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Testbericht

Sebastian Viehmann, 24. Januar 2008
In den automobilen Fischgründen tummelt sich ein neuer Hai. Mit aggressiver Optik, 192 PS, Turbolader und Overboost geht der Opel Corsa OPC auf Jagd. Und er hat Heißhunger auf GTIs, STs und Cupras.

"Wir haben uns gedacht: Der kann ruhig ein bisschen polarisieren", sagt Opel-Designer Ulli Hochmuth über den neuen Corsa OPC. Stimmt: Brav sieht es wirklich nicht aus, das sechste Mitglied der OPC-Familie. Die Performance-Versionen des Zafira und Meriva sind optisch ja ziemlich zahm geraten. Und auch der Vectra OPC geht problemlos als Familienkutsche durch. Beim Corsa dagegen hat man den Designern offenbar einen klaren Auftrag mit auf den Weg gegeben: "Macht ihn schnell, macht ihn aggressiv. Macht jedem Polo GTI-Fahrer klar, dass er unser Auto außer im Parkhaus nur von hinten sehen wird." Der Corsa OPC duckt sich denn auf seinen 17-Zöllern dicht an den Asphalt. Gegen Aufpreis gibt es auch 18-Zoll-Felgen. Breite Schweller, eine schnittige Frontlippe und der Heckspoiler betonen die ohnehin schon dynamische Form des Corsa.

Bei dem Kleinwagen symbolisiert ein Hai die neue Designlinie - die breiten senkrechten Lüftungsschlitze vorn und hinten erinnern tatsächlich an Kiemen. Außerdem zieht sich ein Dreieck als roter Faden durch Karosserie und Innenraum: Die Wabenstruktur am Kühlergrill, die Außenspiegel, das Auspuffendrohr, die kleinen Gumminoppen auf den Alu-Pedalen – alles dreieckig wie eine Haifischflosse. Innen warten elegante Sportsitze mit integrierten Kopfstützen darauf, sich an den Körper des Fahrers zu schmiegen. Auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so aussehen – die Sitze lassen sich für den Zugang zum Fond umklappen. Zum ersten Mal bei einem klappbaren Schalensitz sind dabei Seitenairbags in die Lehnen integriert. Hier und da haben die Rüsselsheimer weitere sportliche Attribute verstreut. Zum Beispiel OPC-Logos am Lederlenkrad und am Schaltknüppel. Das schön griffige Lenkrad ist - dem aktuellen Trend folgend - unten abgeflacht. Die Lüftungsdüsen sind je nach Lackierung des Autos silber oder blau umrandet, wobei das Silber besser zum schwarzen Klavierlack der Mittelkonsole passt. Große Fahrer könnten Schwierigkeiten haben, im Corsa die optimale Sitzposition für den sportlichen Ausritt zu finden. Die Sitzlehnen mit den integrierten Kopfstützen sind etwas zu kurz, und der Schaltknüppel sitzt ziemlich weit vorne.

Unter der Haube warten 192 Pferdchen auf ihren Einsatz. Das ist üppig in der Klasse der kleinen Wilden. Polo GTI Cup Edition und Seat Ibiza Cupra kommen mit 180 PS aus, der Mini Cooper S mit 175, Ford Fiesta ST und Peugeot 207 THP bringen 150 PS auf die Straße. Der Corsa-Motor basiert auf dem 1,6-Liter Aggregat des Meriva OPC. Das Drehmoment von 230 Newtonmetern lässt sich mit dem serienmäßigen Overboost-System kurzfristig auf 266 Newtonmeter steigern. Bei der Fahrwerksabstimmung hat Opel seinen Blauhai dorthin geschickt, wo alle Raubtiere mit Rädern trainieren: Auf die Nordschleife des Nürburgrings. 10.000 Kilometer haben die Rüsselsheimer den OPC mit Renn-Speed durch die Grüne Hölle gejagt. "Bei der Abstimmung des Fahrwerks sind wir einen sehr aggressiven Weg gegangen", sagt der Rennfahrer Manuel Reuter, der 13 Jahre lang Opel-Werkspilot war und jetzt Markenbotschafter ist. Er leitet das OPC Performance-Training in Dudenhofen, bei dem auch Otto Normal-Fahrer abseits öffentlicher Straßen die Grenzen ihrer Fähigkeiten und ihres Autos ausloten können.

Der Corsa OPC verschiebt zumindest letztere ziemlich weit nach außen. Die verstärkte Torsionslenker-Hinterachse und die harte Feder-/Dämpferabstimmung sorgen für die angemessene Straßenlage. Der Fahrkomfort leidet darunter kaum – Bodenwellen und andere Unebenheiten schluckt der Corsa, ohne dass sich die Passagiere Sorgen um ihre Bandscheiben machen müssen.

Überzeugend ist auch die "progressiv-variable" Lenkung: Je größer der Lenkwinkel, desto direkter wird die Übersetzung. Selbst auf einem engen Slalom-Parcours ließ sich der Corsa ausgezeichnet beherrschen. In schnellen Kurven freilich schiebt der starke Fronttriebler gern ein bisschen über die Vorderräder. Beeindruckend die Kraftentfaltung des aufgeladenen Vierzylinders. Spätestens wenn man im dritten Gang überholt, lernt man die Drehmoment-Reserven des OPC auch auf der Landstraße zu schätzen. Selbst im fünften Gang braucht er für den Zwischenspurt von 80 auf 120 Km/h weniger als 7,0 Sekunden. Der Gangwechsel mit der Sechsgang-Box geht trotz der relativ langen Schaltwege knackig vonstatten. Der Motorsound ist kernig, aber nicht röhrend, die Lautstärke hält sich im Rahmen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h schafft der kleine Rüsselsheimer in 7,2 Sekunden – genauso schnell wie der Ibiza Cupra (7,3 Sekunden), der Mini Cooper S (7,1 Sekunden) oder der Golf GTI (7,2 Sekunden).

Auch beim Preis schwimmt Opels Raubfisch mit vielen Konkurrenten im gleichen Strom. 22.560 Euro kostet der Corsa OPC (doppelt so viel wie der Basis-Corsa mit 1,0-Liter Motor). Zum Vergleich: Der Polo GTI Cup Edition ist ab 23.000 Euro zu haben, der Seat Ibiza Cupra ab 21.851 Euro und der Mini Cooper S ab 21.600 Euro. Die etwas schwächeren, aber auch sparsameren Konkurrenten Peugeot 207 Turbo (19.850 Euro) und Ford Fiesta ST (18.600 Euro) sind günstiger, bei der Optik aber deutlich biederer als das rasante OPC-Outfit.

Zur Serienausstattung des Corsa gehören Nebelscheinwerfer, Zentralverriegelung, Kopfairbags, ein abschaltbares ESP, Klimaanlage, CD-Radio, die speziellen Recaro-Sportsitze und elektrische Fensterheber. Bei den CO2-Emissionen ist der schnelle Corsa mit 190 Gramm pro Kilometer erwartungsgemäß kein Umweltengel - aber auch nicht allzu weit vom sparsamsten Corsa (1.3-Liter Diesel, 124 Gramm) entfernt. Den Durchschnittsverbrauch des OPC gibt Opel mit 7,9 Litern an. Auf unseren Testfahrten im Stadt-/Landstraßen-Mix pendelte sich der Verbrauch laut Bordcomputer eher bei rund 9 Litern ein.

Wer die rasante OPC-Optik mag, bei den Fahrleistungen aber auf die volle Dröhnung verzichten will, könnte auf den schon recht flotten Corsa 1.4 oder den kräftigen 1.7 CDTI ausweichen. Dazu wähle man die Ausstattung "Sport" (enthält unter anderem Sportsitze, Lederlenkrad und Sportfahrwerk) und das 1.179 Euro teure OPC-Line-Paket (unter anderem mit Frontspoiler- und Heckschürzenlippe, Dachspoiler, Seitenschweller in Wagenfarbe und einem verchromten Auspuffendrohr). Dann wird man zwar nicht automatisch zum König der Nordschleife und muss auf satte Kraftreserven verzichten, ist aber vor allem im Diesel (9,9 Sekunden von 0 auf 100, Spitze 194 Km/h) immer noch schnell und sparsam unterwegs. Und hebt sich optisch von der Masse ab.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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