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Testbericht

Jürgen Wolff, 26. Oktober 2009
Jetzt mischt auch Renault wieder mit bei den kompakten Rennern. Der Mégane RS soll mit 250 PS antreten in dem wachsenden Feld der hochgezüchteten Alltagssportler á la Golf R oder Focus RS.

So ganz genau weiß auch bei Renault wohl niemand, wie das neue Spielzeug wirklich heißt. Von "Renault Mégane Coupé Renault Sport" ist mal die Rede, dann kurz und knapp vom "TCe 250" und dann wieder vom "Renault Mégane RS". Egal, wie man den hormonbehandelten Kompakten nun letztlich nennen mag: Er ist in jedem Fall der Erwähnung wert. Zumal er in einer Liga mitspielt, in der sich immer mehr Rivalen tummeln. Ford hat mit dem Focus ST und dem Focus RS zwei dieser Kraftbolzen im Programm, VW die beiden Gölfe GTI und R, bei Seat läuft gerade der Leon Cupra R frisch vom Band, Audi hat den S3 und BMW den doch eher zivilen 130i. Opel gibt dem Astra OPC genügend Feuer mit, Mazda dem 3er MPS noch ein paar PS mehr - die kleinen Giftspritzen sind gerade voll im Rennen. Der Mégane RT gehört da noch zu den dezenteren Vertretern dieser jungen Wilden - wenngleich auch er seine Kraft nicht zu sehr verstecken mag. Vier leicht ausgestellte Radhäuser mit angedeuteten Luftauslässen vorne, ein Heckspoiler mit kleinen Stabilisierungs-Ausbuchtungen, ein mittiges Chrom-Endrohr, das beim Gasgeben auf der Rennstrecke auch mal richtig hungrig losfaucht. Dazu ein laut Renault aus der Formel 1 abgeleiteter Heckdiffusor, der bei schneller Fahrt Unterdruck erzeugen und so die Hinterräder stärker auf die Straße pressen soll. Das erhöhe die Fahrsicherheit in schnellen Kurven und bei hohem Tempo, versprechen die Franzosen. Und es erspare "einen aufdringlichen Heckspoiler".

An die Frontflügel der Formel 1-Rennwagen von Renault lehnt sich vom Design her auch ein Leitblech in der Frontschürze des Mégane an - in jedem Fall sieht der RS von vorne damit so forsch aus, wie er denn auch wirklich sein kann. Damit man im Rückspiegel auf jeden Fall auch sieht, was da von hinten ankommt, haben die Designer dem Mégane RS noch markante LED-Ketten in die Ecken dieses Frontflügels verpasst.

Innen setzt sich der alles in allem noch relativ dezente Renntrimm fort. Ob der Drehzahlmesser nun wirklich in dem Sonnenblumen-Gelb am besten aussieht ist eine Geschmacksfrage - markanter wird das Armaturenbrett dadurch in jedem Fall. Die Füße ruhen auf gelochten Pedalen in Alu-Optik, das Lenkrad ist griffig und hat passende Mulden für die Daumen. Wenn es sich auch noch solide anfühlen würde und nicht wie luftig aufgeschäumt, wäre der sportliche Trimm perfekt. Die Sitze in der RS-Normalversion sind mit ihren Seitenwangen schon deutlich besser ausgeformt und bieten mehr Seitenhalt als das normale Gestühl des Mégane. Wer es noch perfekter haben will, der ordert den RS gleich mit den sehr guten Recaro-Sportsitzen (1.600 Euro).

Ansonsten bringt der RS-Mégane innen alle Vor- und Nachteile seines zahmen Allerwelt-Bruders mit: Satt Platz vorne auch für große Passagiere und ein ziemlich gedrängter Lebensraum auf den hinteren Plätzen. Dort hin zu kommen ist in einem Zweitürer wie dem RS gewohnt beschwerlich. Und die Sicht durch das eher an eine Luke erinnernde Rückfenster ist ebenso gewohnt eingeschränkt. Aber wer schaut schon nach hinten, wenn er mit dem Mégane RS unterwegs ist? Von da schließen eh allenfalls noch Porsche, Ferrari und ähnliche Kaliber auf - und die muss man nicht sehen, die hört man schon.

Der zwei Liter große Turbo-Benziner unter der Fronthaube des Mégane RS sorgt schon dafür, dass man sich mehr auf die Sicht nach vorne konzentrieren kann. Bei einem Leistungsgewicht von 5,8 Kilo je PS jagen die 184 kW/250 PS den Franzosen binnen 6,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 - sagen die Franzosen. Und nach den ersten paar Kilometern im RS glaubt man es ihnen ohne Zögern. Der Tatendrang hat erst bei 245 km/h ein Ende, für die imageträchtige Kappungsgrenze von 250 km/h reicht es also nicht ganz. Was soll's, die Konkurrenten sind auch nur dann die 5 km/h schneller unterwegs, wenn sie sehr deutlich teurer sind. Dabei muss man mit dem Franzosen-Renner keineswegs rasen - man kann mit ihm ganz entspannt unterwegs sein. Das maximale Drehmoment von 340 Nm liegt schon bei 3000 U/min an, 80 Prozent des Durchzugs sind aber auch bereits ab 1900 U/min. zu haben. Ein Sportler mit dem sich schaltfaul gondeln lässt also. Mit offiziell 8,4 Liter Super auf 100 km gehört er noch zu den genügsamen Vertretern seiner Gattung. Der Golf GTI steht zwar mit 7,3 Litern in der Liste, die schnellen Focuse dagegen brauchen 9,3 und 9,4 Liter. Der Mazda 3 MPS ist mit 9,6 Litern noch durstiger - und will zudem das teure SuperPlus. Seine Kraft bringt der frontgetriebene RS auch bei härterer Gangart ohne jedes Zicken auf die Straße - selbst beim Versuch, die 6,1 Sekunden zu übertreffen. So gut wie kein Zerren ist zu spüren - die Franzosen haben die Lenkung vom Feder-/Dämpfungssystem entkoppelt. Ähnlich macht es Ford beim ebenfalls frontgetriebenen Focus RS, dessen 305 PS ebenfalls so gut wie nicht am Lenkrad motzen. "Independent Steering Axis System" (ISAS) nennen die Franzosen ihre Konstruktion.

Wer will, kann mit dem RS so bequem und zivilisiert unterwegs sein wie mit jedem anderen Mégane auch. Wer nicht will, der hat das "Renault Sport Dynamic Management". Ein kurzer Knopfdruck und der Wagen wechselt in den Sportmodus: Das ESP greift dann deutlich später ein, die Traktionskontrolle erlaubt mehr Schlupf an den Vorderrädern und auch das ABS reagiert etwas verzögert. Zudem verändert sich das Kennfeld für das nun noch schneller ansprechende Gaspedal. All das sorgt für ein dynamischeres Fahren.

Wem das noch nicht reicht, der kann das ESP ganz ausschalten - "beispielsweise für den Einsatz auf einer abgesperrten Rennstrecke", sichern sich die Franzosen ab. Gegen 400 Euro Aufpreis gibt es einen Monitor, der nicht nur über den Bordcomputer aktuelle Motorkennzahlen und selbst die momentane Querbeschleunigung anzeigt, sondern über den sich auch noch weitere Einstellungen verändern lassen.

Für die ganz Harten hat Renault das Cup-Paket im Angebot. Mit 1.600 Euro erkauft man sich dann ein spezielles Fahrwerk mit deutlich härterer Feder- und Dämpferabstimmung, eine mechanische Differenzialsperre, geschlitzte Bremsscheiben (damit das Wasser besser abläuft) und - ganz wichtig - rot lackierte Bremssättel. Aber auch ohne verschärften Anstrich langen die Brembo-Sättel an den vorne 340 und hinten 290 mm durchmessenden Bremsscheiben kräftig zu. Renault lässt sich seinen neuen Sportler ab Ende November 2009 mit einem Einstiegspreis von 26.650 Euro vergleichsweise moderat bezahlen. Für die 15 PS Aufschlag des Golf R etwa wollen die Wolfsburger fast 10.000 Euro mehr. Ford ruft für den Focus RS mit 305 PS mindestens 34.900 Euro auf. Beim 225 PS starken Focus ST geben sich die Kölner mit 26.000 Euro zufrieden. Der Mazda3 MPS steht mit 260 PS und 27.400 Euro in der Liste. Und der Klassiker VW Golf GTI schließlich liegt bei 40 PS weniger Leistung mit 26.650 Euro auf gleicher Kontohöhe wie der Renault Mégane RS.

Quelle: Autoplenum, 2009-10-26

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