kämpfen bekannte Namen wie Sebastien Loeb (neunfacher Rallye-Weltmeister), Matthias Ekström (DTM-Legende) oder Ken Block (Youtube- und Rallye-Star) in 600 PS starken Kompaktwagen gegeneinander, die selbst auf rutschigem Geläuf in unter zwei Sekunden auf Tempo 100 schießen. Rallyecross ist ein Zuschauer-Sport. Es gibt an den Renntagen nur kurze Pausen zwischen den einzelnen Läufen, die Action kommt Schlag auf Schlag. Soziale Netzwerke wie Facebook und Youtube dienen anstelle von klassischen Fernsehsendern als Info-Quelle für eine jüngere Fan-Generation.
 
In dieser Umgebung versucht der koreanische Hersteller Ssangyong seit Anfang dieses Jahres nun, eine kostengünstige Einsteiger-Serie mit professionellem Umfeld zu schaffen. Im „SRX Cup“ treten je nach Auslastung bis zu zehn baugleiche Pick-ups vom Typ Ssangyong Actyon Sports gegeneinander an. Die für einen Rennwagen wahrlich ungewöhnlichen Fahrzeuge werden ihres Allradantriebes beraubt und dank 165 kW/225 PS, 500 Newtonmeter Diesel-Drehmoment und einer mechanischen Hinterachssperre zu echten Heckschleudern. Im Innenraum wird mit Schalensitz, Hosenträgergurten, Überrollkäfig und Feuerlöschanlage Sicherheit geschaffen. Wer will, darf im SRX Cup sogar mit Beifahrer an den Start gehen und kann so beispielsweise mit einem Sponsor eine deutlich direktere Verbindung herstellen als von anderen Rennserien gewohnt.
 
Der vierte Lauf des SRX Cup führt das größtenteils mit Startern aus dem Benelux-Raum besetzte Teilnehmerfeld an den Estering in Buxtehude, 35 Kilometer südlich von Hamburg. Der Kurs wird unter anderem auch für die Rallyecross-Weltmeisterschaft genutzt und ist eine echte Traditionsstrecke. 60 Prozent Asphalt und 40 Prozent Schotter paaren sich mit blinden Kuppen, engen Kehren und einem unvergleichlichen Berg-und-Tal-Profil – alles auf nur 952 Meter Länge. Dazu kommt die „Joker Lap“, die alle Fahrer in jedem Rennen einmal durchfahren müssen – ein Stück Sandstrecke, die drei, vier Sekunden kostet, als taktisches Stilmittel dient und die Spannung im Rallyecross weiter erhöht.
 
In den „Heats“ genannten Qualifikations-Läufen starten vier Actyon Sports nebeneinander. Ein Streckenposten hält das „5 Sekunden“-Schild hoch, dann sind alle Augen auf die Ampel gerichtet. Die Drehzahlen der 2,2 Liter großen Dieselmotoren schießen in die Höhe, bei „Grün“ sprinten die vier Pick-ups mit durchdrehenden Reifen auf die erste Kurve zu. Hier geht es rechts ums Eck, leicht bergauf und der Knick macht stark zu. In der Anbremszone wechselt der Belag von Asphalt auf Schotter, das quittiert mein Actyon Sports mit einem ordentlich Heckschwenk, den ich gleichzeitig abfangen und halten muss, um das Fahrzeug für die folgende lange Gerade in Position zu bringen.
 
Am Kurvenausgang kämpfen drei Autos im Drift um Platz Eins. Es wird gerangelt, geschoben und gedrückt, dann hat sich das Feld sortiert. Nicht unüblich, dass nach der ersten Kurve die Außenspiegel durch Feindkontakt eingeklappt sind. Der Asphalt der nächsten Rechtskurve ist extrem wellig – beim Anbremsen bleibt ohne ABS gerne mal ein Rad stehen. Anschließend geht es leicht linksherum und bergauf, tiefe Spurrillen im weichen Schotter verlangen in jeder Runde eine andere Ideallinie. Im darauffolgenden Bergabstück muss das Auto auf dem rutschigen Geläuf für die finale Rechts-links-Schikane platziert werden, nach der es bereits zum ersten Mal auf die Start-Ziel-Gerade geht. Eine Runde auf dem Estering dauert im Actyon Sports nicht einmal 50 Sekunden. Nach knapp dreieinhalb Minuten ist ein Rennen vorbei, doch das Adrenalin wirkt noch lange nach.
  
Das besondere Format im Stil eines Fußballturniers mit Vorläufen, zwei Halbfinals und dem Finale über sechs Runden garantiert im SRX Cup spannende Rennen. Durch unterschiedlich gewählte Joker-Laps wird das Feld oft durcheinander gemischt. Die Pole Position für das Finale ergattert am Ende, wer über das gesamte Wochenende am konstantesten gute Leistungen erbracht hat.
 
Beim vierten Lauf in Buxtehude teile ich mir nach den beiden Vorläufen am Samstag-Nachmittag über Nacht den Platz an der Sonne punktgleich mit den beiden Profis Loris Cencetti und Guillaume de Ridder, die im Finale den Kampf um den Sieg unter sich ausmachen. Trotz den intensiven Duellen auf der Strecke ist die Atmosphäre im Fahrerlager gelöst. Man sitzt zusammen in der Sonne, diskutiert die bereits gefahrenen Läufe und gibt sich Tipps zu Luftdrücken und Ideallinien. Der Luxemburger und der Belgier wollen den SRX Cup als Sprungbrett in höhere Rallyecross-Kategorien nutzen. Dazu eignet sich der Markenpokal sehr gut: Eine Saison mit acht Rennwochenenden kostet rund 36.000 Euro. Die Autos sind mit einer Selbstbeteiligung von 2.000 Euro versichert, einen günstigeren und gleichzeitig so professionellen Einstieg in den Sport findet man momentan im Rallyecross nirgendwo. Kein Wunder also, dass der Ausrichter Zenos bereits über einen deutschen sowie einen internationalen Ableger nachdenkt. Die Aufmerksamkeit der stetig weiterwachsenden Rallyecross-Fangemeinde ist Ssangyong damit sicher – ein cleverer Schachzug, der sich langfristig auszahlen könnte.

Mit dem SRX Cup bietet Ssangyong einen kostengünstigen Einstieg in die boomende Welt des Rallyecross. Zeit, sich selbst hinter das Steuer zu klemmen und im Dreck zu spielen.

Fazit
Mit dem SRX Cup bietet Ssangyong einen kostengünstigen Einstieg in die boomende Welt des Rallyecross. Zeit, sich selbst hinter das Steuer zu klemmen und im Dreck zu spielen.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-06-22

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