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Testbericht

Jürgen Wolff, 19. März 2010
Für Nissan ist der Crossover Qashqai zu einem unerwartet großen Erfolg geworden. Entsprechend dezent ist jetzt das Facelift ausgefallen. Damit will man nun auch in der Golfklasse wildern gehen.

So richtig weiß man bei Nissan offensichtlich selber nicht, warum der Qashqai nun ein Facelift brauchte. Seit dem Debüt des Crossover im März 2007 haben die Japaner, die den Wagen in ihrem britischen Werk Sunderland produzieren, den Qashqai europaweit 542.250 Mal verkauft - Stand Januar 2010. Dazu kommen noch Märkte wie China und Japan. "Wir hätten uns also zurücklehnen, alles beim Alten lassen und einen Verkaufsrekord nach dem anderen genießen können", sagt Nissans Vizepräsident Simon Thomas. Entsprechend zurückhaltend ist das Facelift denn auch ausgefallen. Es soll Nissan vor allem mehr Kunden aus einem neuen Segment bringen. Die Marketingabteilungen der Hersteller haben es nüchtern C-Segment getauft, besser bekannt ist es als "Golf-Klasse". War der Qashqai anfangs noch eher als eine Art Wanderer zwischen den Welten von SUV und Kompaktautos gedacht, als "Crossover" eben, so hat man mittlerweile einen deutlich größeren Kundenkreis im Sinn. Die "Eroberungsquote" der Qashqai, der seinen Namen einem Stamm von Wüstenkriegern verdankt, liegt in Europa bei über 70 Prozent. Das heißt: Etwa drei von vier Käufern hatten zuvor ein Auto anderer Marke in der Garage stehen.

Auch wer sich den Qashqai genauer ansieht, der wird schnell feststellen: Der vermeintliche SUV konkurriert in der Tat eigentlich eher mit dem Golf Plus als zum Beispiel mit den Tiguan oder dem Ford Kuga. Schon von seiner Länge her passt der Qashqai mit 4,33 Metern eher zwischen Golf (4,20 Meter) und Astra (4,42 Meter). Auch von der Höhe her passt er mit 1,62 Metern eher zum gleich hohen Golf Plus. Selbst die Breite passt mit 1,78 Metern (Golf Plus: 1,76 Meter). Dafür bietet der fünfsitzige Qashqai mit 410 bis 1513 Litern mehr nutzbaren Laderaum als der Wolfsburger mit 395 bis maximal 1450 Liter. Die Modifikationen am neuen Qashqai beschränken sich vor allem aufs Optische, auf verbesserte Materialien und mehr Komfort. An der Fahrzeugfront etwa wurden Motorhaube, Kotflügel, Kühlergrill und Scheinwerfer überarbeitet. Von vorne wirkt er nun etwas moderner und schärfer geschnitten. Am Heck gab es einen neuen Dachspoiler und deutlicher strukturierte Rückleuchten. Weniger zu sehe sind die Arbeiten an der Aerodynamik - wie zum Beispiel ein glatterer Unterboden. Der hilft mit, den CW-Wert auf jetzt 0,33 zu senken. Der glattere Unterboden ist auch eine der Veränderungen, die zu einem merkbar geringeren Geräuschniveau im Innenraum geführt haben. Weitere Maßnahmen: eine geräuschschluckende Frontscheibe, eine bessere Schallisolierung zum Motorraum hin und eine überarbeitete Einzelradaufhängung. Entsprechend angenehm ist nun der Geräuschpegel für die Passagiere selbst noch bei Reisegeschwindigkeiten jenseits von Tempo 130.

Die Materialien im Innenraum machen einen hochwertigen Eindruck, ein paar Staufächer sind dazu gekommen - das war's auch fast schon. Für größere Fahrer hätte Nissan die Verstellmöglichkeit der Vordersitze noch um ein, zwei Stufen erweitern können - ansonsten kann man sich über die Sitze wirklich nicht beschweren: straff, bequem, mit ordentlichem Seitenhalt. Das Armaturenbrett zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es nicht mit Knöpfen und Schaltern überladen ist und sehr intuitiv bedienbar bleibt. Überarbeitet wurde die (gegen Aufpreis erhältliche) Navigation, der Sound kommt aus sieben Lautsprechern von Bose. Nun besser lesbar: Das neue Kombiinstrument vor dem Fahrer. Nach wie vor kann der Qashqai mit zwei oder als Qashqai+2 (dann auch insgesamt 21 cm länger) mit drei Sitzreihen geordert werden. Wirklich bequem geht es allerdings auf der dritten Sitzreihe auch nach dem Facelift nicht zu. Für den Qashqai+2 bleibt als Argument im Grunde nur der etwas größere Laderaum von 550 Litern bei zwei Sitzreihen. Wenig geändert hat sich beim angebotenen Motorenprogramm: Zwei Benziner (84 kW/114 PS und 104 kW/141 PS) sowie zwei Diesel (78 kW/106 PS und 110 kW/150 PS) gehen wahlweise unter der Haube zu Werke. Am meisten verkauft Nissan den Qashqai mit dem kleinen Benziner - die bessere Wahl dürfte in der Regel allerdings der 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS sein. Der sorgt bei dem 1,6 Tonnen schweren Crossover zwar auch nicht gerade für Sportwagenqualitäten, aber doch für ein im Alltag angemessenes Fortkommen.

Wer Automatik ordert, der wird ohnehin kaum um den Diesel mit seinem maximalen Drehmoment von 320 Nm herumkommen - selbst da schluckt die Schaltung vor allem beim Beschleunigen aus der Kurve oder beim Überholen noch einiges an Dynamik. Der Handschalter hat dieses Problem nicht. Erfreulich bei allen Motoren: Sie verbrauchen im neuen Qashqai etwas weniger Treibstoff - was allerdinge eher der verbesserten Aerodynamik geschuldet sein dürfte.

Der Qashqai ist auch nach dem Facelift (schon wegen seines relativ hohen Schwerpunktes) nicht zum Sportauto mutiert - aber er lässt sich nun doch agiler fahren als sein Vorgänger. Die Lenkung ist etwas direkter und präziser geworden, das Fahrwerk etwas dynamischer. Es ist schwer, ihn in Kurven mal zur Bockigkeit zu treiben - entweder lässt die Automatik solche Ambitionen gar nicht erst zu oder das ESP greift frühzeitig genug ein.

Die Federung ist straff, ohne unkomfortabel zu werden, Unebenheiten auf der Fahrbahn werden zuverlässig ausgefiltert. Für den Alltag reicht sicher die Version mit Frontantrieb. Wer auch bei Schnee oder im leichten Gelände immer gut dabei sein will, der sollte sich für den zuschaltbaren Allradantrieb entscheiden.

Der Einstieg in die Qashqai-Klasse ist nach dem Facelift preiswerter als vorher: Nissan hat die Preise im Schnitt um 1,55 Prozent gesenkt. Die Basisversion mit 1,6-Liter-Benziner und Frontantrieb ist bereits ab 19.490 Euro zu haben und schon ganz ordentlich ausgestattet - selbst ein Tempomat gehört zum Serienumfang. Der Diesel mit 2.0 Liter-Motor und Allradantrieb schlägt mit 27.690 Euro ins Konto. Ein vergleichbar motorisierter VW Golf Plus ist zwar rund 1500 Euro preiswerter - hat aber Allradantrieb nicht einmal als Option. Und ist deutlich ärmlicher ausgestattet.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-19

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